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Inversionen

Inversionen

Titel: Inversionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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unterhalten, die für sich den ehrenvollen, aber unadeligen Titel einer Doktorin in Anspruch nahm, und so war ich zumindest in der Lage, sowohl zu tanzen, ohne ihr auf die Füße zu treten, als auch zu beobachten, was sich zwischen meiner Herrin und dem Herzog abspielte.
    »Sehr, Herzog Quettil.«
    »Ich war überrascht, als der König darauf bestand, Euch in unseren Kreis einzuladen, aber schließlich ist er heute abend sehr… guter Dinge. Findet Ihr nicht?«
    »Es hat den Anschein, als amüsiere er sich.«
    »Nicht zuviel, Eurer Meinung nach?«
    »Es steht mir nicht zu, den König in irgendeiner Hinsicht zu beurteilen, Herr, außer was seine Gesundheit betrifft.«
    »Vollkommen richtig. Ich hatte die Ehre, die Figur auszuwählen. Entspricht sie Eurem Geschmack?«
    »Ganz und gar, Herzog.«
    »Vielleicht ist sie ein wenig kompliziert.«
    »Vielleicht.«
    »Man muß so vieles bedenken, das sich nicht ganz natürlich ergibt, es gibt so viele Möglichkeiten, Fehler zu machen.«
    »Lieber Herzog«, sagte die Ärztin mit milder Besorgnis. »Ich hoffe, das ist keine fein verbrämte Warnung.«
    Zufällig umkreiste ich genau in diesem Augenblick meine Partnerin mit auf dem Rücken verschränkten Händen und sah dem Herzog Quettil direkt ins Gesicht. Ich hatte den Eindruck, daß er einen Augenblick lang fassungslos war, unschlüssig, was er sagen sollte, bevor die Ärztin fortfuhr: »Ihr bereitet Euch doch nicht etwa darauf vor, mir auf die Zehen zu treten?«
    Der Herzog gab ein kurzes, schrilles Lachen von sich, und damit führten die minutiösen Erfordernisse des Tanzes sowohl die Ärztin als auch mich aus der Mitte der Figur hinaus. Während unsere andere Vierergruppe die Mitte einnahm, standen wir nebeneinander aufgereiht da, die Hände verschränkt oder an die Hüften gelegt, je nachdem, und schlugen zuerst mit einem Fuß, dann mit dem anderen den Takt.
    »Bis jetzt alles in Ordnung, Oelph?« fragte die Ärztin. Ich fand, daß sie sich ein wenig atemlos anhörte, und sogar so, als ob sie Spaß hätte.
    »Jawohl, bis jetzt, Herrin. Der Herzog kam mir ziemlich…«
    »Bringt Ihr Quettil Sonderschritte bei, Doktor?« fragte Adlain von der anderen Seite.
    »Ich bin sicher, es gibt nichts, das ich dem Herzog beibringen könnte, Wachkommandant.«
    »Ich bin sicher, er ist genau derselben Ansicht, Madame, und dennoch hatte es den Anschein, als sei er bei der letzten Runde für einen Augenblick aus dem Schritt geraten.«
    »Es ist eine komplizierte Figur, wie er selbst mir gegenüber äußerte.«
    »Dennoch hat er sie ausgesucht.«
    »Das hat er tatsächlich. Tanzt Herzog Walen ebenso gut, was meint Ihr?«
    Adlain schwieg eine Weile. »Ich könnte es mir vorstellen, oder zumindest könnte ich mir vorstellen, daß er sich vorstellt, daß er es kann.« Ich bemerkte, wie er die Ärztin ansah. Seine Halbmaske erlaubte ihm, ein Lächeln zu zeigen. »Ich persönlich muß jedoch feststellen, daß es meine ganze Konzentration erfordert, meine eigenen Schritte richtig zu setzen, ohne noch zu versuchen, die eines anderen zu prüfen. Ah, entschuldigt mich…«
    Eine weitere Zusammenstellung. »Werte Doktorin«, sagte der junge Herzog Ulresile, als er sie in der Mitte traf. Seine Begleiterin, die junge Dame, deren Name ich immer wieder vergesse, war anscheinend ebensowenig geneigt, mit mir zu sprechen, wie die Dame Ghehere.
    »Herzog«, antwortete die Ärztin.
    »Ihr seht umwerfend aus.«
    »Danke.«
    »Diese Maske, ist die aus Brotechen?«
    »Nein, Herr, aus Silber.«
    »Aha. Tatsächlich. Aber stammt sie aus Brotechen?«
    »Nein, aus Haspide. Ich habe sie mir von einem Juwelier anfertigen lassen.«
    »Ach! Nach Eurem eigenen Entwurf! Wie faszinierend!«
    »Mein Zeh, Herr.«
    »Wie bitte? Oh! Oh, tut mir leid.«
    »Und Eure Maske, Herzog?«
    »Wie? Ach so, ein altes Familienstück. Gefällt sie Euch? Habt Ihr Spaß daran? Es gibt ein Gegenstück dazu, für eine Dame. Ich würde mich geehrt fühlen, wenn Ihr sie mit meinen besten Empfehlungen annehmen würdet.«
    »Das könnte ich unmöglich tun, Herr. Ich bin sicher, Eure Familie würde Einwände erheben. Dennoch danke ich Euch.«
    »Aber das ist nichts! Das heißt, sie ist sehr… sie ist… wie soll ich es sagen… sie wird als überaus elegant und anmutig angesehen, die für die Dame, meine ich, aber es steht mir allein zu, sie zu verschenken. Es wäre eine große Ehre für mich.«
    Die Ärztin schwieg eine Weile, als ob sie dieses Angebot überdächte. Dann sagte sie: »Und eine noch

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