Invasoren der Erde
Suche nach einer passenden Welt. Viele von uns sind gestorben, bei der Untersuchung von fremden Planeten und Sonnen, bei der Versorgung der Brutgestelle, in denen die Larven auf den Tag der Befreiung warten. Und dann, endlich, hatten wir diese Welt gefunden, Vincent. Beinahe zu spät! Sie ist kalt, und ihre Sonne ist schwach – aber dennoch, wir können hier leben.
Und wenn wir es nicht schaffen, ist unsere Rasse für alle Ewigkeit verloren. Unser Treibstoff und unsere Vorräte sind erschöpft. Es gelang uns, unser Schiff weit hinter dem Mond in eine Umlaufbahn um eure Erde zu bringen. Einige von uns – Freiwillige – sind gelandet, um das Terrain zu sondieren und Nistplätze zu bauen. Wollt ihr uns das verwehren? Wollt ihr euch des Völkermordes schuldig machen? Es ist das schlimmste aller Verbrechen.«
»Sie haben uns keine andere Wahl gelassen«, sagte David. »Sie sind als Feind gekommen – und die Menschheit setzt sich zur Wehr.«
»Ich sagte schon, daß das ein Fehler war.« Dorn sah ihn verzweifelt an. »Aber es ist noch nicht zu spät, um ihn zu korrigieren. Unser erstes Brutschiff ist jetzt eine halbe Meile entfernt gelandet. Legen Sie ihre Waffe weg, Vincent! Heißen Sie uns willkommen. Wir können Ihre Welt teilen, und als Gegengabe …«
Mit einem plötzlichen Aufschrei kam Anoti auf die Beine.
»Hören Sie nicht auf ihn, Vincent. Er lügt!« Mit diesen Worten warf er sich auf die geduckte Gestalt – und Dorn wirbelte mit seiner unmenschlichen Gewandtheit herum und schlug ein einziges Mal zu. David hörte das schreckliche Geräusch von splitternden Knochen und sah, daß Anoti wie eine Puppe in den Staub fiel. Blut strömte ihm aus dem Mund, und sein Brustkorb war eingedrückt.
Und im gleichen Augenblick betätigte David den Auslöser. Helles, flackerndes Licht kam aus dem Lauf. Dorn schwankte zurück, als das Metall um ihn pfiff. Die Kleider wurden ihm in Fetzen gerissen. Er stolperte, fing sich wieder, stand einen Moment lang taumelnd da und starrte David Vincent durch den Geschoßhagel an.
Da kam er näher, Schritt für Schritt, direkt auf den MG-Lauf zu. Schließlich blieb er stehen, das Narbengesicht in eine Maske ohnmächtigen Hasses verzogen. Und dann, als sei seine Kraft mit einem Male erschöpft, schwankte er rückwärts. Sein Kopf fiel zur Seite. Sein Körper wurde von den Geschossen zerschmettert…
Als Dorn endgültig den Kampf aufgab, war er nur noch Schritte von den Ketten des Panzerfahrzeugs entfernt. In die plötzlich eintretende Stille flüsterte er:
»Es werden – mehr – von uns – kommen … die Große Rasse – stirbt nicht …«
Dann schwieg er. David war allein in der Alptraumlandschaft.
*
In tausend Metern Entfernung ruhte das fremde Schiff in einem Teich blauen Lichts. Lange Zeit starrte David über die kahle Wüstenfläche, ohne sich zu rühren. Die Ereignisse der letzten Sekunden hatten ihn betäubt. Dann kletterte er entschlossen in den Fahrersitz und jagte den Hang hinunter.
Ein greller Lichtpunkt zeigte sich plötzlich im oberen Teil des fremden Schiffes. Ein Strahl kalten Lichts jagte über den Boden auf ihn zu. David riß das Steuerrad hart herum und scherte nach rechts aus. Im Schutze einer Reihe von Felsblöcken donnerte der Panzer weiter.
Vor David zeigte sich eine schmale Lücke. Er bremste, immer noch in der Deckung riesiger Felsblöcke, und hielt das Fahrzeug an.
Keine zweihundert Meter entfernt verbreitete das fremde Schiff sein geisterhaftes Licht. Der harte Boden wurde hell angestrahlt. Und auf dem Boden bewegten sich Gestalten. Keine menschenähnliche, sondern groteske Monstren, die aussahen, als habe man sie aus der Tiefe der Ozeane, aus ewigem Dunkel, ans Licht der Erde gezerrt.
Es waren sechs. Sie hatten Höcker und Stachel und bewegten sich auf ganzen Reihen stummelartiger Gliedmaßen fort. Sieben, acht, zählte David, und immer noch kamen die Fremden aus dem Schiff. Sie arbeiteten mit fieberhafter Hast an einem spinnennetzartigen Gerüst, für das sie Kabel und Drähte aus dem Schiffsinneren holten.
Brutgestelle, hatte Dorn gesagt. Was der Ausdruck bedeuten sollte, wußte David nicht – aber vor seinen Augen stand das Bild von glitschigen, quirlenden Larven, die irgendwo heranreiften – tief unter der Erde oder in abgelegenen Gebieten – bis sie zu den pilzartigen Ungeheuern heranwuchsen, von denen Anoti ein Exemplar gesehen hatte. Und dann würden sie sich mit ungeheurer Geschwindigkeit in erwachsene Invasoren verwandeln,
Weitere Kostenlose Bücher