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Irgendwo dazwischen (komplett)

Irgendwo dazwischen (komplett)

Titel: Irgendwo dazwischen (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Freytag
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es nicht mehr
schaffe zu gehen.
    Ich
betrachte den Umschlag, der neben mir liegt. Und auf einmal weiß ich, was ich
tun muss. Und in genau diesem Augenblick kriecht die Angst durch meinen Körper.
Sie versucht, mich davon abzuhalten. Sie versucht, mich zurückzuhalten. Aber
dieses Mal werde ich es tun. Ich lasse es darauf ankommen. Ich stehe auf und
drücke auf den Stopp-Knopf. Stell dir vor, Gott gibt dir ein Leben, was
würdest du damit tun? Wer das auch immer geschrieben hat, ich danke dir.
Ich glaube, ich habe es verstanden.
     
    Emma
    „Ich muss
in die Stadt. Kommst du mit?“ Ich lege mein Buch beiseite. Erwartungsvoll
schaut mich Stefan an.
    „Ähm...“
    „Lass mich
raten... du willst lieber lesen.“ An seinem Tonfall höre ich, dass er
enttäuscht ist. Doch da ist noch etwas Anderes. Etwas Verärgertes.
    „Was
brauchst du denn in der Stadt?“
    „Was spielt
das für eine Rolle?“
    Er dreht
sich um und verlässt das Zimmer. Ich stehe auf und folge ihm. „Stefan, warte.“
Lange schauen wir uns an. „Wenn du möchtest, komme ich mit.“
    „Nein, ist
schon gut.“ Er nimmt seinen Schlüssel. „Ich geh alleine.“ Gerade will ich noch
etwas sagen, da öffnet er die Wohnungstür und geht, ohne sich noch einmal
umzudrehen.
    Warum
schlittere ich immer wieder in Beziehungen mit Kerlen, die ich nicht liebe? Ich
glaube, auf mir liegt ein Fluch. Ein böser Fluch. Ich schlendere in die Küche
und hole mir ein Glas Wasser. Dann gehe ich auf den Balkon, um eine zu rauchen.
Wie soll ich Stefan bloß erklären, dass ich ihn nicht liebe. Warum habe ich das
nicht einfach gleich getan? Na, weil ich einige Sekunden, bevor er mir seine
Liebe gestanden hat, noch stöhnend unter ihm lag.
    „Emma?“
    Ich
schrecke zusammen. „Joakim... Du hast mich vielleicht erschreckt.“
    Er lächelt.
„Tut mir Leid, das wollte ich nicht.“
    „Ist schon
gut.“ Er trägt nur eine Jeans und seine Brille. Als ich mich dabei ertappe, wie
ich seinen Körper mustere, schaue ich abrupt weg. Und ich hoffe, dass er es
nicht bemerkt hat.
    „Kann ich
mich zu dir setzen?“
    „Sicher,
setz dich.“ Er dreht sich eine Zigarette. „Wo ist Clarissa?“, frage ich nach
einer Weile.
    „Clarissa?“
Er leckt über den kleinen Klebestreifen, dann klebt er die beiden Enden
zusammen.
    „Ja,
Clarissa.“
    „Keine
Ahnung.“ Er schaut mich an und lacht, dann zündet er sich die Zigarette an.
    „Na, ihr
seid doch zusammen, oder?“
    „Manchmal...“,
antwortet er vage.
    „Manchmal?“
    „Ja,
manchmal...“
    Was soll
das denn bitte heißen? „Wie kann man manchmal mit jemandem zusammen sein?“
    „Wir sind
zusammen, wenn wir uns sehen.“
    „Offensichtlich
willst du dich nicht unterhalten.“ Ich stehe auf. „Ich gehe dann mal wieder
lesen.“
    „Nein,
warte.“ Ich schaue ihn an. „Wir schlafen miteinander, das ist alles...“
    „Für sie
auch?“
    Er zieht an
seiner Zigarette. „Ehrlich gesagt, weiß ich das nicht.“
    Ich setze
mich wieder hin. „Aber sie ist doch wirklich nett, und sie sieht doch auch
wirklich gut aus.“
    „Vielleicht
solltest du dich mit ihr verabreden, wenn sie dir so gut gefällt.“ Er grinst.
    „Ich meine
ja nur...“
    „Was meinst
du nur?“
    „Es hat
sich eben so angehört, als wärt ihr zusammen.“ Er schaut mir tief in die Augen.
Und das macht mich nervös. Ich spüre, wie meine Halsschlagader sich ausdehnt
und wieder zusammenzieht.
    „Du hast
uns also gehört...“
    Seine Augen
sind blau. Und damit meine ich nicht so ein langweiliges, schwammiges Blau. Sie
sind stechend blau. Ozeanblau. „Das war nicht zu überhören.“
    „Trotz der
Musik?“ Er schmunzelt. „War sie wirklich so laut?“
    „Ähm...
naja.“
    Er grinst.
„Dann war sie wohl so laut wie du neulich.“
    Ich schaue
auf meine Füße. „Das kann ich schlecht beurteilen.“ Ein paar Sekunden sagen wir
beide nichts.
    „Wo ist
Stefan?“
    „Wer?“ Sein
Blick klebt auf mir. „Ach so, Stefan. Der ist in der Stadt.“ Ich greife nach
meiner Zigarettenschachtel. Und in genau diesem Augenblick streckt er seinen
Arm aus, um den Aschenbecher näher an sich heran zu ziehen. Für den Bruchteil
einer Sekunde berühren sich unsere Arme, dann ziehe ich meinen weg.
    Er zieht
den Aschenbecher zu sich. „Und? Bist du schon weitergekommen mit deinem Buch?“
    „Ja, das
bin ich.“
    „Wie
findest du es?“
    „Ich mag
es.“ Ich ziehe an meiner Zigarette.
    „Was magst
du besonders?“
    „Die Art,
wie er die Dinge beschreibt, sogar die ganz

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