Irgendwo dazwischen (komplett)
diesem
Gedanken seufze ich unvermittelt auf. Mit geschlossenen Augen sehe ich uns zu
und konzentriere mich auf Pauls tiefes Atmen. Es erregt mich, ihn zu hören. Und
wieder trifft er den wunderbaren Punkt. Mein Stöhnen hallt durch den Raum.
Alles in mir kribbelt. Alles in mir brennt. Ich brenne.
„Gleich...
Paul... gleich...“ Und dann dringt er tief in mich ein, und alles in mir spannt
sich an. Alles in mir hält ihn fest. Alles in mir ist frei. Alles in mir ist
glücklich...
Emma
Leni und
ich sitzen auf der Terrasse. Unsere Mutter ist noch schnell zum Einkaufen
gejagt, und unser Vater ist nicht da. Er ist überall, außer zu Hause.
„Außer uns
niemand ist da, oder?“ Sie schüttelt den Kopf. „Schüttelst du den Kopf, weil
niemand da ist, oder sollte das heißen, dass schon jemand da ist?“
„Es ist
niemand da“, sagt sie lächelnd. „Warum?“
„Ich
brauche eine Zigarette...“
„Du
rauchst?“
„Gerade
schon...“
Ich gehe in
mein Zimmer und hole eine alte Schachtel Zigaretten aus meinem Nachttisch.
Als ich
wieder in den Garten komme, sitzt Leni im Schneidersitz auf der Wiese. Der
kühle Schatten schmiegt sich an ihr Gesicht. Vor ihr stehen zwei Gläser gefüllt
mit Eistee. Die Eiswürfel machen ein sommerliches Geräusch, als sie mir eines
der beiden Gläser reicht. „Danke...“ Sie nickt, was soviel wie gern
geschehen heißen soll.
„Kann ich
auch eine haben?“
Entgeistert
schaue ich sie an. „Nein.“
„Warum
nicht?“
„Weil du
Leni bist...“
„Was soll
das denn heißen? Denkst du, ich habe noch nie eine Zigarette geraucht?“
„Ja, wenn
ich ehrlich bin, dachte ich das...“
„Und? Kann
ich eine haben?“
„Nein.“
„Warum?“
„Weil du
immer noch Leni bist.“
„Ach komm,
Emma...“
„Wenn Mama
zurückkommt und dich mit einer Zigarette sieht, wird sie mich eiskalt ermorden
und es wie einen Unfall aussehen lassen.“
Leni lacht.
„Kann ich dann wenigstens einmal ziehen?“ Ich zünde mir die Zigarette an, dann
nehme ich einen Schluck Eistee. Und nach einigem Zögern reiche ich ihr die
Zigarette.
„Das
schwarze Schaf hat dem Lämmchen Drogen gegeben.“
„Ich bin
kein Lämmchen...“
„Na, da
hast du dich aber gut getarnt“, lache ich.
„Und du
bist nicht das schwarze Schaf... jedenfalls nicht für mich...“ Sie zieht an der
Zigarette und streckt sie mir wieder entgegen. Schweigend sitzen wir da. Dann
plötzlich fragt Leni, „Bist du eigentlich traurig wegen Clemens?“
„Wegen
Clemens?“, frage ich erstaunt.
„Ja, ich
meine wegen der Sache mit Ella...“
„Der Sache?
Du meinst ihre kleine Nummer auf dem schrecklich gefliesten Klo?“ Sie grinst
und nickt. „Nein... nicht wirklich.“
„Ehrlich
nicht?“
„Nein...“
Ich ziehe an der Zigarette. „Weißt du, ich habe Stefan geschrieben.“
Sie setzt
sich auf. „Ehrlich? Wann?“
„Vor ein
paar Wochen...“
„Und?“
„Was und?“
„Ja, hat er
geantwortet?“
„Ja, hat
er... und es war ein schöner Brief...“
„Kommt er
wieder?“
„Ja...“
„Und werdet
ihr euch dann sehen?“ Ich nicke. „Liebst du ihn eigentlich noch?“ Sie streckt
mir die Hand entgegen, und ich reiche ihr die Zigarette.
„Ich weiß
es nicht. Ich weiß nur, ich habe fast jedes Mal an Stefan gedacht, wenn ich mit
Clemens geschlafen habe...“
„Verstehe...“
„Und was
ist mit dir?“
„Was soll
sein?“ Sie zieht an der Zigarette.
Und in dem
Moment, als ich sie fragen will, ob es jemanden gibt, der ihr wichtig ist oder
der ihr gefällt, steht unsere Mutter in der Tür und starrt mich ungläubig an.
Es ist ein fassungsloser Blick. Und ich weiß, was sie denkt. Die böse Emma
verleitet ihr kleines Blümchen zum Rauchen. Die böse, böse Emma. Ich sehe es
ihr an.
„Das kann
doch wohl nicht dein Ernst sein, Emma!“ Ich wusste es. „Leni, geh in dein
Zimmer, ich muss mit Emma reden.“ Doch Leni steht nicht auf. „Hast du nicht
gehört, Liebes, geh bitte in dein Zimmer...“
Aber Leni
steht nicht auf. Sie bleibt neben mir sitzen. „Wieso musst du bitte mit Emma
reden, wenn ich rauche?“
„Also, was
ich sehe, bist du mit einer Zigarette in der Hand, und da diese Zigarette
unmöglich von dir sein kann, und wir alle wissen, was Emma für einen Einfluss
haben kann...“ Aber weiter kommt sie nicht.
„Wie du
schon ganz richtig bemerkt hast, halte ich die Zigarette in der Hand,
und Emma hat sie mir nicht mit Sekundenkleber gegen meinen Willen zwischen
meine Finger geklebt, sondern
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