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Irgendwo dazwischen (komplett)

Irgendwo dazwischen (komplett)

Titel: Irgendwo dazwischen (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Freytag
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unterbringen könnte. Ich lächle, mache die Beine breit und ich
kann backen. Ziemlich gut sogar. Ich bin der absolute Traum eines jeden
altmodischen Arschloches.
    Und wie kann man sich selbst so sehr hassen, dass man sich damit
bestraft, sich in jemanden zu verlieben, der nichts von einem wissen will und
nichts erwartet, außer, dass man willig ist. Er hat mir nicht eine einzige
persönliche Frage gestellt. Er weiß nichts von mir und ich habe keine Ahnung,
wer er ist. Aber er liegt nackt auf mir. Und was tue ich? Ich schweige. Ich bin
so dumm. So unendlich dumm. Und das Schlimmste ist, dass ich das weiß.
    Er schaut mich an. Und ich weiß, was dieser Blick sagt. Er sagt, zier
dich diesmal nicht so , er sagt ich will dich, und zwar gleich , er
sagt Wenn du heute wieder kneifst, war es das mit uns . Und ich lächle.
Das scheint für ihn wohl ein Ja gewesen zu sein, denn er rollt sich von
mir runter und plumpst neben mir auf die Matratze. Er dreht sich zu seiner
Kommode und kramt ein Kondom hervor.
    „Bist du dir sicher, dass du das willst?“ Diese Frage klingt fast
wie eine Drohung. Sie klingt so, als hätte er mal irgendwo gelesen, dass man
das fragen sollte, bevor man loslegt.
    „Ist das eine rhetorische Frage?“ Dieser Gedanke ist mir so
rausgerutscht.
    „Was für eine Frage?“ Er klingt unsicher. Und ich bin schockiert,
dass er nicht weiß, was rhetorisch bedeutet.
    „Ach nichts...“, fange ich an. Mein kleinlautes Ich ist
aufgewacht, „...das ist nur so ne Redensart...“
    „Ach so...“ Er steht in der Mitte des Zimmers. Komisch, dass er
immer aufstehen muss, um ein Kondom drüberzustülpen. Vielleicht gehört das in
seinen Augen zum Vorspiel. Vielleicht denkt er, dass mich das über die Maßen
erregt? Oder vielleicht stand auch in der FHM, dass man das als richtiger Mann
so macht.
    Und wieder schaut er mich an. Ich Dummerchen habe mich noch nicht
ganz ausgezogen. Er ist schon in den Startlöchern, Feuer und Flamme
vorzustoßen, und ich bin immer noch nicht fertig. Für die fünfziger Jahre muss
ich doch noch üben. Ich ziehe wortlos meine Unterwäsche aus. Das grelle
Deckenlicht blendet mich. Vielleicht besser so. Es ist ja nicht so, dass ich
noch Jungfrau wäre. Augen zu und durch.
    Mit geschlossenen Augen liege ich zitternd auf dem Bett. Er drückt
meine Beine auseinander und ich spüre, wie sein Becken sich zwischen meine
Schenkel drängt. Und als ich denke, dass er jetzt jeden Augenblick in mich
eindringen wird, fragt er plötzlich, ob bei mir alles in Ordnung ist. Ich öffne
die Augen. Das Licht noch immer viel zu hell, blinzle ich und versuche seinen
Gesichtsausdruck zu erkennen. „Du wirkst so verkrampft...“ Gut erkannt. Ich bin
auch verkrampft. Ich sage nichts. „Wenn du das nicht willst, musst du schon was
sagen...“
    „Ich weiß nicht, ob ich das will.“
    „Ja und warum sagst du das nicht?“ In seiner Stimme erkenne ich
etwas Verärgertes.
    „Weil es dich nicht wirklich interessiert.“
    „Doch, das tut es.“
    „Ach, wirklich?“, frage ich sarkastisch.
    „Sicher.“ Es ist bedrohlich still. „Glaubst du, ich will mit einer
schlafen, die regungslos unter mir liegt, und sich fragt, wann ich fertig bin?“
    „Das war ehrlich...“, sage ich verletzt.
    „Hör mal“, er zieht mich hoch, und endlich erkenne ich sein
Gesicht. Der Ausdruck darin ist unerwartet sanft. „Ich weiß, was ich will.“
    „Und was?“, frage ich, noch immer unsicher.
    „Ich will dich. Deswegen bin ich mit dir zusammen. Ich bin
verrückt nach dir.“
    „Nach mir, oder nach meinem Körper?“
    „Seid du und dein Körper nicht zusammenhängend?“
    „Doch schon, aber da ist ein Unterschied.“
    Er lächelt. „Ich hätte nie gedacht, dass du so sensibel bist.“ Na
toll. Ich suche nach etwas, womit ich mich zudecken kann. Ich fühle mich so
ausgeliefert. „Emma.“ Ich schaue hoch in seine wundervollen Augen. „Ich habe
mich in dich verliebt. Und ja, ich bin an dir interessiert. An dir und deinem
Körper.“ Ich lächle, und zum ersten Mal bin ich locker. Zumindest ansatzweise.
„Und ja, ich will mit dir schlafen – wer würde das nicht wollen? – aber wenn du
nicht willst, haben wir beide nichts davon...“ Ich ziehe ihn an mich, und wir
gleiten zurück in die flauschigen Bettdecken. Ich kann noch immer nicht sagen,
warum ich es will, aber ich will mit ihm schlafen. Und vielleicht ist es nur,
weil ich denke, dass er mich verlassen könnte, wenn ich es nicht tue.
Vielleicht ist es aber auch,

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