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Irgendwo dazwischen (komplett)

Irgendwo dazwischen (komplett)

Titel: Irgendwo dazwischen (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Freytag
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flackern und der Raum erstrahlt in warmem
Licht. Die Stimmung ist vertraut. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich so bei
Elias fallen lassen könnte. Gehofft ja, gedacht nein. Er kommt zum Bett zurück,
wo ich zusammengerollt liege.
    „Was ist passiert, Lili? Sag es mir. Egal, was es ist, du kannst
es mir sagen...“ Am liebsten würde ich ihm sagen, was ich für ihn empfinde. Ich
würde ihn gerne fragen, ob er wirklich nichts mit Giselle hatte, als sie da war
und ich wüsste gerne, was es heißt, wenn Mona sagt, Elias
kenne sie da schon um einiges besser. Doch was er wissen will, ist,
warum ich dermaßen zerstört vor seiner Tür saß. „Was geht dir durch den Kopf?“,
fragt er irritiert.
    „Ich kann das schwer erklären.“
    „Versuch es einfach“, antwortet er.
    Und dann versuche ich es. „Ich habe heute Mona kennengelernt.
Marie hat sie mir vorgestellt.“ Ich mache eine Pause. „Nach und nach sind wir
ins Gespräch gekommen und ich habe sie gefragt, wie die beiden sich denn nun
genau kennengelernt haben. Eigentlich wusste ich das alles schon, doch die
Situation war so angespannt und ich wollte einfach irgendwas sagen, bloß um
etwas zu sagen... Kennst du das?“ Er nickt. „Ich hab gefragt, ob sie auch Emma
kennt, so blabla Zeug einfach und sie hat gesagt, Emma kenne sie flüchtig, dich
kenne sie da schon um einiges besser...“ Ich schaue ihn an. Frage ich oder
nicht?
    „Und weiter?“
    „Ich habe mich gefragt, was sie mit dieser Aussage meint, dich
kenne sie da schon viel besser und weil sie im selben Atemzug gemeint hat, sie
kenne dich über einen gemeinsamen Freund, habe sie gefragt, welcher Freund das
denn ist...“, als ich all das wiederhole, steigen mir erneut Tränen in die
Augen. Gerade will ich Luft holen, um weiter zu erzählen, da legt mir Elias
zwei Finger auf den Mund.
    „Ich weiß, wie die Geschichte weitergeht“, sagt er leise, „das
muss ganz schön viel in dir hoch gebracht haben.“ Wir schauen uns an. Nach einer
längeren Pause sagt er dann „Zwischen mir und Mona ist nie etwas gewesen... Sie
wollte, ich nicht.“ Mit seinem Daumen wischt er Tränen von meiner Wange. „Das
wolltest du doch wissen, oder?“ Ich nicke. „Warum wolltest du das wissen?“,
fragt er. Ich sage nichts. „Emma sagt, du bist an nem Kerl interessiert, den
ich nicht kenne... Stimmt das?“
    „Was?“, frage ich entgeistert.
    Er lächelt. „Bist du nicht?“
    „Nein.“, sage ich kalt.
    „Wirklich nicht?“
    „Nein, wirklich nicht.“, antworte ich. „Du kennst ihn.“ Und nun
schaut er erschrocken. „Hast du mit Giselle geschlafen, als sie hier war?“
    „Was hat das denn jetzt damit zu tun? An welchem meiner Freunde
bist du interessiert?“
    „Hast du, oder nicht?“, bohre ich.
    „Ist es Ben?“, fragt er und schaut zu Boden. „Bitte sag, dass es
nicht Ben ist…“
    „Was soll Ben nicht sein?“
    „Mensch, Lili, stell dich nicht blöd… liebst du Ben? Weil wenn ja,
dann…“
    „Ben?“, unterbreche ich ihn, „Ich liebe dich “. Ich kann nicht fassen, dass ich es tatsächlich
gesagt habe. Wir schauen uns an. Die Stille ist fast greifbar, und ich breche
sie, weil ich sie nicht aushalten kann. Ich hätte das nicht sagen sollen. „Ich
meine, also, wie kommst du darauf, dass ich…“, und dann nimmt er mein Gesicht
zwischen seine großen, sanften Hände und küsst mich. Wenn ich jetzt, in diesem
Augenblick sterben würde, wäre es nicht schlimm. Unsere Lippen, die sich
langsam öffnen, die Zungen, die sich schüchtern finden, so als hätten sie sich
schon immer nach einander gesehnt. Die Erregung, die meinen ganzen Körper erfasst
und die mich innerlich zum Beben bringt. Er saugt an meinen Lippen, küsst mich
leidenschaftlicher... Und plötzlich hört er auf... Tausend Dinge schießen mir
gleichzeitig durch den Kopf. Doch allen voran, dass er gerade realisiert, dass
er einen Fehler macht. Sein Blick brennt fast auf meiner Haut. „Ich bin zu
jung, richtig?“, frage ich nach einer Weile und halte den Blick gesenkt. Das
Kerzenlicht flackert und die Schatten ringsum tanzen nervös an den Wänden
entlang.
    „Ich liebe dich, Lili“, sagt Elias. Ich schaue ungläubig hoch. Die
Flammen der Kerzen schimmern in seinen schwarzen Augen. „Ich liebe dich,
Kleines. Und das schon ziemlich lange...“
    Warme Tränen quellen aus meinen Augen. Mit den Daumen wischt er
mir sanft über die Wangen. Ich war nie glücklicher als in diesem Augenblick.
Nie habe ich mich lebendiger gefühlt. Nie so

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