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Inversionen

Inversionen

Titel: Inversionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Drogen, die der Mörder genommen hatte, aber die anderen wußten von nichts. Arglose Unschuldige, die das Ganze für ein großartiges Abenteuer hielten.«
    »Wurden sie Einzelverhören unterzogen?« fragte die Dame Perrund ruhig.
    DeWar nickte. Er blickte zu Boden. »Nur ihre Köpfe gehen nach Hause zurück. Dem Vernehmen nach sollen sie am Schluß froh gewesen sein, sie zu verlieren.«
    Die Dame Perrund legte dem Mann kurz die Hand auf den Arm, dann zog sie sie wieder zurück und sah zu dem Eunuchen in der Kanzel hinauf. »Die Schuld liegt bei ihren Herren, die sie in den sicheren Tod geschickt haben, nicht bei Euch. Sie hätten nicht weniger gelitten, wenn ihr Plan erfolgreich verlaufen wäre.«
    »Das weiß ich«, sagte DeWar und lächelte, so gut er konnte. »Vielleicht könnte man es berufsmäßigen Mangel an Mitgefühl nennen. Ich bin dafür ausgebildet, so schnell wie möglich zu töten oder außer Gefecht zu setzen, nicht so langsam.«
    »Dann seid Ihr also nicht zufrieden?« fragte die Dame Perrund. »Es hat einen Mordanschlag gegeben, und zwar einen ernsthaften. Habt Ihr nicht das Gefühl, daß dies Eure Theorie widerlegt, daß hier am Hof lauerten Feinde?«
    »Vielleicht«, sagte DeWar halbherzig.
    Die Dame Perrund lächelte. »Ihr seid durch diesen Vorfall nicht wirklich besänftigt, nicht wahr?«
    »Nein«, gab DeWar zu. Er wandte den Blick ab. »Nun ja, doch, ein wenig, aber mehr aus dem Grund, weil ich zu dem Schluß gekommen bin, daß Ihr recht habt. Ich werde mir weiterhin Sorgen machen, was geschehen könnte, und mir immer die schlimmsten Dinge ausmalen. Ich bin unfähig, mir keine Sorgen zu machen. Besorgnis ist mein natürlicher Gemütszustand.«
    »Dann solltet Ihr Euch keine Sorgen darüber machen, daß Ihr Euch so viele Sorgen macht«, schlug die Dame Perrund vor, und ein Lächeln umspielte ihre Lippen.
    »Das ist, mehr oder weniger, die einzige Möglichkeit. Sonst wird die Sache endlos.«
    »Sehr pragmatisch.« Die Dame Perrund beugte sich vor und legte das Kinn in die Hand. »Welche Aussage steckte in Eurer Geschichte über Sechroom, Hiliti und Leleeril?«
    DeWar machte ein ratloses Gesicht. »Ich weiß nicht genau«, gab er zu. »Ich habe die Geschichte in einer anderen Sprache gehört. Sie übersteht die Übersetzung nicht besonders gut, und… es war mehr als nur die Sprache, die einer Übersetzung bedurfte. Einige der Vorstellungen und… die Art und Weise im Handeln und Verhalten der Leute bedürfen ebenfalls der Abwandlung, um einen Sinn zu ergeben.«
    »Also, dann wart Ihr größtenteils erfolgreich. Beruht Eure Geschichte auf einer wahren Begebenheit?«
    »Ja, alles hat sich tatsächlich so zugetragen«, sagte DeWar, dann lehnte er sich zurück, lachte und schüttelte den Kopf. »Nein, ich nehme Euch auf den Arm. Wie hätte so etwas geschehen können? Sucht auf den neuesten Globen, durchforscht die neuesten Landkarten, reist zum Ende der Welt. Ihr werdet nirgendwo Felizien finden, das schwöre ich.«
    »Oh«, sagte die Dame Perrund enttäuscht. »Dann stammt Ihr also nicht aus Felizien?«
    »Wie könnte ich von einem Ort stammen, den es gar nicht gibt?«
    »Aber Ihr stammt aus… Mottelocci, nicht wahr?«
    »Mottelocci, richtig.« DeWar runzelte die Stirn. »Ich kann mich gar nicht erinnern, daß ich Euch das mal erzählt habe.«
    »Dort gibt es Berge, nicht wahr? Es ist eines der – wie nennt man sie heute? Die Halbverborgenen? Ja. Die Halbverborgenen Königreiche. Das halbe Jahr über unerreichbar. Aber ein kleines Paradies, so heißt es.«
    »Halbparadies. Im Frühling und Sommer und Herbst ist es wunderschön. Im Winter ist es fürchterlich.«
    »Drei von vier Jahreszeiten würden den meisten Leuten genügen.«
    »Nicht wenn die vierte Jahreszeit länger dauert als die anderen drei zusammen.«
    »Hat sich etwas Ähnliches wie Eure Geschichte dort abgespielt?«
    »Vielleicht.«
    »Wart Ihr einer der Gestalten?«
    »Kann sein.«
    »Manchmal«, sagte die Dame Perrund und setzte sich mit einem ärgerlichen Gesichtsausdruck zurück, »kann ich gut verstehen, warum Herrscher Foltermeister beschäftigen.«
    »Oh, ich kann das immer verstehen«, sagte DeWar leise. »Nur nicht…« Er schien sich zu fangen, dann setzte er sich aufrecht hin und zog seine Tunika tiefer herunter. Er blickte hinauf zu den undeutlichen Schatten, die auf die sanft schimmernde Wölbung der Lichtkuppel über ihnen geworfen wurden. »Vielleicht habt Ihr Zeit für ein Spiel? Was meint Ihr?«
    Die Dame Perrund

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