Invasion - Die Verräter - Ringo, J: Invasion - Die Verräter
beleuchtet. Ein Butler führte Cortez sofort in das Büro von Präsident Mercedes, wo dieser wütend mit hinter dem Rücken verschränkten Händen und gesenktem Kopf auf und ab marschierte. Auf seiner Stirn standen tiefe Sorgenfalten.
Cortez blieb stumm an der Tür stehen und wartete darauf, dass sein Onkel aufblickte und ihn zur Kenntnis nahm. Er konnte nicht ganz verstehen, was Mercedes vor sich hinmurmelte. Als eine Minute verstrichen war, ohne dass der Präsident ihn zur Kenntnis nahm, räusperte sich Cortez, was den Präsidenten dazu veranlasste, stehen zu bleiben und aufzublicken.
»Wo ist Serasin?«, herrschte er seinen Neffen an.
Cortez zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht, Onkel. Er ist zu den letzten beiden Verhaftungen nicht erschienen.«
»Und du hast es nicht für nötig gehalten, mir das zu melden?«, fragte der Präsident ruhig.
»Er ist Polizeibeamter, Onkel. Ich bin sicher, dass er auch noch andere Pflichten hat.«
Auf diese Bemerkung hin stürzte sich Mercedes auf seinen Neffen und versetzte ihm eine schallende Ohrfeige. »Er hat keine anderen Aufgaben, sobald ich ihm einmal eine Aufgabe erteilt habe! Und deine Aufgaben gelten ausschließlich mir und unserem Clan!«
Der Schlag war so heftig gewesen, dass Cortez Mühe hatte, sein Gleichgewicht zu halten. Er hielt sich abwehrend beide Hände vors Gesicht und stammelte eine Entschuldigung, ohne zu wissen, wofür er sich entschuldigte. Schließlich hatte er ja seine Anweisungen befolgt. Er hatte die Aufsicht bei den von seinem Onkel geforderten Verhaftungen geführt und hatte darauf gesehen, dass sie problemlos vonstatten gingen.
Mercedes hatte alle Mühe, Fassung zu bewahren. Schließlich
wandte er sich von Cortez ab, setzte sich wieder hinter seinen Schreibtisch und funkelte von dort seinen Neffen an.
»Wer hat Truppen unter seiner Kontrolle und ist nicht verlässlich?«, fragte er.
Im Geiste ging Cortez eine Liste von Korps- und Divisionskommandanten durch. »Die meisten würden sich aus allem heraushalten«, schloss er. »Du könntest dich nicht auf sie verlassen, wenn es hart auf hart geht. Diejenigen, die uns am liebsten tot oder zumindest entmachtet sehen wollen, sind bereits eingekerkert. Nachgeordnete Offiziere haben ihre Positionen übernommen, aber Onkel, es gibt gute Gründe, dass sie nachgeordnet waren. Ich finde, du solltest dich nicht darauf verlassen, dass die Kommandeure der schweren Korps und 6 th Mechanized Division dich unterstützen, falls der geringste Zweifel daran besteht, dass du an der Macht bleibst.«
»Wie sieht es mit deiner alten Division aus?«
Ein kurzes Zittern überlief Cortez. »Suarez ist einer von denen, die uns am liebsten tot sehen würden. Aber die Division ist ohnehin fast völlig aufgerieben worden.«
»Vielleicht trifft das zu, vielleicht aber auch nicht«, räumte Mercedes widerstrebend ein. »Ich habe Anweisung gegeben, dass die sechste Division bei der Versorgung mit Gerät und Nachschub mit Vorzug behandelt wird. Aber wenn Boyd meine Befehle hinsichtlich des Themas Landminen nicht befolgt hat, ist es durchaus möglich, dass er mich auch in der Frage der Versorgung ignoriert hat.«
Er hielt inne, überlegte und meinte dann: »Ich möchte, dass du dich zu deiner alten Division zurückbegibst und das Kommando wieder übernimmst. Und zwar sofort.«
Cortez wandte ein, dass die Division aus Prinzip gegen ihn eingestellt sei und seinen Tod wünsche, aber ein Blick seines Onkels reichte aus, und er salutierte und trat die Reise zum Gefechtsstand seiner Division irgendwo im Südwesten von Santiago an.
Auch wenn Diaz seine Nachtsichtbrille benutzte, wirkte Santiago auf ihn düster. Er wusste nicht, ob das daran lag, dass die Stromleitungen so weit im Westen von den Posleen zerstört und nicht wieder repariert worden waren, ob etwa in der Stadt Verdunkelung angeordnet worden war oder ob einfach alle Bewohner in ihren Betten lagen und schliefen.
Diaz wollte auch schlafen. Wie lange war das schon her? Er sah auf die Uhr und stieß einen leisen Pfiff aus. Sehr lange. Nun … ein wenig schaffe ich ja noch. Das kann ich, weil ich muss.
Trotzdem drückte die Müdigkeit wie eine schwere Last auf seine Seele, eine fast unerträgliche Hölle, die nur mit Mühe zu ertragen war. Er unterdrückte ein tiefes Gähnen.
Ein schneller Blick auf den Höhenmesser verriet Diaz, dass er es mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht bis zurück zum Gefechtsstand der ersten Division in der Nähe von Montijo schaffen würden,
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