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Inversionen

Inversionen

Titel: Inversionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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kandierte Frucht aus seiner Tasche zum Vorschein. Er reichte die Süßigkeit dem entzückten Jungen, der freudig hineinbiß.
    »Was geschah dann?« fragte Huesse.
    »Leleeril kam dahinter, daß ihre Gunst Thema einer Wette gewesen war, und sie war beleidigt. Sie ging für eine Weile weg…«
    »Mußte sie weggehen?« fragte die Dame Perrund. »Ihr wißt schon, so wie Mädchen aus der wohlerzogenen Gesellschaften manchmal weggehen müssen, während die Natur ihren Lauf nimmt?«
    »Nein, sie wollte einfach nur irgendwo anders sein, weg von allen, die sie kannte.«
    »Was, ohne ihre Eltern?« fragte Huesse skeptisch.
    »Ohne irgend jemanden. Da merkten Sechroom und Hiliti, daß Leleeril vielleicht mehr für einen von ihnen empfunden hatte, als sie sich hatten vorstellen können, und daß sie etwas Schlechtes getan hatten.«
    »Es gibt heutzutage drei Kaiser«, sagte Lattens plötzlich, wobei er auf seiner gezuckerten Frucht herumkaute. »Ich weiß ihre Namen.« Die Dame Perrund brachte ihn mit einem ›Pscht!‹ zum Schweigen.
    »Leleeril kam zurück«, erzählte DeWar weiter, »aber sie hatte dort, wo sie gewesen war, neue Freundschaften geschlossen, und sie hatte sich während ihrer Abwesenheit verändert, und deshalb ging sie wieder dorthin, diesmal um zu bleiben. Soweit bekannt ist, lebte sie dort glücklich bis ans Ende ihrer Tage. Sechroom wurde Soldatenmissionarin in der felizianischen Armee, um den Kämpfenden in den sehr kleinen, sehr weit entfernten Kriegen beizustehen.«
    »Ein weiblicher Soldat?« fragte Huesse.
    »So etwas Ähnliches«, sagte DeWar. »Eher eine Missionarin, vielleicht sogar eine Spionin, als eine Soldatin.«
    Die Dame Perrund hob die Schultern. »Die Balnimen von Quarreck sind angeblich allesamt weibliche Krieger.«
    DeWar lehnte sich zurück und lächelte.
    »Oh«, sagte Huesse mit enttäuschtem Gesicht. »Ist das alles?« fragte sie.
    »Das ist für jetzt alles.« DeWar zuckte die Achseln.
    »Das heißt, es geht noch weiter?« fragte die Dame Perrund. »Ihr tätet gut daran, uns alles zu erzählen. Die Spannung könnte sonst unerträglich werden.«
    »Vielleicht erzähle ich euch ein andermal mehr.«
    »Was geschah mit Hiliti?« wollte Huesse wissen. »Was wurde aus ihm, nachdem seine Cousine weggegangen war?«
    DeWar lächelte nur.
    »Also gut«, schalt Perrund ihn. »Gebt Euch ruhig geheimnisvoll.«
    »Wo liegt Felizien?« fragte Lattens. »Ich kenne mich in Geografie aus.«
    »Sehr weit weg«, erklärte DeWar dem Jungen.
    »Weit weg übers Meer?«
    »Weit weg, übers Meer.«
    »Weiter weg als Tyrsk?«
    »Viel weiter.«
    »Weiter weg als die Zwirbelinseln?«
    »Oh, viel, viel weiter.«
    »Weiter weg als… Drezen?«
    »Noch weiter als Drezen. Im Land der Vortäuschung.«
    »Und sind die Berge Zuckerhügel?« fragte Lattens.
    »Alle. Und die Seen sind Obstsaft. Und alles Wild wächst auf Bäumen, bereits fertig gebraten. Und auf anderen Bäumen wachsen Baumhäuser, und Katapulte und Pfeile und Bogen wachsen darauf wie Früchte.«
    »Und ich vermute, in den Flüssen fließt Wein?« fragte Huesse.
    »Ja, und die Häuser und die Bauwerke und die Brücken bestehen aus Diamanten und Gold und lauter wertvollen Materialien.«
    »Ich habe einen zahmen Eltar«, sagte Lattens zu DeWar. »Er heißt Wintle. Möchtest du ihn sehen?«
    »Gewiß doch.«
    »Er ist im Garten, in einem Käfig. Ich hole ihn. Komm, gehen wir!« sagte Lattens zu Huesse und zog sie auf die Füße.
    »Wahrscheinlich ist es ohnehin an der Zeit, daß er ein wenig im Garten herumrennt«, sagte Huesse. »Ich bin bald zurück, mit dem ungezogenen Wintle.«
    DeWar und die Dame Perrund sahen der Frau und dem Kind nach, die unter den wachsamen Augen des weißgekleideten Eunuchen in der hohen Kanzel den Raum verließen.
    »Nun denn, Herr DeWar«, sagte Perrund. »Ihr habt es lange genug hinausgezögert. Ihr müßt mir alles über diesen mörderischen Gesandten erzählen, den ihr unschädlich gemacht habt.«
    DeWar erzählte ihr soviel über die Geschehnisse, wie er glaubte verantworten zu können. Er ließ die Einzelheiten darüber aus, wie es ihm gelungen war, so prompt auf den Anschlag des Mörders zu reagieren, und die Dame Perrund war zu höflich, um weiter in ihn zu dringen.
    »Was ist mit den Mitgliedern der Delegation, die zusammen mit dem Botschafter der Meeresgesellschaft gekommen war?«
    DeWar machte ein betrübtes Gesicht. »Ich glaube, sie wußten nichts von seinem Vorhaben. Vielleicht einer. Er war verantwortlich für die

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