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Irgendwo dazwischen (komplett)

Irgendwo dazwischen (komplett)

Titel: Irgendwo dazwischen (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Freytag
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nicht. Sie starrt Emma lediglich
an. „Wovon redest du?“
    „Ich hatte
was mit Clemens...“
     
    Marie
    „Danke,
dass du noch geblieben bist.“, sagt Paul, als er sich neben mich auf die Couch
setzt. Was mache ich hier eigentlich? Ich hätte gehen sollen. Aber stattdessen
stehe ich in Pauls Wohnzimmer. Und er ist noch immer nackt.
    „Paul, kann
ich mal telefonieren?“
    „Sicher,
wen willst du denn anrufen?“
    „Meine
Mutter, ich will sie bitten, mich abzuholen.“
    „Du kannst
auch hier...“
    „Ich will
nicht hier schlafen“, unterbreche ich ihn.
    „Marie, was
soll ich noch tun? Ich habe dir SMS geschrieben, ich habe angerufen, ich habe
dir Nachrichten hinterlassen, ich bin vorbeigekommen... du hast auf nichts
reagiert... du warst eiskalt.“
    „Und?“
    „Ich habe
mit ihr geschlafen, da waren wir noch nicht zusammen... ich hätte nie gedacht,
dass du wirklich mehr für mich empfindest als Freundschaft... ich hätte nie
gedacht, dass mein Handeln dich verletzen könnte.“ Es ist genauso, wie Lili
gesagt hat. „Ja, du hast mir Zeichen gegeben, im Nachhinein betrachtet,
eindeutige Zeichen, aber ich war mir sicher, sie falsch zu deuten. Ich war mir
sicher, dass ich nur sehe, was ich sehen will... und dann hat sie mich geküsst,
und ich dachte, ja, warum eigentlich nicht? Warum hänge ich an einer Frau, die
mich als asexuelles Wesen wahrnimmt, wenn es auch welche gibt, die das nicht
tun?“
    Ich schaue
ihm tief in die Augen. „Hast du seitdem noch einmal mit ihr geschlafen?“, frage
ich nüchtern.
    „Nein...“
    „Wirklich
nicht?“
    „Wirklich
nicht.“
    „Wie kam
sie dann darauf, dass du ihr Freund bist?“
    „Keine
Ahnung... da war nichts.“
    „Nicht mal
ein Kuss?“
    „Nein.“
    „Ehrlich
nicht?“, frage ich ungläubig.
    „Die letzte
Person, die ich geküsst habe, bist du.“ Lange schweigen wir. Paul steht auf und
schaut mich an. „Hasst du mich wirklich?“
    „Ein
bisschen...“
    Er geht
langsam auf mich zu. „Du hasst mich ein bisschen?“ Ich nicke. „Wie kann man
jemanden ein bisschen hassen?“, fragt er halb irritiert, halb erleichtert.
    „Ich kann
das.“
    Er steht
vor mir. Sein Duft tanzt vor mir her. Ich spüre die Wärme seines Körpers. Und
dann passiert, was schon eine Ewigkeit überfällig ist. Er küsst mich. Und
dieser Kuss ist so wunderbar, dass ich ihn nicht einmal mehr ein bisschen
hasse. Zumindest im Moment.
    Seine
Lippen sind weich, seine Zunge schmeckt salzig. Zum ersten Mal seit langem geht
es mir gut. Erst jetzt, wo es mir gut geht, wird mir klar, wie schlecht
es mir die vergangenen Tage ging. Gott, wie ich ihn vermisst habe... jeder Tag
ohne ihn war scheußlich. Jeder Abend, an dem ich alleine, weinend eingeschlafen
bin, reinste Verschwendung. Seine warmen Lippen saugen an meinen. Sein Atem
trifft meine Haut. Er haucht meinen Namen. „Marie...“
    „Was?“,
hauche ich zurück.
    „Nichts...
ich wollte nur deinen Namen sagen.“
     
    Lili
    Mit weit
aufgerissenen Augen schaut Emma ins Leere. Es ist still. Es ist so still, dass
ich meinen eigenen Herzschlag hören kann.
    „Aber du
hast nicht mit ihm geschlafen, oder?“, fragt Emma verstört.
    „Doch, hab
ich.“ Simon schaut angestrengt aus dem Fenster.
    „Aber
warum?“
    „Ich...“,
fängt Leni an, spricht dann aber nicht weiter. Sie hat sich eben in ihn
verliebt. Ich weiß das. Sie hat es mir gesagt.
    „Leni?“ Sie
schaut hoch, direkt in Emmas stechend blaue Augen.
    „Ich mag
ihn... ich mag ihn wirklich.“
    „Aber du
kennst ihn doch gar nicht.“ In Emmas Stimme ist nichts Vorwurfsvolles zu hören.
Nicht einmal unterschwellig.
    „Was soll
ich sagen?“, schluchzt sie, „Ich habe mich in ihn verliebt.“ Elias greift nach
seiner Kaffeetasse. Ich denke, er tut das, weil er nicht weiß, was er sonst tun
soll.
    „Aber er ist
ein Arschloch, Leni.“
    „Ich weiß,
dass er dich verletzt hat.“
    „Und woher
weißt du, dass er das nicht auch bei dir tun wird?“
    „Ich weiß
es eben.“ Sie klingt bestimmt.
    „Ja, aber
woher?“, fragt Emma ein zweites Mal.
    „Ich habe
ihn vergangene Woche zufällig getroffen... und dann sind wir in ein Café
gegangen und haben wir uns stundenlang unterhalten. Es hat sich einfach so
ergeben.“
    „Ihr habt
euch unterhalten? “, fragt Emma entgeistert. Sie nickt. „Worüber?“
    „Über alles
Mögliche. Seine Familie, Filme, Bücher, Freunde... über Vieles eben...“
Regungslos sitzt Emma da. Würde sie nicht atmen, wäre ich sicher, sie wäre

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