Irgendwo dazwischen (komplett)
acht Mal angerufen...“, sagt Lili erstaunt.
„Achtmal?“,
frage ich perplex.
„Ja,
achtmal... und das mitten in der Nacht.“
„Vielleicht
ist etwas passiert...“, sage ich beunruhigt.
Sie zuckt
mit den Schultern. „Ich rufe sie an...“ Ich lehne mich zum Aschenbecher. Ich
spüre meinen Puls in den Fingerkuppen. „Emma? Geht’s dir gut? ... Gott sei
Dank... ja, ich hab grad nen richtigen Schock bekommen...“
„ Wir haben einen richtigen Schock bekommen...“, unterbreche ich sie.
„Ja, wir haben einen richtigen Schock bekommen... nein, ich bin bei Marie... Ja, Marie
ist gestern gekommen... nein, nicht zu Besuch, sie hat ne Wohnung hier...
ja...“ Sie dreht sich zu mir. „Grüße von Emma…“
„Grüße
zurück...“, sage ich lächelnd.
„Grüße von
Marie... Nein keine Ahnung, ich habe seit gestern Abend nicht mit ihm
gesprochen... wir haben gestritten... bist du bei deiner Mutter? ... Ja,
klar... ja, wir holen dich ab... gut... ja, bis gleich...“ Sie legt auf.
„Und?“,
frage ich neugierig.
„Sie hatte
Streit mit Joakim wegen irgendeiner Hana, und dann hat sie einen Flug gebucht
und jetzt ist sie da...“
„Was?
Einfach so?“, frage ich verdutzt.
„Anscheinend.“
Und auch Lili scheint darüber ziemlich erstaunt zu sein.
„Na, dann“,
ich trinke einen Schluck Eistee, der inzwischen lauwarm ist. „Lass uns fahren.“
Die Sonne brennt vom Himmel. Vereinzelte Wolken tanzen über perfektes Blau.
„Und, was ist mit Elias?“, frage ich als wir über den Kanal rasen.
„Was soll
mit ihm sein?“, fragt sie ausweichend.
„Na,
schulde ich dir ein Eis?“ Sie schüttelt den Kopf. „Er hat also angerufen...“
„Ja, hat
er.“
„Und wie
oft?“, bohre ich.
„Viermal.“
„Willst du
trotzdem ein Eis?“
Sie grinst
mich an, dann schließt sie die Augen und genießt den Wind. „Später vielleicht.“
Emma sieht
aus, als würde sie jeden Augenblick platzen. „Vorsicht, warte, ich schiebe den
Sitz weiter nach vorn...“, sage ich und starre Emma auf den Bauch. Nach ein
paar Minuten sitzen wir gemeinsam im Auto.
„Gott, ist
das schön, euch zu sehen...“ Emma strahlt uns an. Sie sieht umwerfend aus. Ihre
Hände liegen stolz auf ihrem riesigen Bauch.
„Es ist wie
früher“, sagt Lili glücklich.
„Es ist wie
Istrien“, schreie ich durchs Auto.
„Wie
Istrien...“, höre ich dann beide leise sagen.
Nachdem wir
uns zu dritt in den Aufzug gequetscht haben und auch erfolgreich wieder
ausgestiegen sind, zeige ich Emma meine neue Wohnung. „Es ist so schön
hier...“, sagt Emma, während sie sich die Stufen zur Dachterrasse hinauf hievt.
„Warte
erst, bis du die Terrasse siehst“, schwärmt Lili. Emma schiebt sich durch die
Tür und schaut sich um. Dann schaut sie zu mir.
„Kann ich
zu dir ziehen?“ Ich fange an zu lachen. Doch Emma lacht nicht. Sie schaut
vollkommen ernst.
„Im Ernst
jetzt?“, frage ich mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Nein...“
Sie prustet los. Es ist schön ihr Lachen zu hören.
„Weißt du,
was es wird?“, frage ich und starre wieder auf Emmas Bauch.
„Was
wohl?“, fragt sie seufzend.
„Also drei
Jungs“, sagt Lili lächelnd.
„Vier, wenn
man Joakim mitzählt.“ Ich muss schmunzeln.
„Ich will
auch ein Baby“, sagt Lili und streichelt sanft über Emmas Bauch.
„Überleg
dir das gut“, sagt Emma. „Man kann die nicht zurückgeben.“
„Ich will
es ja auch nicht zurückgeben“, sagt Lili verträumt.
„Ja, bis du
eins hast.“
„Ich meine
das ernst.“
„Ich auch“,
sagt Emma und legt ihre geschwollenen Beine hoch.
„Ich hab
noch nicht einmal den geeigneten Vater“, sage ich mehr zu mir selbst.
„Ich doch
auch nicht“, sagt Lili leise.
„Elias wär’
sicher ein guter Vater“, sagt Emma sanft.
„Ja, einer,
der nie da ist, einer, der nur arbeitet, einer, der nicht in Frage kommt, weil
er nicht mit mir schläft, und wenn doch, dann schläft er währenddessen ein.“
„Er schläft
währenddessen ein?“, fragt Emma völlig entgeistert.
„Ja...
dreimal...“
„Er ist schon
dreimal eingeschlafen?“, fragt sie noch immer entgeistert.
„ Letztes
Mal ist er dreimal eingeschlafen.“
„Oh...“
„Ja,
genau... Oh ...“, sagt Lili seufzend.
Ich sehe
Emma an, dass sie gerne etwas Tröstendes sagen würde, doch es scheint ihr
nichts einzufallen. „Und was ist mit deinem Markus? Wäre der denn kein guter
Vater?“, fragt Emma, um das Thema zu wechseln.
„Ich bin
nicht mehr mit Markus
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