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Irgendwo dazwischen (komplett)

Irgendwo dazwischen (komplett)

Titel: Irgendwo dazwischen (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Freytag
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wunderschön…“
    „Und bei Paul? War das auch nicht schön?“
    „Doch.“ Ich seufze. „Genau das verstört mich ja so.“
    „Was ist daran so schlimm?“
    „Ich weiß nicht mehr so recht wer ich bin... ich habe das Gefühl,
als wäre ich eine Fremde.“
    „Aber Marie, deine Sexualität ist doch nicht alles, was dich
ausmacht.“
    „Nein, das nicht aber...“
    „Aber gar nichts... Vielleicht ist das mit Paul eine Ausnahme,
vielleicht waren die Frauen, mit denen du zusammen warst, nur Experimente...
das ist nicht so wichtig...“
    „Und was jetzt?“
    „Was fühlt Paul denn für dich?“
    „Das ist das nächste Problem... er hat eine kennengelernt. Helene .“
Als ich den Namen ausspreche, ziehe ich jedes e in die Länge. Sie lacht.
Und auch ich muss darüber lachen.
    „Red mit ihm.“ Sie drückt mir einen Kuss auf die Stirn. „Ich
wollte dir eigentlich nur sagen, dass Lara und ich frühstücken. Iss doch mit
uns.“ Sie lächelt mich an, steht auf und verlässt mein Zimmer.
     
    Lili
    Ob ich weiter geträumt habe oder nicht, kann ich leider nicht
sagen. Schade eigentlich. Ich hätte ja gerne gewusst, wie es weiter gegangen
wäre. Emma schläft noch immer. Ich schäle mich aus meiner Decke und gehe ins
Bad. Mein Gesicht sieht aus, als wäre es ein einziger riesiger Mückenstich. Ich
taste mit den Fingerkuppen über meine Haut. Aufgedunsen und verquollen, mit
schwarzen Klecksen und roten Augen schaue ich mir selbst entgegen. Was für ein
Abend. Ein leises Knarren lässt mich aufschauen. Hinter mir steht Emma. Und ihr
Gesicht sieht ungefähr genauso scheußlich aus. Ich nehme sie in die Arme, und
wir müssen lachen.
    „Du siehst schrecklich aus“, sage ich prustend.
    „Ich finde, das steht mir“, entgegnet sie schallend lachend.
    Nachdem wir uns abgeschminkt haben und mit Gurkenscheiben auf den
Augen auf der Couch liegen, fühle ich mich schon besser. Ich höre Emma
schluchzen.
    „Clemens?“, frage ich vorsichtig und nehme mir die Gurken von den
Augen.
    „Untersteh dich, diesen Namen je wieder in meiner Gegenwart laut
auszusprechen“, sagt sie halb ernst, halb lachend. Sie setzt sich auf. Die
Gurkenscheiben fallen auf ihren Schoß. Große Tränen kullern über ihre Wangen.
„Ja, es geht um ihn.“
    „Was ist denn eigentlich passiert, Emma? Ich weiß, du willst nicht
gerne darüber reden, aber...“
    „Genau, ich will nicht darüber reden...“, unterbricht sie mich.
„Oder möchtest du über meinen Bruder und Giselle reden?“
    „Wegen mir“, antworte ich.
    „Ehrlich?“, fragt sie erstaunt.
    „Durchs Ignorieren geht es ja auch nicht weg.“
    „Sie haben es auf dem Klo getrieben.“
    „Elias und Giselle?“, frage ich schockiert. „So genau wollte ich
es vielleicht doch nicht wissen“, gestehe ich.
    „Nein, Clemens und Ella...“
    „Auf der Party?!“
    „Ja. Und wie es aussieht, war es nicht das erste Mal.“
    „Und woher weißt du das?“, hake ich nach.
    „Ich weiß es eben.“
    „Ja, aber woher?“
    Sie spielt nervös mit ihren langen Fingern. „Bevor ich die Tür
aufgemacht habe, hat sie gerade so was gesagt wie, dass sie so drauf abfährt,
wenn er sie von hinten nimmt.“
    „Ist ja abartig“, rutscht es mir raus.
    „Ja, oder?“, sagt Emma, und ich sehe in ihrem Gesicht ein
klitzekleines Lächeln.
    „Ja und weiter?“
    „Ich stand da wie angewurzelt und habe keinen Ton rausgebracht.“
    „Verständlich“, sage ich angewidert.
    „Und dann wollte ich einfach nur weg...“
    „Ist er dir nicht einmal nachgerannt?“, frage ich vorsichtig.
    „Nein. Er hat die Tür wieder zugemacht. Und dann habe ich es
wieder Rumsen gehört.“
    „Ach, Emma...“
    „Ist nicht so schlimm.“
    „Lieben tut er Ella bestimmt nicht“, sage ich schließlich.
    „Was spielt das für eine Rolle? Er hat mit ihr geschlafen... Und
es ist ja nicht so, dass ich mich ihm verweigert hätte.“ Das kränkt sie. Es
kränkt sie unheimlich. „Und an dich hat er sich auch rangemacht“, das sagt sie
mehr zu sich selbst als zu mir.
    „Er war sehr betrunken.“
    „Ja, und?“, fragt sie aufgebracht. „Hat ihn ja keiner dazu
gezwungen...“ Sie seufzt. „Und wenn er wirklich so betrunken gewesen wäre, dann
hätte das mit dem Sex am Klo auch nicht so reibungslos geklappt.“
    Eine Weile sage ich nichts. Ich schaue Emma nur dabei zu, wie sie
eine dünne Haarsträhne um den Zeigefinger wickelt. „Also“, sage ich und atme
tief ein. „Elias hat also mit ihr geschlafen.“
    „Ja.“
    „Auch

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