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Irgendwo dazwischen (komplett)

Irgendwo dazwischen (komplett)

Titel: Irgendwo dazwischen (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Freytag
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enttäuscht. Vielleicht bin ich ja naiv gewesen, aber ich hätte nie
gedacht, dass mein Traummann so reagieren könnte. Ich habe das schließlich auch
nicht geplant. Und ich wünsche mir mit Sicherheit kein Kind, und trotzdem hätte
ich mir etwas anderes erwartet. Vögeln können sie alle wie die Weltmeister,
aber wenn dann was schief geht, dann sind sie plötzlich keine Männer mehr.
Jeder Vierzehnjährige ist im Stande, eine Erektion zu bekommen, das ist keine
Kunst... Ich stehe auf, ohne ein Wort zu sagen, und gehe ins Wohnzimmer. Es ist
dunkel, und ich zünde zwei Kerzen an, die ich vorhin auf den Tisch gestellt habe.
Männer kaufen ein Haus, Frauen machen ein Heim. Im Schein der Kerzen rauche ich
eine Zigarette. Völlig allein mit meinen Gedanken, wird mir plötzlich klar,
dass ich im Augenblick nur zwei Möglichkeiten habe. Entweder warte ich ab und
schaue was passiert, oder ich mache mich auf den Weg in eine Klinik und lasse
mir die Pille danach verschreiben. Egal, was ich tue, ich muss mich
entscheiden, denn letztlich bin ich die, die sich nicht drücken kann. Elias
könnte das. Ich nicht. Ich schaue an mir herunter. Es ist ein seltsamer
Gedanke, dass mein Körper die Fähigkeit besitzt, Kinder zur Welt zu bringen.
Leben zu schenken. Aber ich bin zu jung. Viel zu jung. Und auch, wenn mein
Körper diese Gabe hat, so habe ich weder die Nerven noch die Geduld, Mutter zu
sein. Im Schein der Kerzen schlängelt sich der Rauch der Zigarette in grazilen,
tänzelnden Bewegungen zur Zimmerdecke. Die Entscheidung ist eigentlich klar.
     
    Marie
    Ich liege
auf Pauls Schoß, und wir schauen einen Film. Das haben wir schon unzählige Male
getan, aber noch nie als Paar. Ich freue mich schon jetzt auf die Diskussion,
die wir nach dem Film haben werden. Denn Paul und ich, wir schauen nicht nur
Filme, wir reden sie tot. Und ich liebe das. Vor allem, weil wir uns verstehen.
Wir versuchen nicht, den jeweils anderen mit unserer Meinung zu überfahren, wir
sehen beide Seiten. Und das ist selten. Das kann man nicht mit jedem.
    Da liege
ich also auf seinem Schoß und freue mich, da vibriert es unter meinem Kopf.
„Warte, ich muss kurz an mein Handy ran...“ Er hebt meinen Kopf und kruscht in
seiner Hosentasche. Wie man so lange brauchen kann, um ein Handy aus einer doch
verhältnismäßig kleinen Tasche zu holen, ist mir ein Rätsel. Dann endlich, ein
Zeitalter später, hat er es geschafft, und ich kann meine Nackenmuskeln wieder
entspannen. Er drückt Pause und geht ran. „Hallo? ... Ähm... Zu Hause... Nein,
es passt nicht... Nein... Ja, Marie ist bei mir...“
    „Wer ist
das?“, frage ich genervt. Anstatt zu antworten, macht Paul eine blöde
Handbewegung, die wohl so etwas heißen soll, wie gedulde dich . Und ich
gedulde mich. Vorerst.
    „Nein...
nein, ich meide dich nicht... bitte, das ist doch lächerlich...“ Und dann
dämmert es mir. Ich denke, ich weiß, wer da am anderen Ende ist. Helene. Wer
sollte sich sonst gemieden fühlen?
    „Ist das sie ?“,
zische ich. Und wieder macht er die blöde Handbewegung. Doch dieses Mal haue
ich ihm auf den Handrücken.
    „Jetzt hör
doch auf. Wenn du es so erfahren willst... ja... Ja, ich bin mit ihr
zusammen...“ Mensch, leg doch einfach auf. Ich stehe auf und gehe in die Küche.
Das wird wohl nichts mit unserer Filmdiskussion. Da musste Helene dazwischen
pfuschen. Blöde Kuh. „Nein, ich sehe das nicht so... nein... ja ganz einfach,
weil ich das nicht so sehe... nein, ich habe dir keine Hoffnungen gemacht...
und wenn, dann tut es mir Leid...“ Und dann fange ich an, mich zu fragen, warum
er sich so rechtfertigt. Und warum er mich warten lässt. Und das wegen ihr. Und
ich frage mich, warum er einen Streit mit mir riskiert? Er kennt mich. Und er
sollte wissen, dass es mir nicht gefallen wird, Ewigkeiten rumzusitzen und zu
warten, bis er sein Telefonat mit Helene beendet hat. Ich spüre die neue
Marie in mir erwachen. Die eifersüchtige-Furien-Marie.
    Und dann
wird mir klar, an was mich dieses Gespräch erinnert. Es ist wie ein
Streitgespräch zwischen einem Paar. Zugegeben, zwischen einem unglücklichen
Paar, aber einem Paar. Und die beiden sollten nicht so klingen wie ein Paar.
Auch nicht wie ein unglückliches. „Jetzt hör doch auf... nein, ich will dich
nicht verletzen... warum sollte ich sowas wollen?“
    Ich stecke
meinen Kopf ins Wohnzimmer. „Paul?“
    „Warte mal
eine Sekunde...“ Dann dreht er sich zu mir. „Was ist denn?“ Niemals zuvor hat
Paul mich so

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