Irgendwo dazwischen (komplett)
es mehr.“
„Bist du da
sicher? Ich meine, hat er das gesagt?“ Sie rührt mit dem Strohhalm in ihrem
Cocktail herum. „Hat er gesagt, dass er dich liebt?“ Sie schaut hoch und nickt.
„Und was hast du gesagt?“
„Na,
nichts.“
„Du
solltest es ihm sagen.“
„Ja, Lili,
das weiß ich auch...“ Sie greift über den Tisch nach meinen Zigaretten und
zündet sich eine an. „Das Problem ist, dass ich es ihm nicht sagen kann .
Ich bringe es nicht fertig, ihn so zu verletzen.“
„Und wenn
wir uns eine gute Lüge überlegen?“
Sie
lächelt. „Und was?“
„Na,
vielleicht dass du jemanden kennengelernt hast, in den du dich verliebt hast?
Irgendwas, wofür du nichts kannst...“
Sie seufzt
und legt die Stirn in Falten. „Ich will ihm nicht wehtun.“
„Ich
fürchte, da kommst du nicht drumrum.“
Emma
Je näher
ich der Wohnung komme, desto lauter wird die Musik. Es ist elf Uhr nachts, und
ich wundere mich, dass sich noch niemand beschwert hat. Ich durchforste meine
Tasche nach meinem Schlüssel. Der Boden vibriert unter dem Bass. Ich sperre die
Tür auf. Im Flur ist es dunkel, doch in der Küche brennt Licht. Ich schließe
die Tür, ziehe meine Schuhe aus und hänge meinen Schlüssel auf.
Das Lied
ist zu Ende und in der Sekunde, bevor das nächste beginnt, höre ich aus der
Küche schweren Atem. Wie angewurzelt bleibe ich stehen und lausche, aber das
nächste Lied hat bereits begonnen. Langsam gehe ich weiter in Richtung Küche.
Ich sehe Schatten auf dem Boden. Mir stockt der Atem. Ich weiß, dass ich mich
umdrehen sollte und gehen, ich weiß, dass es mich nichts angeht, was sich da
direkt hinter dieser Küchentür abspielt. Kurz frage ich mich, ob das Stefan
sein könnte. Aber sogar wenn er es wäre, würde es keinen Unterschied machen, denn
ich liebe ihn nicht. Außerdem ich bin mir sicher, dass es nicht Stefan ist. Ich
weiß, ich sollte verschwinden, doch ich tue es nicht. Stattdessen gehe ich
weiter und werfe einen Blick durch den Spalt... Erst sehe ich nichts, doch dann
sehe ich ein Bein. Zweifelsohne ein weibliches Bein. Seidige Haut und schlanke
Fesseln... Trotz der ohrenbetäubenden Musik höre ich lautes Stöhnen... Eine
seltsame Mischung aus der Angst, ertappt zu werden, und unbändiger Neugierde
überkommt mich. Auf Zehenspitzen taste ich mich ein bisschen weiter vor. Da
liegt eine Frau nackt auf dem Boden. Ihr Höschen baumelt an ihrem Schenkel. Auf
ihr liegt Joakim, die Hose zwischen seinen Fußgelenken. Lang ausgestreckt
liegen sie da. Mit einem Arm stützt er sich neben ihrem Kopf ab, mit dem
anderen hält er ihre Hüfte. Langsam und tief dringt er in sie ein. Sie hat ihre
grazilen Arme um ihn geschlungen. Zwischen ihren Körpern drücken sich ihre
Brüste hervor, mit jedem Stoß ein bisschen mehr. Verborgen in der vollkommenen
Dunkelheit beobachte ich, wie ihr Körper seinen aufsaugt. Dieser Anblick macht
mich krank. Und gleichzeitig erregt er mich. Warum stört es mich, dass Joakim
mit ihr schläft? Soll er doch. Er hält inne. Sie küssen sich. Langsam gleitet
er aus ihr. Sein Gesicht vergräbt sich zwischen ihren Brüsten, seine Hände
wandern über ihre Kurven. Die Augen der Fremden sind geschlossen, ihre Lippen
leicht geöffnet. Immer weiter gleitet Joakim nach unten, bis sein Gesicht
zwischen ihren weichen Schenkeln verschwindet. Mit weit gespreizten Beinen
liegt sie absolut verletzlich und sanft da. Ihre Brustwarzen haben sich
zusammen gezogen, ihre Arme liegen ausgestreckt neben ihr auf dem kühlen Boden.
Ihr Oberkörper bäumt sich auf. Seine Hände umfassen ihre Hüfte, sein Kopf
bewegt sich in einem konstanten Rhythmus. Ihre Arme sind nicht mehr entspannt.
Jeder Muskel in ihrem Körper scheint kontrahiert. Ihre Hände suchen nach Halt
und finden ihn am Tischbein hinter ihrem Kopf. Sie klammert sich fest, krallt
ihre Nägel ins helle Holz. Das Lied ist zu Ende. Für ein paar Sekunden höre ich
sie laut stöhnen. Ihre Stimme vibriert. In ihrem Gesicht erkenne ich einen
minimalen Anflug von Schmerz. Und dann in dem Bruchteil, bevor das nächste Lied
beginnt, stöhnt sie laut auf und ihr Körper erschlafft. Joakim kriecht langsam
nach oben, dann dringt er wieder in sie ein. In der Sekunde, in der sie ihn
spürt, kehrt die Anspannung in ihr Gesicht zurück. Das Sanfte weicht dem
Animalischen. Und plötzlich wünschte ich, ich wäre sie. Das kann ich doch
unmöglich wollen. Ich meine, ich mag ihn nicht. Ich kann ihn nicht leiden.
Immer fester dringt er in sie ein, immer
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