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Irgendwo dazwischen (komplett)

Irgendwo dazwischen (komplett)

Titel: Irgendwo dazwischen (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Freytag
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habt euch also bei Altmanns kennen gelernt... Dann kennst du
ja sicher auch Emma. Sie und ich gehen in dieselbe Klasse.“ Das ist ja so
interessant... Die Spannungen sind wieder da.
    „Ja, ich kenne Emma. Allerdings nur flüchtig“, geht sie auf meinen
Nonsens ein, „Elias kenne ich da schon um einiges besser.“ Was soll das denn
heißen? „Ich habe ihn über einen Freund kennengelernt“, sagt sie schließlich
und nimmt einen Schluck von ihrem Latte.
    „Welcher Freund ist das denn? Vielleicht kenne ich ihn ja“, frage
ich, obwohl ich eigentlich gerne fragen würde, was zum
Teufel meinst du damit, wenn du sagst, Elias kenne ich da schon um einiges
besser... Sag schon... was meinst du damit?!
    „Ich kenne Elias über Rüdiger. Kennst du den?“ In diesem Moment
wird mir heiß, und die Demütigung steigt in mir hoch. In diesem Augenblick
empfinde ich die Situation, die sich vor einigen Wochen auf Altmanns Terrasse
abgespielt hat, als schlimmer als in jenem Moment. „Ist alles in Ordnung,
Lili?“, fragt Mona besorgt. „Lili?“ Mona schaut Marie hilfesuchend und fragend
an. „Was hat sie denn?“, richtet sie sich nun an Marie. Doch Marie schweigt.
    „Kennst du Rüdiger gut?“, frage ich mit zitternder Stimme.
    „Du kennst ihn also?“, fragt sie. Ich nicke. „Sagen wir mal so“,
fährt sie fort, „ich mochte ihn einmal sehr. Mehr noch. Wir waren drei Jahre
zusammen.“ Auch das noch. Der Vodka Geschmack, seine Hände an meiner Brust,
zwischen meinen Beinen, ich spüre ihn und seine Berührungen auf meinem Körper.
Mir wird ganz plötzlich richtig übel. Es scheint, als hätte der Schlag in mein
Gesicht die ganze Geschichte total überschattet, denn ich habe nicht ein
einziges Mal darüber nachgedacht. Deshalb hat er mich angegraben. Weil ich ihn
an sie erinnert habe. Gerade bin ich wieder dort, auf dieser Terrasse. Und auch
wenn es vielleicht sehr dramatisch klingt, frage ich mich, was Rüdiger getan
hätte, wenn Elias nicht da gewesen wäre. Plötzlich schmecke ich nur noch den
sauren Geschmack von Magensäure und will bloß noch weg.
    „Ich muss gehen“, schleudere ich Marie entgegen. Ihr Blick verrät,
dass sie versteht, warum. Mona nicht. Ist mir egal. Ich wende mich ab, ohne zu
zahlen.
     
    Emma
    Ich fahre zu Clemens. Dort wird alles so sein, wie es immer ist.
Wir werden Sex haben. Mal wieder. Und ich werde die Augen schließen und an
Stefan denken, weil es gut tut, an Stefan zu denken. In den vergangenen Tagen
habe ich immer wieder versucht, ihm zu schreiben. Nicht, dass ich diesen Brief
jemals abschicken würde, aber dann wären die Gefühle mal formuliert und nicht
länger ein einziges Wirrwarr. Doch ich schaffe es nicht. Vielleicht, weil meine
Gefühle ein einziges Wirrwarr sind. Und es ist nicht einfach, das auseinander
zu klamüsern. Ich will ihn vergessen. Und ich will einen anderen Kerl finden.
Clemens und ich, das hält nicht mehr lange. Doch ich will nicht allein sein. Manchmal
habe ich das Gefühl, dass es nichts Schlimmeres in unserem Alter gibt, als ohne
Freund zu sein. Marie hatte recht. Sie denkt, man wird anders angeschaut. Und
so ist es. Aber Clemens ist auch nicht das Gelbe vom Ei.
    Seit Wochen schlafe ich mit ihm, und ich weiß nicht einmal, ob er
einen zweiten Namen hat. Oder ob er mal ein Haustier hatte. Ich weiß nicht,
woher er die Narbe an seinem Knie hat. Ich weiß nicht, welche Bands er mag. Ich
kenne keinen seiner Lieblingsfilme. Und ich weiß nicht wirklich, ob mich das
stört. Es würde mich wahrscheinlich nicht wirklich interessieren. Es ist fast
schon schockierend, wie gut ich mich selbst täuschen kann. Ich dachte, mich in
Clemens verliebt zu haben. Doch ich war nie in ihn verliebt. Vielleicht war er
genauso meine Trophäe wie ich seine. Und wenn er auf mir liegt, ist das schon
schön. Diese Wärme, diese Nähe. Macht ja nichts, dass es der falsche Mann ist.
Und genau das ist der Punkt. Es macht nämlich sehr wohl etwas aus. Das macht
sogar alles aus. Das ist der entscheidende Unterschied.
    Doch der, den ich will, ist nicht nur weit weg, ich habe auch noch
dafür gesorgt, dass er mich jetzt hasst. Also fahre ich zu Clemens. Wo soll ich
auch sonst hin? Lili ist mit Marie unterwegs und bei mir ist keiner zu Hause.
Da schlafe ich doch lieber mit Clemens, und denke an Stefan. Ich bin absolut
unter meiner Würde…
     
    Lili
    Mein neues Ich läuft über meine Wangen und brennt in meinen Augen.
Ich will zu Elias. Doch weil das nicht geht, will ich zu Emma. Ich hoffe,

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