Irgendwo dazwischen (komplett)
nicht
so toll.“
„Wir reden
hier vom Buch und nicht von der Verfilmung.“ Verdutzt schaue ich ihn an. „Du
kannst da, denke ich, nicht wirklich mitreden.“ Er lächelt. Und ich fasse es
nicht, dass er die Dreistheit besitzt, auch noch zu lächeln, als er das sagt.
„Vielleicht
sollten wir dann über etwas reden, das nicht nur dich interessiert, Joakim.“
„So? Über
was denn? Etwa über Schuhe? Oder Volumen-Mascara?“
„Joakim,
hör auf.“ Er schaut zu Elias, Elias zu mir.
„Das war
doch nicht böse gemeint.“ In seiner Stimme ist kein Bedauern zu hören. Er hat
es so gemeint. Genau so und nicht anders. Ich stehe auf.
„Emma,
bitte setz dich wieder.“
Ich
schlucke und schüttle den Kopf. „Ich glaube, ich gehe jetzt lieber...“
„Ach komm
schon... deswegen?“ Ich schaue Joakim an. Meine Augen füllen sich mit Tränen.
Ich hasse es, vor Wut zu weinen. „Im Ernst jetzt?“
„Joakim,
hör auf. Lass sie in Ruhe.“
„Was hab
ich denn gemacht?“
„Du bist
ein ich-bezogener, arroganter Vollidiot. Und ich frage mich, warum mein Bruder
sich mit jemandem wie dir abgibt.“ Ich wische mir mit dem Handrücken über meine
Wangen, dann verlasse ich wortlos die Wohnung.
Lili
„Was sollte
das?“, frage ich verärgert. Als er nicht antwortet, schaue ich zu Elias. „Was
bildet der sich eigentlich ein?“
„Woher
sollte ich bitte wissen, dass sie so empfindlich ist?“, verteidigt sich Joakim.
„Empfindlich?“,
frage ich kopfschüttelnd. Sein Blick klebt auf der Tischplatte. „Kann sein,
dass Emma empfindlich ist“, fahre ich ihn an, „du dagegen bist einfach nur ein
Trampel.“ Ich gehe zur Tür, und da steht sie. Sie wartet auf den Aufzug. Ich
gehe auf sie zu. „Emma... warte.“
„Bitte,
lass mich in Ruhe...“ Ihre Stimme zittert. Sie weint. Die Wimperntusche läuft
über ihre Wangen. Ich höre, wie sich die Wohnungstür öffnet. Langsam kommt Leni
auf uns zu. Gemeinsam stehen wir vor dem Aufzug. Emma, Leni und ich. Und dann
öffnen sich die Türen. Emma hält ihre Hand vor die Lichtschranke. „Ich weiß,
ihr meint es gut, aber ich möchte wirklich lieber alleine sein.“
„Was willst
du denn so ganz allein machen?“, fragt Leni sanft.
„Ich fahre
in die Stadt...“
„Und was
willst du dort tun?“
Sie zuckt
mit den Schultern. „Spielt keine Rolle. Ich will einfach alleine sein.“ Dann
macht sie einen Schritt in den Aufzug, und die Türen schließen sich hinter ihr.
„So ein
Arschloch...“, sagt Leni. Sie wirkt bedrückt.
„Ja, der
ist wirklich ein Idiot“, sage ich zustimmend. Langsam gehen wir wieder in
Richtung Wohnung.
„Ich fand
ihn richtig sympathisch... und dann...“
„Geht mir
genauso.“ Schweigend und nachdenklich stehen wir vor der Wohnungstür. Dann
klingle ich.
„Ich hab
das nicht böse gemeint“, höre ich Joakim sagen, als wir wieder ins Wohnzimmer
kommen.
„Sondern?“
Lias Tonfall ist scharf. „Wie hast du es dann gemeint?“
„Sie sieht
so selbstsicher aus... ich habe doch nur einen blöden Spaß gemacht.“
„Einen
Spaß?“, frage ich ungläubig.
„Ja, einen
Spaß... ich dachte, Emma steht da locker drüber. Aber ganz offensichtlich tut
sie das nicht.“
„Nein, das
tut sie nicht“, sagt Elias ruhig. „Sie wird meistens nicht wirklich ernst
genommen. Die meisten sehen nur ihre gute Figur und ihr Aussehen. Die meisten
halten sie für dumm und oberflächlich.“ Joakim schweigt. Und in diesem
Augenblick sehe ihm an, dass es ihm Leid tut. Wirklich Leid. Aber sagen tut er
nichts. Joakim schweigt lieber.
Emma
„Ich wollte
mich bei dir bedanken... Ja, ich bin noch in der Stadt... Ja, es geht mir
gut... nein, das ist lieb von dir... nein, wirklich, ich bin gerade gerne
allein... Später? Ich glaube, da treffe ich Stefan... Nein, wir sind nicht
zusammen... Da reden wir ein anderes Mal, okay? ... Ja, das weiß ich ...
danke...“ Ich schalte mein Handy aus. Denn egal, wer mich anrufen würde, ich
habe keine Lust zu reden. Mit niemandem. Nicht jetzt. Und auch nicht später.
Warum geht es mir so beschissen? Vielleicht, weil Joakim nicht ganz unrecht
hat. Wofür interessiere ich mich schon groß? Für gar nichts. Und anstatt dazu
zu stehen, bin ich verletzt. Er hat gesagt, wie es ist. Es ist ja nicht so, als
würde ich besonders viel von Joakim halten. Er ist ein eingebildeter, pseudo-intellektueller
Schnösel. Gut, vielleicht ist er ja wirklich intelligent. Aber sicher bei
weitem nicht so, wie er tut. Gebildet vielleicht,
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