Irgendwo dazwischen (komplett)
in München und ist ständig in der Bar rumgehangen, als ich Schicht
hatte... Und nach und nach sind wir ins Gespräch gekommen... Jetzt zieht er für
sein Studium her…“
„Kann er denn deutsch?“, frage ich vorsichtig.
„Sein Vater ist Deutscher, seine Mutter Finnin…“
„Ich dachte, in dem Haus, in das du jetzt ziehst, ist noch eine
Wohnung frei?“, fragt Emma.
„Hat der Typ das gesagt?“
„Ich dachte, er hat gemeint, dass nächste Woche eine im ersten Stock
frei wird.“
„Hat er?“
„Ja, hat er“, bestätige ich Emma.
„Na, das wäre ja die einfachste Lösung... Ich werde den Makler
gleich noch einmal anrufen...“
Emma
An diesem Abend liege ich im Bett und bin glücklich. Und auch wenn
ich nicht weiß, wie es sein wird, Stefan wiederzusehen, ich weiß, dass es
besser wird als wenn ich ihm nicht geschrieben hätte. Und weil ich mir
geschworen habe, Leni zu schreiben, falls Stefan antwortet, werde ich mich
morgen daran machen mich bei ihr zu entschuldigen, und ihr zu erklären, warum
ich ihr wehgetan habe. Das wird nicht leicht, aber was ist schon leicht?
Man fühlt sich jedenfalls besser, wenn man die Steine loswird, die
einen zu Boden zwingen. Dann drehe ich mich um, schalte das Licht aus und
kuschle mich in meine Decke.
Lili
Als ich abends zu Hause ankomme, rufe ich Marie an. Sie hat schon
geschlafen, obwohl es erst elf ist. Sie freut sich über meinen Anruf. Es ist
schön, ihre Stimme zu hören, und es tut gut, mal wieder mit ihr zu reden. Fast
eine Stunde lang quatsche ich sie voll. Ich erzähle ihr alles – alles von
Elias, Emma und der Affäre meiner Mutter mit Alex.
„Das ist ja furchtbar...“, sagt sie schließlich. Ich sehe ihr
Gesicht vor mir. Ich sehe den sanften Ausdruck in ihren Augen. „Und ich dachte,
meine Mutter hatte es schwer. Aber da ist lesbisch sein ja ein richtiger
Spaziergang dagegen.“ Ich muss lachen. Maries trockene Art hat mir schon immer
gefallen. „Ich habe mit Paul geschlafen“, sagt sie dann völlig unvermittelt.
„Bitte was?!“, schreie ich in den Hörer. Meine Entgeisterung
scheint sie unheimlich zu amüsieren, denn ich höre, wie sie am anderen Ende der
Leitung fast zusammenbricht. „Warum?“, frage ich, als ich mich wieder gefasst
habe.
„Ich habe vor einem Jahr schon einmal mit ihm geschlafen.“
„Du hast was? Aber warum?“
„Er hat mich geküsst, und ich habe mich damals auch irgendwie
geschmeichelt gefühlt, und es ist ja nicht so, dass ich, es nicht genossen
habe...“
„Aber?“
„Es war schön, ehrlich... zumindest bis zu dem Moment, als er in
mich eingedrungen ist... da wusste ich plötzlich, dass ich das nicht will…“
„Oh Gott... wie hat er es verkraftet?“
„Ich habe nichts gesagt...“
„Du hast was?“
„Ich habe es nicht geschafft...“ Wir schweigen. „Ich habe ihm
zuliebe so getan, als ob es mir gefällt, und gehofft, dass er schnell fertig
ist...“
„Aber Marie…“
„Ja ich weiß...Das Schlimmste war aber, dass er mir zuliebe
weitergemacht, als er fertig war...“
„Oh nein.“
„Und dann habe ich doch etwas gesagt... er hatte natürlich keine
Ahnung, was mit mir los ist...“
„Verständlich... Und weiter?“
„Es hat ihn echt verletzt, aber er hat sich für unsere
Freundschaft entschieden.“
„Okay, aber warum hast du denn noch mal mit ihm geschlafen?“
„Es hat sich so ergeben.“
„Es hat sich so ergeben?“
„Ja...“
„Ist das alles? Es hat sich so ergeben?“ Ich muss lachen. „Also,
ich kenne sonst niemanden, bei dem sich das unter Freunden einfach mal so
ergibt.“
„Er hat eine kennengelernt. Und wir haben über sie geredet... und
irgendwie war ich... eifersüchtig.“ Sie macht eine Pause. „Kannst du dir das vorstellen?
Ich war richtig eifersüchtig.“
„Warum?“
„Erst dachte ich, es wäre, weil es sich immer so gut angefühlt
hat, von ihm geliebt zu werden...“
„Und dann?“
„Ich lag in seinen Armen, und er hat gesagt, dass er wünschte, er
hätte damals gewusst, dass dieses eine Mal das erste und letzte Mal zwischen
uns sein würde... Und je mehr wir uns darüber unterhalten haben, desto größer
wurde meine Lust, mit ihm zu schlafen...“
„Ach was...“
„Seltsam oder?“
„Na, eigentlich nicht.“
„Na, für mich schon...“
„Weiter...“
„Und dann haben wir miteinander geschlafen...“
„Und wie geht er damit um?“
„Die Frage ist nicht, wie er, sondern wie ich damit umgehe.“
„Gut, wie gehst du
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