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Irgendwo dazwischen (komplett)

Irgendwo dazwischen (komplett)

Titel: Irgendwo dazwischen (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Freytag
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Test funktioniert, das zweite Feld
zeigt, ob du schwanger bist. Wenn ein zweiter blauer Punkt erscheint, dann bist
du schwanger.“
    „Du kennst
dich ja aus...“, sage ich erstaunt.
    „Paul und
ich mussten dreimal so einen Test machen.“ Ich betrachte ihr Gesicht.
    „Ehrlich?
Das hast du mir nie...“
    „Los mach
schon, bring’ es hinter dich“, unterbricht sie mich.
    Mit
zitternden Fingern halte ich das Stäbchen drei Sekunden in den Urinstrahl, dann
drücke ich die Verschlusskappe über den Streifen und reiche den Test Marie. Sie
nimmt ihn und streichelt über meine Hand. Ich bin froh, dass sie da ist.
    „Ist da ein
Punkt?“, frage ich angespannt. Ihr Blick fällt auf das Stäbchen.
    Sie lächelt
und schaut auf die Uhr. „Nein... sind ja auch erst zwanzig Sekunden...“ Es ist
unglaublich, wie lange einem eine Minute erscheinen kann. Ich nehme ihr den
Test aus der Hand und schließe die Augen.
    „Und?“ Ich
öffne die Augen und schaue in meinen Schoß. Marie wippt ungeduldig mit dem Fuß.
Ich starre nur auf das weiße Stäbchen. „Lili? Ist da ein blauer Punkt?“ Ich
halte ihr den Test entgegen. Sie nimmt ihn aus meiner Hand und dreht ihn um.
Dann schaut sie mich an. In ihren Augen ein Ausdruck, den ich vorher noch nie
gesehen habe. „Er mag eingeschlafen sein...“ Sie setzt sich vor mich in die
Hocke und legt ihre linke Hand auf meine. In der anderen hält sie den Test.
„...aber er scheint es zu Ende gebracht zu haben. Herzlichen Glückwunsch.“
    „Das heißt
noch gar nichts. Ich glaube es erst, wenn ich die anderen Tests gemacht habe.“
     
    Ich gebe
Marie das Teststäbchen und schirme mein Gesicht mit den Händen ab. „Und?“,
frage ich wenig später.
    „Lili, es
waren schon zwei Tests positiv, der dritte wird dir dasselbe zeigen...“
    „Der Test
ist zu 99 Prozent sicher, das heißt, er ist in einem Fall zu Hundert Prozent unsicher .“
    „Ja, mag
sein, aber das waren zwei Tests... und beide sind positiv...“ Sie schaut mich
irritiert an. „Ich dachte, du wolltest ein Kind.“
    „Ja, aber
doch nicht so.“
    „Wie meinst
du das?“
    „Wir reden
nicht miteinander... Ich habe ihn seit zwei Wochen nicht gesehen, und außerdem
würde das bedeuten, dass ich bei dem Mal schwanger wurde, als er dreimal
eingeschlafen ist.“ Marie schaut auf den dritten Test. „Und?“, frage ich
angespannt. Sie hält mir das dritte Stäbchen entgegen.
    „Zwei blaue
Punkte... du bist schwanger.“
     
    Marie
    Lili ist
schwanger, und Emma ist fast dreifache Mutter. Und ich? Ich denke an Paul. Das
ist so erbärmlich. Und überhaupt, Paul hat wahrscheinlich auch schon einen Berg
von Kindern. Nur ich nicht. Ist mir doch egal. Ich brauche keine Kinder, die
mich davon abhalten, mein Leben zu leben. Ich bin erfolgreich. Ich habe alles,
was ich brauche.
    Ich war
noch nie gut darin, mich von Lügen zu überzeugen. So ein Mist. Ich will auch
einen Mann. Nein, ich denke, es ist noch viel schlimmer als das. Ich denke
nämlich, ich will Paul. Hätte ich doch den Karton weggeworfen. Aber hätte ich
das getan, wären der Karton und ich jetzt in Köln. Oder nur ich und der Karton
im Müll. Ich würde neben Markus sitzen und mich fragen, ob das wirklich schon
alles war. Und ich würde insgeheim doch an Paul denken. Wäre das denn besser?
    „Willst du
die Tests aufheben?“ Lili nickt und steckt sie in ihre Handtasche. „Ist das
dein Handy, das da klingelt?“ Sie springt auf und rennt zum Küchentisch, wo sie
ihr Handy nach dem Telefonat mit Elias hat liegen lassen.
    „Joakim?
... Ja, wir machen uns auf den Weg... sie ist in der Klinik... ja, wir fahren
dich dann direkt zu ihr... Gut, wir sind unterwegs...“ Sie schaut mich an.
    „Wie konnte
er dich anrufen?“
    „Er hat nur
einen Business-Class Flug bekommen, da hat man ein Telefon... er ist in einer
halben Stunde da...“
    „Gut, dann
lass die Packungen verschwinden, und wir fahren.“ Ich greife nach meiner Tasche
und meinem Schlüssel. „Kommt er allein?“
    „Keine
Ahnung... Hab ihn nicht gefragt“, sagt Lili und schaut mich an.
    „Na, egal,
wir müssen...“
    Joakim
fällt erst Lili, dann mir in die Arme. Neben ihm zwei kleine Jungs. „Vincent,
Luis, bleibt schön hier stehen, ich mache eure Kindersitze fest.“ Er kriecht
auf den Rücksitz und befestigt die Sitze. Die beiden Jungen stehen auf dem
Gehweg und schauen uns interessiert an.
    „Ihr seid
auf dem Foto im Wohnzimmer“, sagt der ältere der beiden.
    „Ehrlich?“,
fragt Lili lächelnd und

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