Irgendwo dazwischen (komplett)
mir...“
„Und Clemens hätte aus allen Mädchen der gesamten Schule wählen
können, aber er wollte dich.“
„Ja, weil er mich flachlegen wollte.“
„Es ging ihm doch sicher nicht nur darum.“
„Doch, ich glaube schon“, sagt sie und wickelt die Haarsträhne
wieder um ihren Finger.
„Was macht dich da so sicher?“
„Schon bei unserem ersten Treffen hat er mich dazu gedrängt, mit
ihm zu schlafen... er wollte sich nicht mit mir unterhalten...“
„Aber du hast doch geschwärmt, wie gut er küsst.“
„Ja, das habe ich.“ Sie sagt das so, als hätte sie sich damit
selbst belogen.
„Und stimmt das denn nicht?“
„Mehr oder weniger... Das Küssen ging. Aber das war auch schon
alles, was ich an jenem Abend über Clemens erfahren habe...“ Oft ist es eben
doch nicht so, wie es scheint.
„Aber du hast nicht gleich mit ihm geschlafen?“
„Nein... das ging mir alles zu schnell. Aber kurz darauf habe ich
nachgegeben...“
„Das klingt ja furchtbar...“
„Es war nicht furchtbar“, sagt sie nachdenklich. „Na ja, es war
aber auch nicht wirklich schön... ich habe es ihm zuliebe getan, und nicht,
weil ich es wollte... wenn man es genau nimmt, habe ich es getan, damit er
nicht rumerzählt, dass ich prüde bin...“ Sie seufzt wieder. „Na ja, ich war
jedenfalls total verkrampft und habe mich irgendwie schäbig dabei gefühlt.“
„Hast du mit ihm darüber geredet?“
„Wie schon gesagt“, entgegnet Emma, „er hat es nicht so mit dem
Reden...“
„Also nein...“, sage ich nüchtern.
„Nein.“ Eine ganze Weile schweigen wir. „Du solltest Stefan
anrufen“, sage ich schließlich in die Stille.
„Und was sage ich ihm? Hallo Stefan, hier ist deine
Psycho-Ex-Freundin aus München, die dir aus Angst, verlassen zu werden,
vorsichtshalber den Laufpass gegeben hat... ich weiß, es ist schon seit
Ewigkeiten aus zwischen uns, aber ich dachte, ich melde mich mal, weil du für
mich bist, was Elias für Lili ist, und da dachte ich, vielleicht ist es ja noch
nicht zu spät... “
„Na ja, vielleicht ohne den Teil mit der Psycho-Ex-Freundin“, sage
ich lächelnd. Und nach einer Weile füge ich hinzu, „Vielleicht ist Clemens ja
Alex...“
„Wieso Alex?“, fragt Emma sichtlich irritiert.
„Er ist der Alex in dieser ganzen Geschichte.“
„Hä?“
„Na, der Typ, mit dem meine Mutter damals geschlafen hat, hieß
Alex.“
„Und weiter?“
„Es ging nicht um ihn. Er hat ihr nicht wirklich etwas bedeutet.
Er war eben da. Er war ein Mittel zum Zweck...“
„Könntest du etwas genauer werden?“
„Ich dachte, mich in Clemens verliebt zu haben, aber ich war nie
wirklich in ihn verliebt... ich war immer nur in Elias verliebt.“ Ich mache
eine Pause und schaue sie an. „Ja und du, du empfindest auch nicht wirklich
viel für ihn... Er hat dich gekränkt und deinen Stolz verletzt, aber es ist
nicht wie damals, als du erfahren hast, dass Stefan weggehen wird.“ Sie
schweigt. Und dieses Schweigen hat etwas sehr Nachdenkliches.
„Vielleicht hast du recht“, sagt sie dann schließlich.
„Wenn du ihn nicht anrufen willst, solltest du ihm vielleicht
schreiben.“
„Das habe ich schon getan...“
„Ach ja?“, frage ich erstaunt. „Wann?“
„Vor ein paar Tagen…“ Sie lächelt. Und auch wenn Emma wegen
Clemens viele Tränen vergossen hat, so verrät dieses kleine Lächeln auf ihren
Lippen, dass er nie wirklich mehr war als ein vorüberziehender
Meteoritenschauer. Kurz und heftig.
Emma
Ich habe es Lili erzählt. Und zwar alles. Es ist wieder so wie
früher. Es ist sogar besser. Es war, als hätten wir beide die Karten auf den
Tisch gelegt. Und zwar alle. Und durch das Gespräch wurde mir klar, wie gut sie
mich kennt. Alles, was sie gesagt hat, stimmt. Und an diesem Abend kuschle ich
mich ins Bett und fühle mich wunderbar. Ich bin wieder ich. Und zwar das Ich,
das ich mag. Und als ich gerade die Augen schließen will, klopft es an meiner
Tür. „Ja?“
„Ich bin’s, Elias... Kann ich reinkommen?“
„Sicher, komm rein...“
Er sitzt am Fußende meines Bettes. So habe ich ihn nie gesehen.
„Ist es wahr?“
„Wenn du von Ella und Clemens redest, dann ja.“
„Leni hat es erzählt...“
„Ja, die beiden haben sich vergnügt...“
Lange schaut er mich an. „Das tut mir Leid.“
„Es ist nicht schlimm. Ehrlich. Es ist nicht wichtig...“
Eine ganze Weile schweigen wir, dann fragt er, „Warum hast du es
ihr gesagt?“
„Ehrlich? Weil ich so verletzt
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