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Irische Hochzeit

Irische Hochzeit

Titel: Irische Hochzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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wollen.“
    „Du denkst doch wohl nicht daran, nach Ennisleigh zu fahren?“ Bevan deutete auf den Proviant.
    „Später vielleicht.“ Der Gedanke, dass Isabel allein war, gefiel ihm nicht. Besonders, wenn er an die Inselbewohner dachte, die ja nicht wussten, weshalb sie da war.
    „Du solltest heute Nacht nicht fortgehen, Bruder“, gab Bevan zu bedenken. „Nicht in solch einem kritischen Augenblick. Die Männer brauchen deine Gelassenheit.“
    Patrick wusste, dass sein Bruder recht hatte. Heute Nacht musste er beide Seiten davon abhalten, sich gegenseitig umzubringen. „Ich wünschte, ich könnte es. Sir Anselm möchte sich davon überzeugen, dass es Lady Isabel gut geht. Später, wenn die abendliche Flut kommt, wird er mich zur Insel begleiten.“
    Er sah zu dem Ritter hinüber. Sir Anselm aß langsam und betrachtete jedes einzelne Gesicht, als versuchte er, sich die Männer einzuprägen. Es sah aus, würde der Normanne bei dieser Geschwindigkeit sein Mahl noch lange nicht beenden.
    „Ich werde danach zurückkehren“, versicherte Patrick.
    „Ewan“, rief er seinen jüngsten Bruder herbei. Ewan war im linkischen Alter. Er war kein Kind mehr und noch kein Erwachsener. Trotz seiner dünnen, schlaksigen Gestalt aß er genauso viel wie ein ausgewachsener Mann.
    Bei Patricks Ruf betrachtete Ewan das gebratene Hammelfleisch vor ihm, als überlegte er, was es wohl Wichtigeres geben könnte. „Was ist?“
    „Ich brauche dich. Du musst nach Ennisleigh fahren. Meine Braut Isabel hat für heute Nacht kein Essen und keinerlei Vorräte. Willst du sie ihr bringen?“
    Ewan bekam rote Ohren. „Wenn du es wünschst.“ Er stopfte sich ein kleines Stück Brot in eine Falte seiner Tunika und schnitt sich noch ein Stück Fleisch ab. „Hat sie ein hübsches Gesicht?“
    „Was meinst du damit?“
    „Ich hörte Sir Anselm sagen, dass viele Edle sie heiraten wollten, gerade so wie bei einer Prinzessin aus Traherns Geschichten.“
    „Sie ist eine Frau wie andere auch.“ Selbst als er ihre Schönheit leugnete, sah er im Geist ihr verlockendes Antlitz vor sich. Mehr als einmal hatte der störrische Zug um ihren Mund seine Aufmerksamkeit geweckt. Und ihre dunkelbraunen Augen verrieten ihre große Klugheit.
    Zusammen mit Ewan ging Patrick hinaus und starrte auf Laochre. Wie der Ringwall, so war auch die hölzerne Burg von den Narben aus der Schlacht gezeichnet. Einst hatte Uilliam davon geträumt, einen der größten raths in Eíreann zu bauen, eine Wohnstatt, die seines Stammes würdig war. Jetzt machte Patrick als sein Nachfolger sich Sorgen, ob sie den nächsten Winter überleben würden. Auch wenn Weizen und Gerste üppig auf den Feldern wuchsen, so hatte er nun mit den Normannen zusammen mehr Leute zu ernähren.
    Er führte Ewan zu der Stelle, wo sein Pferd mit den Vorräten wartete. „Geh jetzt. Sollte es wieder regnen, so braucht sie einen besseren Unterschlupf. Ich fürchte, sie wird hier in der Burg wohnen wollen.“
    Ewan machte große Augen. „Warum?“
    „Um uns auszuspionieren.“
    „Oh.“ Sein Bruder zuckte die Schultern. „Dann wird sie eben nass werden. Aber ich fahre hin und sage ihr, dass du ihr das Essen schickst.“
    „Iss ja nichts davon“, warnte Patrick.
    „Würde ich nie.“ Die Stimme des Burschen überschlug sich beim letzten Wort.
    Patrick unterdrückte ein Lächeln. „Natürlich würdest du. Ich meine es ernst, Ewan. Keinen Bissen.“
    Er steckte noch ein Stück Brot in den Sack und band ihn zu. Sein Bruder rollte die Augen und machte sich auf den Weg zur Insel. Patrick blickte nach Ennisleigh hinüber. Er würde später zu Isabel fahren. Auch wenn sie dagegen protestieren würde, er musste ihr klarmachen, dass sie gar keine andere Wahl hatte, als die Insel zu ihrem neuen Heim zu machen.
    „Verzeiht mir mein Eindringen, aber kann ich mir bitte an eurem Feuer eine Fackel anzünden?“
    Isabel sprach zu einer der Türen, einer mit einem Fell verhängten Öffnung, über der ein Bündel Wolle hing. Keiner antwortete auf ihr Rufen, aber sie wusste, dass man sie gehört hatte.
    Wieder klopfte sie an den hölzernen Türrahmen. Stille. Sie biss sich die Lippen und überlegte, was die da drinnen wohl mit ihr machen würden, wenn sie es wagte, das Fell beiseitezuschieben. Sie hielt einen toten Ast in der Hand, den sie unter den Apfelbäumen im Garten aufgehoben hatte. Isabel hatte ihn mit trockenem Gras umwickelt, aber was sie wirklich brauchte, war Öl oder Pech, damit er lange genug brannte, um

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