Irgendwo dazwischen (komplett)
schneller bewegt er seine Lenden. Sie
klammert sich an ihn, zieht sich an ihm hoch, lässt ihren Kopf in den Nacken
fallen. Ich kann sie hören. Trotz der lauten Musik kann ich sie hören. Das
tiefe Atmen ist Joakim, das laszive Stöhnen ist die junge Fremde. Er wird
lauter. Ich sollte verschwinden. Ich hätte gleich gehen sollen. Und doch bleibe
ich stehen. Ich will Joakim kommen sehen. Vor meinen Augen. Ich kann mich nicht
daran erinnern, dass mich jemals etwas so erregt hat. Und auch noch nie so
verletzt. Mit jedem Stoß tut er mir weh. Ihre Lippen einen Spalt weit geöffnet,
ihre Schenkel komplett gespreizt, ihr Stöhnen, ihre Brüste, die sich im
Rhythmus sanft bewegen. Ich wünschte, ich läge da unter ihm. Ich wünschte, er
würde gerade mich küssen. Ihnen zuzusehen ist schmerzhaft, aber gleichzeitig
schrecklich schön, voller Widersprüche. Sein Körper ist wunderbar. Ich schaue
in das Gesicht der Fremden. Zuzusehen, wie sie kommt, ist furchtbar. Ich schaue
zwischen ihre Schenkel und sehe, wie er immer wieder genussvoll in sie hinein
und aus ihr heraus gleitet. Dann, ganz plötzlich, erstarrt er über ihr. Ich
atme flach und in diesem Augenblick bin ich froh, dass die Musik so laut ist,
dass man mich nicht hören kann. Seine Bewegungen werden langsamer, schlaffer.
Gleich wird sie die Augen öffnen, und wenn sie das tut, wird sie mich sehen.
Ich muss weg, kann mich aber nicht bewegen. Ich versuche wegzusehen, schaffe es
aber nicht. Wie hypnotisiert starre ich auf ihre Haut, auf ihre Rundungen, auf
ihre Brüste. Ich wünschte, ich wäre die gewesen, in der er sich so bewegt. Ich
wünschte, er hätte gerade mit mir geschlafen. Die Vernunft klopft laut gegen
meine Schläfen. Ich muss gehen. Auf Zehenspitzen schleiche ich in Stefans
Zimmer. Ich lege mich aufs Bett und versuche zu lesen. Als ich jedoch zum
fünften Mal denselben Satz anfange, schlage ich das Buch zu. Aus der Küche höre
ich Stimmen. Ich höre sie lachen. Noch immer spielt die Musik, doch dieses Lied
ist ruhiger. Langsam ziehe ich mich aus und schließe die Augen. Ich höre nur
auf seine Stimme, und ich sehe ihn vor mir. Ich genieße den Film, der in meinem
Kopf abläuft. In diesem Film liege ich auf dem Küchenboden, und Joakim
liegt auf mir. In diesem Film küsst er mich. Und in diesem Film schleiche ich
mich nicht davon. Sie existiert nicht. Sie ist unwichtig. Ich gleite mit den
Fingern zwischen meine Beine. In der vollkommenen Dunkelheit liege ich nackt
da. Joakim küsst mich. Seine Fingerkuppen gleiten über meinen Körper, seine
Lippen berühren sanft meine Haut. Was ist, wenn er sie liebt? Was ist, wenn sie
nicht nur eine Bettgeschichte ist. Meine Hand erstarrt. Ich höre sie lachen.
Sie hat ein schönes Lachen. Ich ziehe mein Schlaf-T-Shirt an und stehe auf.
Ganz plötzlich habe ich riesigen Durst. Und ich will kein Wasser. Ich will
Eistee. Und den finde ich leider nur in der Küche.
Marie
„Und, was
denkst du?“ Ich spiele nervös mit den Fingern, während ich sein Gesicht
beobachte. „Ich meine, das ist natürlich noch nicht fertig, aber...“
„Ich finde
die Mappe großartig.“ Er schaut hoch. Als er den Ausdruck in meinen Augen
sieht, fängt er an zu lachen. „Im Ernst jetzt, Marie. Die Bilder sind wirklich
großartig.“
„Das sagst
du doch jetzt nur so...“
„Wieso
wusste ich nicht, dass du so zeichnen kannst?“, ignoriert er mich.
„Keine
Ahnung, ich hab es dir eben nie erzählt.“
Er
betrachtet wieder meine Bilder. „Schick die Mappe so ab, wie sie ist.“
„Die
Wahrscheinlichkeit, dass die mich nehmen, ist gleich Null.“
„Das sind
Ausreden.“ Ich lege mich auf den Boden und starre an die Decke. Ich weiß, dass
er Recht hat. Natürlich hat er das. Gut, es ist unwahrscheinlich, dass die mich
nehmen, aber es ist nicht unmöglich. „Wo ist die Schule?“
„Die haben
mehrere...“
„Auch eine
in München?“ Ich nicke kurz, starre dann weiter an die Decke. „Worauf wartest
du dann?“
„Wenn die
mich nicht nehmen, weiß ich nicht, was ich sonst machen könnte.“
„Darüber
solltest du erst nachdenken, wenn es soweit ist.“ Er legt sich zu mir.
„Außerdem gibt es noch einige andere Studiengänge, für die man zeichnen können
muss.“
Ich drehe
mich auf die Seite und schaue ihn an. „Findest du wirklich, ich habe das Thema
gut umgesetzt?“
„Ich finde
deine Arbeiten großartig.“
„Ja, aber
auch die, die...“
„Alle“,
fällt er mir ins Wort. „Und wenn du diese Mappe nicht
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