Irgendwo dazwischen (komplett)
zusammen.“
„Oh...“
Ich muss
lachen. „Ist nicht so tragisch.“
„Ist es
nicht?“ Ich schüttle den Kopf.
„Als er die
Wohnung verlassen wollte, hat sie ihn Paul genannt“, sagt Lili
schmunzelnd.
„Nein!“,
sagt Emma schockiert.
„Das war
ein Versehen ...“, sage ich betreten.
„Hast du
noch was mit Paul zu tun?“, fragt Emma. Ich schüttle den Kopf. „Hättest du denn
gerne was mit ihm zu tun?“
„Ich weiß
nicht“, lüge ich.
„Also, wenn
du es weißt, sag Bescheid... Joakim und Paul haben noch engen Kontakt...“
„Ehrlich?“,
platzt es aus mir heraus. „Seit Istrien?“
Sie nickt.
„Sie telefonieren, schreiben Mails.“
„Das wusste
ich gar nicht.“ Ich schaue auf den Eistee. „Hat er eine Freundin?“ Ich
versuche, möglichst gleichgültig zu klingen, als ich das frage. Sie nickt. „War
ja klar“, sage ich leise. Was hab ich mir auch erwartet. Natürlich hat einer
wie Paul eine Freundin. „Und wie lange?“ Es will mir einfach nicht gelingen,
gleichgültig zu klingen.
„Ich
glaube, drei Jahre oder so.“
„Hm, doch
schon so lange“, sage ich gespielt gelassen.
„Ich glaube
zumindest, dass es dieselbe ist... ganz sicher bin ich mir nicht...“ Kaum hat
sie ihren Satz beendet, klingelt ihr Handy. Sie schaut auf das Display. „Es ist
Joakim...“
„Willst du
nicht drangehen?“, frage ich vorsichtig.
Sie
schüttelt den Kopf. „Wenn er will, kann er mir auf die Mailbox sprechen.“
„Und? Hat
er?“, frage ich ein paar Minuten später.
„Er hat
gesagt, dass er mich vermisst und dass ich ihn bitte anrufen soll“, sagt sie
kleinlaut.
„Und rufst
du ihn an?“, frage ich vorsichtig.
Sie zuckt
mit den Schultern. „Keine Ahnung...“
„Ruf ihn
an“, sagt Lili ruhig.
„Rufst du
Elias an?“ Lili schüttelt vehement den Kopf. „Gib ihm doch eine Chance.“ Lili
schaut stur zu Boden. Und ihr Blick sagt, dass sie ihm schon viel zu viele
Chancen gegeben hat. Aber das wird sie Emma nicht sagen.
Paul hat
seit drei Jahren eine Freundin. Das will mir nicht in den Kopf. Und ich frage
mich, warum mich das so verstört. Ich habe doch auch gelebt. Da waren Hannes
und Markus. Ich frage mich, wie sie wohl aussieht. Und ich frage mich, ob er
glücklich ist.
„Denk nicht
über Paul nach, sondern hilf mir mit dem Regal“, sagt Lili mit einem sanften
Lächeln auf dem Gesicht. Und ich tue, was sie sagt. Bis fünf Uhr morgens packen
wir Kisten aus und bauen Regale und Schränke auf. Und als das Bett steht,
fallen wir mit Klamotten hinein und schlafen innerhalb von Sekunden ein.
Vor vier
Wochen...
Emma
Lang kann
es nicht mehr dauern. Den ganzen Morgen spüre ich es schon. Und ich kenne das
Spiel ja inzwischen.
„Lili?“
„Was kann
ich tun?“, fragt sie besorgt.
„Ruf Joakim
an...“
„Okay...
was soll ich ihm sagen?“
„Er muss
kommen“, sage ich schnaufend. „Das Baby kommt heute nur, wenn er da ist.“
„Ist gut,
ich rufe ihn sofort an...“ Sie verschwindet im Flur.
„Hier, das
Wasser.“ Marie reicht mir ein Glas mit eiskaltem Wasser.
Ich lege
die Füße hoch, lehne mich zurück und trinke.
„Ich habe
in der Klinik angerufen, aber das ist natürlich kurzfristig“, sagt meine
Mutter, als sie zur Tür herein kommt.
„Hat Papa
nicht einen Freund in dem Krankenhaus? Oder Elias?“
„Ja,
sicher, Elias“, sagt sie verwirrt und rennt hastig zurück in den Flur.
„Joakim hat
einen Flug in eineinhalb Stunden...“, sagt Lili, als sie eine viertel Stunde
später ins Wohnzimmer zurückkommt.
„Dann
dürfte er so in sechs Stunden hier sein“, sage ich leise. Sie schaut auf die
Uhr und nickt.
Meine
Mutter stolpert zurück ins Wohnzimmer. „Elias ruft gleich zurück.“ Sie hält das
Telefon in beiden Händen, so als wäre es ein besonders wertvoller Gegenstand.
„Er redet mit einem Kollegen.“ Lili schaut zu Boden. Ich weiß, dass sie ihn
vermisst, auch wenn sie es nicht zugibt. Seit fast zwei Wochen hat sie ihn
nicht gesehen. Meine Mutter verschwindet kopflos in der Küche. Dann kommt sie
plötzlich zurück. „Sonst noch jemand Kaffee?“ Wir drei schütteln die Köpfe.
„Sicher?“ Wir nicken, dann verschwindet sie wieder in der Küche. Ich schaue zu
Lili.
„Hast du den
Test inzwischen gemacht?“, frage ich leise.
„Noch
nicht.“
„Und wieso
nicht?“
„Weil ich
nicht weiß, was ich tun soll, wenn er positiv ist und weil ich nicht weiß, was
ich machen soll, wenn er negativ ist.“
Ich lächle
sie an. „Es ist besser,
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