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Irgendwann Holt Es Dich Ein

Irgendwann Holt Es Dich Ein

Titel: Irgendwann Holt Es Dich Ein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Hill
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worum es ging, wagte jedoch nicht, direkt zu fragen. Sie wollte die Polizei nicht unbedingt darauf stoßen, dass sie inzwischen in mehr als einen Fall verwickelt war, sollten sie hier sein, um sie nur zu einem der Selbstmorde zu befragen. War es überhaupt gut, dass sie hier saß und mit der Polizei redete? Sie dachte an die Krimis, die sie im Fernsehen gesehen hatte, und fragte sich, ob sie einen Anwalt brauchte. Hätte sie sich doch bloß die Zeit genommen, Neil anzurufen, bevor sie in den Konferenzraum ging! Er wusste bei solchen Sachen Bescheid.
    »Kein Grund zur Besorgnis, Mrs. Callan«, sagte DI Reynolds, als könnte er ihre Gedanken lesen. Wahrscheinlich war er einfach gut darin, Körpersprache zu deuten. »Wir überprüfen lediglich ein paar Ungereimtheiten im Zusammenhang mit dem Tod von Mrs. Serena Harcourt und wollten noch einmal Ihre Aussage durchgehen.«
    Ungereimtheiten. Kate kannte den Polizeijargon. Jahrelang hatte sie als Journalistin mit der Polizei zu tun gehabt und wusste, wie vorsichtig sie sich ausdrückten. Ungereimtheiten hieß, dass Dinge nicht so waren, wie sie schienen; dass etwas an Serenas Tod seltsam war, das Erhängen nicht so stattgefunden hatte, wie es auf den ersten Blick aussah. Plötzlich war Kate in Alarmbereitschaft. Sie bekam eine Gänsehaut und merkte, wie ihr Herz schneller schlug, so laut, dass sie schon glaubte, die Polizisten müssten es hören. Ungereimtheiten. Hieß das Mord?
    DI Reynolds ging mit ihr die zeitlichen Abläufe des Nachmittags durch: wann sie mit Serena telefoniert hatte, wann sie den Sender verließ, wie lange die Fahrt dauerte. Und während sie so ruhig wie irgend möglich antwortete, überschlugen sich Kates Gedanken. Es war kein Selbstmord, dachte sie. Serena ist ermordet worden. Sie ermitteln in einem »verdächtigen Todesfall«, um den Polizeijargon zu benutzen. Deshalb muss die Polizei die genauen Zeiten wissen. Kate versuchte sich zu konzentrieren. Mein Gott, sie wurde zu einem Mord befragt! Ihr fiel ein, dass selbst Neil sie einen Moment lang verdächtigt hatte. Hatte die Polizei sie ebenfalls in Verdacht? Wusste sie, in welcher Beziehung sie zu Serena gestanden hatte?
    Wann sie den Sender verlassen hatte, war nachprüfbar: Ihr Mitarbeiterausweis war zugleich eine Schlüsselkarte, deren Code jedes Mal aufgezeichnet wurde, wenn sie durch eine Tür ging. Sie war sehr schnell zu Serena gefahren, hatte aber die M 25 gemieden. Daher könnte die Fahrt länger gedauert haben als normalerweise über die Autobahn. Speicherte ihr Navigationsgerät solche Daten? Konnte sie beweisen, dass sie die Fahrt gemacht und wie lange diese gedauert hatte? Denn während sie die Fragen der Polizisten beantwortete, fiel Kate immer wieder die scherzhafte Bemerkung ein, die sie Neil gegenüber gemacht hatte: dass sie die Hauptverdächtige sei.
    Der Immobilienmakler-Polizist schrieb ihre Antworten in sein kleines Notizbuch. Auch DI Reynolds hatte ein Notizbuch bei sich, schrieb jedoch nichts auf. Stattdessen spielte er mit einem Kugelschreiber, einem Warm-FM-Kugelschreiber, den wohl jemand auf dem Tisch liegen gelassen hatte. Er hörte sich Kates Antworten an und klickte den Kuli dabei auf und zu. Kate fiel auf, dass er Wurstfinger mit angekauten Nägeln hatte. Sie konnte kaum hinsehen. In ihrer gesamten Schulzeit hatte Kate Nägel gekaut, so schlimm, dass sie bluteten und ihre Fingerkuppen schmerzten, wenn sie Knöpfe oder Tasten drücken musste. Sie hatte es sich in dem Sommer nach ihrem Schulabschluss abgewöhnt - mittels purer Selbstbeherrschung. Vielleicht hatte sie aber auch einfach aufhören können, weil sie den Albtraum hinter sich hatte.
    »Also, Mrs. Callan«, sagte Reynolds in einem Tonfall, der nahelegte, dass sie sich nun einem anderen, schwierigeren Thema zuwandten. »Mir ist immer noch nicht ganz klar, was Sie bei Mrs. Harcourt zu Hause wollten, als sie die Leiche fanden. Soweit ich es bisher verstanden habe, waren Sie keine enge Freundin von ihr und vorher noch nie bei ihr.«
    Achtung!, ermahnte Kate sich. Beantworte die Fragen, aber beantworte nichts, was sie dich nicht fragen. »Sie hatte mich gebeten, zu ihr zu kommen, weil sie mit mir reden wollte. Eine gemeinsame Freundin aus unserer Schulzeit hat sich ein paar Wochen vorher das Leben genommen, und Serena nahm das sehr mit. Ich vermute, sie wollte mit jemandem reden, der sie gekannt hat.«
    Reynolds blickte auf sein Notizbuch. »Sprechen wir von Harriet Fox?«
    »Ja.« Kate wurde zunehmend unbehaglich

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