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Irgendwo dazwischen (komplett)

Irgendwo dazwischen (komplett)

Titel: Irgendwo dazwischen (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Freytag
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ich halte sie freiwillig. Außerdem ist es ziemlich
verletzend für Emma, wenn du mich Liebes nennst, obwohl ich diejenige
bin, die Ärger bekommen sollte.“
    „Aber
Leni...“
    „Ich war
noch nicht fertig, Mama.“ Mit jedem Satz respektiere und bewundere ich sie
mehr. „Denkst du, das ist meine erste Zigarette? Denkst du, dass ich nie etwas
Schlechtes tue, nur, weil ich gerne lese?“ Meine Mutter schweigt. „Du denkst
wahrscheinlich auch, ich bin noch Jungfrau... Du kennst mich gar nicht.“
    „Du bist
keine Jungfrau mehr?“, fragt meine Mutter schockiert. Und ich muss zugeben,
auch ich bin schockiert.
    „Nein,
Mama, bin ich nicht... und ich rauche ab und zu... und ich habe auf einer Party
sogar schon mal an einem Joint gezogen... Was sagst du jetzt?“ Sie sagt gar
nichts mehr. „Merkst du überhaupt, wie unfair du zu Emma bist?“
    Sie schaut
mich an. „Ich... also, ich...“ Ihre Stimme zittert.
    „Du gibst
ihr das Gefühl, dumm zu sein. Du gibst ihr das Gefühl, nicht liebenswert zu
sein... wenn du sie kennen würdest, dann wüsstest du, dass sie einen tollen
Humor hat und dass sie kein bisschen dumm ist... Und außerdem wüsstest du, dass
ich sie anbetteln musste, mir überhaupt einen Zug von der Zigarette zu
geben... Und zwar genau deswegen. Weil sie wusste, dass du auf sie losgehen
würdest.“ Meine Mutter sagt nichts. Leni nimmt die Zigarette in den Mund und
zieht genüsslich und lang daran. Und während sie das tut, schaut sie ihr fest
in die Augen. „Mama, wir sind nicht perfekt... ich rauche manchmal eine
Zigarette... Komm drüber weg...“ Und dann dreht sich meine Mutter ohne ein Wort
um und verschwindet im Wohnzimmer.
     
    Lili
    „Das kannst
du doch unmöglich genauso gesehen haben“, entgegne ich.
    „Warum
nicht?“
    „Na, weil
ich dich ja wohl nie als großen Bruder gesehen habe.“
    „Und woher
sollte ich das wissen?“, fragt er kopfschüttelnd. „Ich hätte nie gedacht, dass
du mehr in mir siehst als Emmas großen Bruder.“
    „Ach
komm.“, sage ich sichtlich irritiert. „Ich dachte, ich wäre ziemlich
offensichtlich.“
    „Ich
dachte, das wäre ich auch gewesen.“
    „Nein, das
warst du nicht.“
    „Du auch
nicht...“ Eine ganze Weile schweigen wir. Dann robbe ich mich zu ihm und
kuschle ich mich mit geschlossenen Augen an seinen Oberkörper. Als plötzlich
das Radio angeht, erschrecke ich mich fast zu Tode, was Elias unheimlich
amüsiert. Schallend lachend windet er sich auf dem Bett. „Tut mir Leid,
Kleines...“, sagt er prustend, „ich habe vorhin den Timer gestellt um zu
probieren, ob er funktioniert.“
    „Na, ganz
offensichtlich tut er das...“, sage ich leicht verstört. Mein Herz schlägt mir
bis zum Hals, so als hätte man mich gerade bei etwas ertappt. „Ich hatte nur
fast einen Herzinfarkt wegen deinem blöden Timer, aber Hauptsache du hattest
was zu lachen...“ Er hört auf zu lachen und legt seine Hand auf meine Brust. Er
schaut mich an. Der eben noch alberne Moment verschwindet, als Elias mir tief
in die Augen sieht und seine Hand langsam unter meinem Oberteil verschwindet.
Ich schließe die Augen. Seine Fingerspitzen sind wie kleine Elektroden, die
elektrische Ladungen an meine Haut abgeben.
    „Lass die
Augen zu... ich bin sofort zurück...“ Nachdem er das sagt, zieht er vorsichtig
seine Hand wieder hervor, und ich höre, wie er das Zimmer verlässt. Ich spüre
meinen Puls überall, fühle, wie sich unzählige kleine Härchen an meinem Körper
aufrichten. Dann höre ich näher kommende Schritte. Sein Körper beschwert die
Matratze. „Setz dich auf, aber lass die Augen zu...“ Er verbindet meine Augen
mit einem blickdichten Tuch. Langsam zieht er mich aus. Erst mein Oberteil und
den BH, dann drückt er mich sanft in die Kissen zurück. Die Wärme seiner Hände
gleitet zu meinen Füßen. Er zieht mir die Socken aus und zuletzt die Jeans.
Nackt und blind liege ich vor ihm. „Vertraust du mir?“, fragt er leise.
    „Ich
vertraue dir“, antworte ich. Es ist weniger als ein Flüstern, so als würden zu
laut ausgesprochene Worte diese gespannte Atmosphäre vertreiben. Ich spüre, wie
Elias erst meine Fußgelenke an die Bettpfosten fesselt und dann einen festen
Knoten um meine Handgelenke schnürt. Jede noch so kleine Berührung durchfährt
meinen gesamten Körper. Er gleitet mit den Fingerspitzen über meine Haut. Mit
gespreizten Beinen liege ich ausgestreckt da, vollkommen entblößt, absolut
entspannt, voll innerer Spannung. Ich spüre seine

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