Irgendwo dazwischen (komplett)
ehrlich...“ Dann nimmt er meine Hand in seine
und drückt sie. „Emma?“
„Hm?“
„Du bist mir sehr wichtig.“ Es ist lange her, dass er das zu mir
gesagt hat.
„Du mir auch...“
Und dann fahren wir lächelnd zu Lili. Es geht mir gut.
Lili
Fast schon panisch renne ich durch mein Zimmer. Ich greife hastig
nach meiner Tasche, stolpere über einen Turnschuh, halte mich an der Türklinke
fest, fluche und laufe dann kurz darauf die Treppen hinunter. Plötzlich muss
ich an Marie denken. Ich muss sie anrufen, hören, wie es ihr geht.
„Bis später, Mama...“, schreie ich ins Wohnzimmer.
„Bis später, Liebes!“, ruft sie zurück.
Ich reiße die Tür auf, und da steht er. Mit großen, strahlenden
Augen. Sein Blick verführt mich. Er ist wunderschön. Er und der Blick. Elias
zieht mich an sich und küsst mich. Und in diesem Moment verstehe ich, was meine
Mutter meint, wenn sie sagt, sie hätte unter Alex Händen gebrannt. Wenn Elias mich
berührt oder küsst, bebt mein ganzer Körper. Ich öffne die Augen und schaue in
seine. In meinem inneren Auge sehe ich für den Bruchteil einer Sekunde die
verschrumpelte, verwelkende Version von Giselles Gesicht, die immer kleiner
wird. Dann lächle ich.
„Wollen wir?“, fragt er.
Emma steigt aus und lächelt mich an. Ich drücke ihr einen Kuss auf
die Wange. Es ist unbeschreiblich schön, dass das wieder geht. Sie klettert auf
den Rücksitz. „Ich kann auch hinten sitzen...“
„Mach dich nicht lächerlich“, entgegnet sie lachend.
Wir fahren in Richtung Innenstadt. „Wo ist denn die Wohnung?“
„In Neuhausen.“
Marie
Auf meinem Bett liegt ein Zettel. Marie, ich versuche, dich zu
verstehen, aber ich tue es nicht… Wenn du bereit bist zu reden, melde dich. Ich
werde darauf warten, aber ich werde mich nicht mehr melden. Ich hoffe, deine
Zeit mit Pascal war so, wie du sie dir gewünscht hast... Paul
Und nachdem ich das gelesen habe, gehe ich meiner neuen
Lieblingsbeschäftigung nach: Heulen.
Ich kann nicht mehr sagen, ob es Tag ist oder Nacht. In mir ist es
dunkel. In mir ist es pechschwarz. Und daran kann auch die hellste Sonne nichts
ändern. Ich fühle mich allein. Und ich hasse es, dass alles so verworren ist.
Ich wünschte, es wäre anders. Und dann frage ich mich, ob ich wirklich
wünschte, Paul und ich hätten nicht miteinander geschlafen. Und dann wird mir
klar, dass ich es nicht bereue. Kein bisschen. Es tut vielleicht jetzt weh,
aber es war richtig. Morgen werde ich Lili anrufen, denn ich muss es ihr
erzählen. Und bei diesem Gedanken rolle ich mich in meine Decke und schlafe
ein.
Lili
Ich liebe die Wohnung. Ich liebe sie. „Und? Was meinst du,
Kleines? Gefällt dir die Wohnung?“ Er weiß, dass er sich die Frage hätte sparen
können. Mein Gesichtsausdruck spricht Bände.
„Ob sie mir gefällt?“, frage ich entgeistert. „Ich liebe die
Wohnung.“ Und auch Emma ist sichtlich begeistert. Elias wendet sich dem Makler
zu.
„Sie liebt die Wohnung“, sagt er mit einem breiten Grinsen.
Der Makler nickt, als würde er unseren Geschmack damit absegnen.
„Ich habe sehr viele Interessenten“, sagte er mechanisch lächelnd. „Aber da Ihr
Vater ein alter Freund ist, können Sie sie haben. Wollen Sie sie?“, fragt er.
„Wir wollen sie“, antwortet Elias.
„Wir wollen sie?“, frage ich begeistert.
„Wir wollen sie.“ Gerade wird mir klar, wie viel älter Elias ist
als ich. Er ist ein Mann. Er ist erwachsen. Und er ist mein Freund. Mein Freund.
„In zwei Wochen können Sie einziehen, wenn die Rahmenbedingungen
stimmen. Sie müssen lediglich die Selbstauskunft ausfüllen, Gehaltsnachweise
von einem Bürgen vorlegen, und dann würde ich Ihnen den Mietvertrag
zuschicken.“
„Wunderbar... Dann bringe ich Ihnen morgen alles vorbei.
„Könnten Sie um 14:00 da sein?“
„14:00 Uhr ist perfekt.“
Wir steigen in den Aufzug und verlassen Elias zukünftiges Zuhause,
in dem ich mich jetzt schon zu Hause fühle, obwohl alles leer ist und jeder
Raum hallt. Denn die Wohnung hat eine gute Seele.
In zwei Wochen. Und als hätte er meine Gedanken gelesen, sagt
Elias, „In zwei Wochen bekommen wir die Schlüssel.“ Er strahlt. „Das einzig
Blöde ist, dass genau in zwei Wochen ein Freund aus Finnland kommt und ich
versprochen hab, ihm bei der Wohnungssuche zu helfen...“
„Woher hast du einen Freund aus Finnland?“, frage ich ein wenig
irritiert.
„Ich habe Joakim durch die Arbeit kennengelernt. Er war für ein
Jahr
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