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Irgendwo dazwischen (komplett)

Irgendwo dazwischen (komplett)

Titel: Irgendwo dazwischen (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Freytag
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bückt sich zu ihm hinunter. „Auf was für einem Foto?“
    „Auf einem
mit einem Bus...“
    „Und ihr
seid zu dritt Business-Class geflogen?“, frage ich ein wenig erstaunt. Die
Vorstellung, wie Joakim mit diesen beiden Zwergen und den Kindersitzen in der
Business-Class sitzt, ist schon irgendwie lustig.
    „Es ging ja
nicht anders“, antwortet Joakim völlig fertig. Er lehnt sich zurück und reibt
sich die Augen.
    Die Bäume
rasen an mir vorbei. Oder ich an ihnen. Ich frage mich, was Paul gerade tut.
Ich frage mich, ob es ihm gut geht. Und ganz tief drinnen hoffe ich, dass es
ihm gut geht, aber wenn ich ehrlich bin, dann hoffe ich, dass es ihm nicht zu
gut geht. Zu glücklich soll er nicht sein. Denn im Moment würde es mich zerreißen.
Weil es mir nicht gut geht. Zumindest nicht wirklich.
     
    Vor zwei
Wochen...
    Lili
    „Und wie
war der Termin?“, fragt Marie vorsichtig. Ich lächle sie an. „Jetzt sag schon,
hat er es bestätigt?“
    Ich setze
mich zu ihr an den Tisch. „Ja, hat er.“
    „Das ist
doch wunderbar!“, sagt sie strahlend und steht auf. Sie nimmt mich von hinten
in die Arme. Ich reagiere nicht. „Oder ist es das nicht?“
    „So lange
wollte ich ein Kind, und jetzt weiß ich plötzlich nicht mehr, ob ich es will“,
sage ich nach ein paar Sekunden. Sie schaut mir über die Schulter.
    „Du liebst
Elias. Ihr seid seit einer Ewigkeit zusammen... und er ist ein guter Kerl.“
    Ich mache
ein abschätziges Geräusch. „Ja, wir sind seit einer Ewigkeit zusammen.“ Ich
streiche mit den Fingern über die Tischplatte. „Marie, er ist doch nie da.“ Mir
steigen Tränen in die Augen. „Er schläft nicht mit mir, er redet kaum.“ Marie
geht um den Tisch herum und setzt sich mir gegenüber hin. „Ich sage ja nicht,
dass er kein guter Kerl ist, und ja, ich liebe ihn, aber das reicht nicht. Ich
kann das so einfach nicht mehr.“ Ziemlich unvermittelt fange ich an zu
schluchzen. Marie streichelt sanft über meinen Handrücken.
    „Dann denk
in Ruhe darüber nach... Nimm dir ein bisschen Zeit.“ Sie streckt mir ein Glas
Eistee entgegen. Ich nehme das Glas und trinke einen großen Schluck. „Handle
bloß nicht überstürzt.“
    Ich schaue
sie lange an. „Machen wir weiter?“, frage ich nach einer Weile.
    „Weiter?
Womit?“
    „Na, mit
der Wohnung.“
    „Ich habe
die letzte Kiste ausgepackt.“
    „Aber ich
hatte dich doch gebeten, damit zu warten“, sage ich kopfschüttelnd.
    „Lass uns
einkaufen gehen...“, sagt sie und lächelt mich an. „Ich will eine Lampe für die
Küche finden. Und ich brauche ein paar Pflanzen.“
     
    Wir gehen
durch den Kölle. Marie schiebt einen riesigen Wagen vor sich her und schaut
sich angestrengt um. „Die ist doch schön“, sage ich und halte Marie eine
Pflanze mit großen dunkelgrünen Blättern entgegen.
    „Die geht
bei mir in den ersten Wochen ein.“
    „Ach was“,
sage ich und wedle mit der Pflanze unter ihrer Nase herum. „Das wird sie
nicht.“
    „Die finde
ich besser“, ignoriert sie meine Pflanze.
    „Bitte kein
Ficus...“
    „Was hast
du gegen den Ficus?“, fragt sie amüsiert.
    „Der hat
doch nie Blüten.“
    „Deine
komische Pflanze hat doch auch keine, außerdem mag ich das Grün.“ Beim Anblick
dieser blöden Pflanze muss ich an den Ficus bei meiner Mutter im Wohnzimmer
denken, und wie vor Jahren mein BH zwischen seinen Blättern hing. Damals habe
ich ein ausgefülltes Sexleben gehabt. „Woran denkst du?“, fragt Marie
neugierig.
    „An nichts
Bestimmtes“, lüge ich.
    „Du musst
es mir nicht sagen...“, sagt sie mit hochgezogenen Brauen, „aber lügen musst du
auch nicht.“
    „Es tut mir
Leid“, sage ich und schaue zu Boden. „Der Ficus erinnert mich an ein erfülltes
Sexleben.“
    „Verstehe“,
sagt sie lächelnd und stellt den Ficus gespielt angewidert weg. „Dann also kein
Ficus... Böser Ficus.“ Ich muss lachen. „Und was hältst du von der?“ Sie
zeigt auf eine Pflanze mit einem komplizierten lateinischen Namen.
    „Die ist
schön... So eine hab ich auch.“
    „Und wie lange?“
    „Ein paar
Jahre, warum?“, frage ich verständnislos.
    „Und sie
lebt noch?“
    Ich stoße
ihr in die Seite. „Ja, sie lebt noch...“
    „Na dann
nehme ich drei davon.“ Sie hievt sie auf den Wagen. „Wenn sie es bei dir
schaffen, dann sind sie echt zäh...“ Und obwohl ich versuche, es nicht zu tun,
muss ich lächeln.
    „Hast du
was von Emma gehört?“, fragt Marie, als wir versuchen, die Pflanzen mit dem
komplizierten

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