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Irgendwo dazwischen (komplett)

Irgendwo dazwischen (komplett)

Titel: Irgendwo dazwischen (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Freytag
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Sag ihr, dass es dir Leid tut.“
    „Aber das habe ich doch schon getan.“
    „Dann tu es noch mal. Sag es ihr.“
    „Aber das muss sie doch wissen. Ich liebe sie, ich würde ihr doch
nie absichtlich wehtun.“
    „Dann sag ihr das... sag ihr, dass du sie liebst... sag ihr, dass
du nicht weißt, was du tun sollst...“
    „Einfach so?“
    „Sei einfach ehrlich. Sie wird das spüren.“ Er lächelt. „Ach ja,
hast du ihr eigentlich schon von der Wohnung erzählt?“
    „Wann denn bitte? Sie hat schließlich nicht mit mir geredet...“
    „Dann frag sie jetzt, ob sie mitkommt.“ Ich lege meine Hand auf
seine Schulter, dann drehe ich mich um und gehe in die Küche, weil meine Mutter
die Post immer auf den Küchentisch legt.
    „Emma?“
    Ich drehe mich zu ihm. „Ja?“
    „Danke...“
    Und nun lächle ich. „Aber wofür denn?“
    „Dass du für mich da warst.“ Er erwidert mein Lächeln, schaut auf
das Telefondisplay und verschwindet im Flur. Lächelnd gehe ich zum Küchentisch.
Und während ich im Hintergrund höre, wie sich Elias entschuldigt, fällt mein
Blick auf einen Umschlag, auf dem mein Name steht. Und es ist Stefans
Handschrift. Und diese Schrift zu sehen, reicht aus, dass es sich anfühlt, als
ob mein Herz in meinem Körper galoppiert.
    Elias und ich steigen ins Auto. Und während er rückwärts aus der
Einfahrt rollt, ziehe ich mit zitternden Fingern den Brief aus dem Umschlag.
Und plötzlich weiß ich nicht mehr, ob ich wissen will, was er geschrieben hat.
Doch dieses Mal bin ich nicht feige. In einem Ruck ziehe ich die Seiten heraus
und fange an, ihn zu lesen.
     
    Liebe Emma,
    nach so langer Zeit von dir zu hören, hat mich ehrlich erstaunt.
Aber erstaunt heißt nicht, dass es mich nicht gefreut hat. Im Gegenteil.
    Es ist schön, von der Emma zu hören, die ich kenne. Sie war lange
weg. Und sie hatte in manchen Dingen vielleicht auch Recht.
    Ich denke, ich hätte die Zeit nicht überstanden, wenn wir noch
immer zusammen gewesen wären. Dieser Schwebezustand hätte uns beide kaputt
gemacht. Ich denke zwar noch immer, dass wir das geschafft hätten, aber wir
beide hätten nicht wirklich unser Leben gelebt. Und damit meine ich nicht, dass
man mit anderen ins Bett springen muss, um das zu tun.
    Ich habe lange gebraucht um zu kapieren, dass es aus ist zwischen
uns. Ich habe es nicht begreifen können. Vielleicht wollte ich es auch nur
nicht verstehen. Ich weiß genau, wie es dir geht. Bei mir war es in vielerlei
Hinsicht ähnlich. Ich habe jemanden gesucht, der die Leere in mir wieder füllt.
Und ich habe mehrfach gedacht, diese Person gefunden zu haben. Aber es war dann
doch nicht so. Ich denke, ich habe es mir so sehr gewünscht, dass ich es
irgendwann geglaubt habe. Du bist mir trotzdem nicht aus dem Kopf gegangen.
    Dann habe ich Jaqueline kennen gelernt. Mit ihr war ich ein halbes
Jahr zusammen. Und für sie habe ich viel empfunden. Ich kann nicht sagen, ob es
Liebe war. Ich weiß nur, sie hat mir geben können, was ich gebraucht habe.
    Das ändert nichts an der Tatsache, dass ich mich immer wieder
gefragt habe, wie es dir geht und was du tust. Ich habe mich immer wieder
gefragt, wie es wäre, dich wieder zu sehen. Ich habe mich gefragt, ob du dich
verändert hast. Und sicher hast du das. Man verändert sich auch dann, wenn man
es selbst nicht bemerkt. Die Zeit hinterlässt ihre Spuren.
    Ich werde bald nach München kommen. Und es wäre wirklich schön,
dich dann zu sehen. Es würde mich interessieren, was es in mir auslöst nach so
langer Zeit.
    Ich denke, es wäre für uns beide wichtig. So oder so. Entweder
bemerken wir, dass wir uns an die Vergangenheit geklammert haben, oder wir
stellen fest, dass da doch mehr ist. Mehr als wir uns lange eingestehen
wollten.
    Ich werde mich bei dir melden, wenn ich da bin. Und ich freue mich
darauf, dich zu sehen. Ich freue mich und ich bin nervös deswegen.
    Ich danke dir für deine Entschuldigung. Sie hat mir viel bedeutet.
Und ich weiß, dass sie dich Kraft gekostet hat.
    Ich schicke dir eine Umarmung, Stefan
     
    „Warum hast du mir nicht gesagt, dass du Stefan geschrieben
hast?“, fragt Elias. Und ich höre Enttäuschung in seiner Stimme.
    „Ich weiß nicht...“ Ich seufze und zucke mit den Schultern. „Keine
Ahnung.“
    „Und wie ist der Brief?“
    Ich lächle. „Es ist ein guter Brief...“
    „Wird er wieder kommen?“
    „Ja, bald.“
    „Und werdet ihr euch dann sehen?“
    „Er meldet sich, wenn er da ist...“
    „Das freut mich...

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