Invasion der Götter
die kompetenteste Assyriologin und Linguistin ins Boot geholt. Wenn dies der Fall sein sollte, erhöht sich unsere Chance beträchtlich.«
»Okay. Worauf warten wir also noch? Lasst uns gehen«, entgegnete Baker.
Kapitel 5
US-Pentagon, Washington D.C.
Vereinigte Staaten von Amerika
[22 Stunden, 05 Minuten]
Iris Decall hatte kaum ein Auge während des Fluges zugetan, doch der riesige Menschenauflauf mit einem Meer aus Plakaten und Bannern vor den Toren des Pentagon rüttelte sie wieder wach. Trotz des starken Schneetreibens und der unbarmherzigen Kälte standen die Menschen dichtgedrängt und schrien ihre Parolen. Den überforderten Polizisten war die Hilflosigkeit geradezu anzusehen. In den Gesichtern der Protestierenden konnte Iris hingegen Wut und auch Traurigkeit erkennen, was die Worte auf ihren Plakaten nur noch unterstrich.
»Stoppt das Sterben!« – »Mehr Hilfe für Hurrikan-Opfer!« – »Auch euch werden die Fluten niederreißen!« Doch es waren einfach zu viele Plakate, als dass sie sie alle hätte lesen können.
»Was geht hier vor?«, fragte sie Walters.
»Oh! Die stehen hier, weil die G8 hier tagen, und wahrscheinlich denken sie so ihr Gehör zu gewinnen. Albern, nicht wahr?«, antwortete der Soldat spöttisch.
»Ja, albern!«, entgegnete Iris mit trauriger Stimme, während sie die Tore des Geländes passierten. Das Letzte, was sie sah, war eine Mutter, die weinend ihr Baby an die Fensterscheibe der schwarzen Limousine hielt und etwas sagte. Die junge Wissenschaftlerin verstand es jedoch nicht, doch es hatte den Anschein, als wolle sie, dass man das Kind annehme. Dies schockierte die junge Frau zutiefst. Welchen Grund könnte diese Mutter haben, ihr kaum ein Jahr altes Kind fortzugeben? Was war dieser Frau widerfahren?
Den Lieutenant Colonel schien dies jedoch kein bisschen zu beeindrucken. Er blickte starr nach vorn, wie das die meisten Menschen taten, vollkommen egal, wer auf der Strecke blieb, Hauptsache, man kam voran, mit allen Mitteln, wenn es sein musste.
Auf dem Gelände des Pentagon patrouillierten unzählige Soldaten. Die Obrigen wollten mit aller Macht verhindern, dass auch nur eine Person in das wohl weltweit am strengsten bewachte Gebäude der Welt eindringen konnte. Sie hatten noch nicht lange das schwere Eisentor, das sich mechanisch wieder geschlossen hatte, hinter sich gelassen, als plötzlich ein ohrenbetäubender Knall ertönte. Der gepanzerte Wagen stoppte abrupt, als er von umherfliegenden Teilen getroffen wurde. Iris drehte sich rasch um, um zu erfahren, was geschehen war. Es bot sich ihr ein Bild des Schreckens. Eine Bombe musste unmittelbar vor dem massiven Eisentor detoniert sein. Sie sah Blut und Körperteile von Menschen. Iris verschwendete keinen einzigen Gedanken daran, dass sie der Detonation ebenso gut zum Opfer hätte fallen können, da sie nur wenige Momente zuvor den Ort des Unglückes überquert hatte. Sie dachte nur an die Mutter mit ihrem Säugling, den sie ihr hatte anvertrauen wollen. Hätte sie das Kind nur genommen, dann würde es jetzt vielleicht noch leben.
»Ist mit Ihnen alles in Ordnung, Dr. Decall?«, wollte Walters wissen, während die ersten Soldaten zum Ort des Geschehens stürmten. Mehr, um die Menschen daran zu hindern, das stark beschädigte Eisentor zu durchdringen, als den Opfern zu helfen, für die es noch Hoffnung gab.
»Sieht es so aus, als ob alles in Ordnung wäre?«, sagte sie mit Tränen in den Augen und deutete auf das Meer aus Blut. Panisch versuchte sie die Tür der Limousine zu öffnen, die allerdings notverriegelt war.
»Doktor, was haben Sie vor? Sie können hier nicht aussteigen! Den Menschen wird geholfen, dass garantiere ich Ihnen«, versuchte der Uniformierte sie zu beruhigen.
Iris riss so sehr an dem Türgriff, dass der Lieutenant befürchtete, sie würde ihn jeden Augenblick ausreißen. Dann schrie sie und schlug mit der flachen Hand stinksauer auf die gepanzerte Glasscheibe ihrer Tür.
»Beruhigen Sie sich bitte! Wir benötigen Sie für Wichtigeres! Glauben Sie mir!!«, versicherte er ihr.
»Wichtigeres?«, schrie Iris ihn an und strafte ihn mit einem hasserfüllten Blick.
»Da sind gerade Menschen gestorben! Haben Sie denn überhaupt kein Herz?!«
Ohne auch nur ansatzweise eine emotionale Reaktion zu zeigen, gab der Lieutenant dem Fahrer ein Zeichen. Daraufhin rollten sie im Schritttempo voran, weg von den Helfern, die zugleich auch noch die verzweifelte Menschenmasse unter Kontrolle halten
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