Irgendwo dazwischen (komplett)
geht nicht mit dir und das geht nicht mit brüllenden Kindern.
Du wirst
mir fehlen. Und Vincent und Luis werden mir fehlen. Ich will dir nicht wehtun,
auch wenn ich weiß, dass ich das tue. Aber ich muss jetzt an mich denken.
Ich
liebe dich, Emma
Lili
„...ich
rede mit dir...“
„Ja, das
ist mir schon klar“, sagt Elias kalt.
„Und?“,
frage ich gereizt.
„Was und?“
Ich schaue ihn wütend an. „Ja, du hast recht, wir sehen uns kaum, aber ich
suche mir die Zeiten ja nicht aus... es ist ja nicht so, als würde ich das
absichtlich machen.“
„Das sagt
ja auch niemand“, fahre ich ihn an.
„Was soll
ich denn deiner Meinung nach machen?“
„Eröffne
eine Praxis.“
„Ich wollte
immer im Krankenhaus arbeiten.“
„Es geht
aber nicht nur darum, was du willst.“ Ich greife nach meinen Zigaretten. „Wenn
jetzt wieder ein Vortrag darüber kommt, dass das Rauchen mich langsam umbringen
wird, dann...“
„Was dann?
Es stimmt doch... ich sehe sowas jeden Tag.“
„Denkst du
denn, du könntest dir für meine Beerdigung freinehmen?“, frage ich sarkastisch.
„Ich meine, einen ganzen Tag? “
„Worum geht
es hier eigentlich?“
„Um uns“,
sage ich ruhig. „Es geht nur um uns.“
„Und was
genau soll das heißen?“
„Zwischen
meinen Beinen haben sich Spinnweben gebildet, ich weiß nicht einmal mehr, wie
du nackt aussiehst, geschweige denn, wann wir zuletzt miteinander geschlafen haben?“
„Geht das
schon wieder los?“, fragt er genervt.
„Wenn du
endlich mal was machen würdest, dann könnte ich mir den Atem sparen.“
„Das geht
eben nicht auf Knopfdruck.“
„Aber ein
Mal im Quartal ist doch drin, oder?“
„Wir haben
doch vor ein oder zwei Wochen miteinander geschlafen“, fällt er mir ins Wort.
„Du meinst
das eine Mal, als du währenddessen dreimal eingeschlafen bist?“ Voller
Verachtung schaut er mich an. „Ja, du bist gekommen, aber du bist dreimal
eingeschlafen... dreimal ... Wenn das nicht geht, ohne dass du
einschläfst, dann...“
„Dann
was?“, fragt er laut.
„Dann...“,
fange ich an. Doch ich kann es nicht aussprechen. Der Satz bleibt mir im Hals
stecken. So wie jedes Mal.
„Was ist
dann?“, fragt er noch einmal.
„Dann werde
ich dich verlassen...“ So. Jetzt ist es raus. Ich habe es gesagt. Lange schaut
er mich fassungslos an. „Was ist?“, frage ich kopfschüttelnd. „Hast du dich
noch nie gefragt, wie lange ich das noch mitmachen werde?“ Er antwortet nicht.
Stattdessen starrt er mich einfach weiter an. „Dir ist noch nie durch den Kopf
gegangen, dass ich dich verlassen könnte?“ Noch immer starrt er mich an. „Ja,
Elias, ich kann so nicht mehr, und ich will auch nicht mehr... es geht nicht...
du bist nicht mehr der, den ich liebe... du bist nicht mehr der, den ich einmal
kannte... so will ich dich nicht... entweder bist du müde oder nicht da. Oder
du schläfst auf mir ein. So einen finde ich wieder. Einen, der seinen Traum
lebt, auch wenn sein Traum mein Albtraum ist... einen ich-bezogenen, eitlen
Arzt finde ich wieder, glaub mir.“ Wortlos steht er auf und verlässt das
Zimmer. Eine Weile starre ich in den Flur, in dem er verschwunden ist, dann
schaue ich auf die Uhr. Ich springe auf und packe hastig ein paar Dinge in
meine Tasche. In einer halben Stunde muss ich dort sein. Mit einem mulmigen und
schweren Gefühl im Magen verlasse ich unsere Wohnung. Ich ziehe die Tür hinter
mir ins Schloss und gehe zum Aufzug. In dem Moment, als ich in den Lift steige
und auf E drücke, frage ich mich, warum ich noch immer bei ihm bin. Und
mir fällt kein guter Grund ein. Ich weiß es nicht. Das ist ernüchternd. Es tut
weh. Und ich schäme mich. Und ich weiß nicht einmal genau, warum.
Ich schaue
auf mein Handy, dann schalte ich es aus. Ich will gerade nicht mit ihm
sprechen. Und wenn er nicht anruft, will ich es nicht sehen, denn eigentlich
sollte er mich anrufen. Ich fahre zu meiner Mutter. Ich freue mich, sie zu
sehen. Und doch frage ich mich, ob ich die Frage nach eventuellen Enkelkindern
heute ertragen kann. Ich kann ihr nicht sagen, wie ich mich fühle, denn sie
wird mir erzählen, dass die Basis wichtiger ist als sexuelles Glück. Sie wird
mir mit der Alex-versus-Lukas-Geschichte kommen, bei der Lukas gewinnt und Alex
verliert. Ich schaue auf das dunkle Display meines Handys, dann stecke ich es
in meine Tasche.
Emma
„Und es
geht dir wirklich gut?“, fragt meine Mutter besorgt.
„Ja, Mama,
es geht mir gut...“
„Ja,
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