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Irische Hochzeit

Irische Hochzeit

Titel: Irische Hochzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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wohlzufühlen. „Nun, wenn er dich geschickt hat, um mich auszuspionieren, dann kannst du ihm sagen, dass er kein großartiger König ist. Seine Gastlichkeit lässt ziemlich zu wünschen übrig.“ Mit einem Blick nach oben deutete sie auf die verbrannte Treppe. „Ich würde mich gerne in mein Zimmer zurückziehen, doch wie es scheint, muss ich wohl mit einem Stein als Matratze vorlieb nehmen und mich mit Schmutz warm halten.“
    Er rieb die Hände aneinander und deutete auf die kalte Feuerstelle. Isabel strahlte, als er einen kleinen Berg aus Torf und Zunder aufstapelte. Er griff in eine Falte seiner Tunika und zog einen Flintstein und ein stählernes Messer hervor. Es dauerte nicht lange, und er hatte eine Flamme entfacht.
    „Dafür könnte ich dich küssen, weißt du das?“, sagte Isabel. „Kluger Bursche.“
    Seine Ohren verfärbten sich blutrot, und er mied ihren Blick. Isabel betrachtete ihn gespannt. „Du hast verstanden, was ich gesagt habe, nicht wahr?“
    Er gab keine Antwort, doch das Rot vertiefte sich.
    „Ich hätte es wissen müssen.“ Sie warf noch ein Stück Torf ins Feuer. „Also, wie heißt du?“
    „Ewan Mac Egan“, gestand er. Er nahm einen langen Zug aus dem Krug und traute sich immer noch nicht, sie anzuschauen.
    „Ewan. Und warum schickte König Patrick dich statt seiner? Hat er heute Abend etwas anderes zu tun, als seine Ehe zu vollziehen?“
    Met sprühte aus seinem Mund, und der Junge musste husten. „Er – er versucht, einen Krieg zu beenden. Er hatte viel zu tun. Er schickte mich, um Euch das Essen zu bringen und um nachzusehen, was Ihr braucht.“
    „Einen Krieg?“ Isabel schüttelte den Kopf. „Sei nicht närrisch. Der einzige Krieg ist der, der ausbrechen wird, wenn dein Bruder hierher zurückkommt.“
    Ewan sah zu dem Sack mit dem Essen. „Ist kein Brot mehr da?“
    „Doch.“ Sie gab ihm noch ein Stück, das er mit Begeisterung aß. Isabel rückte näher ans Feuer und streckte die Hände aus, um sich zu wärmen. „Du bist zu jung, um allein hier zu sein“, bemerkte sie. „Wer kümmert sich um dich?“
    „Meine Brüder.“ Ewan starrte in die Flammen. „Letzten Sommer wurden meine Zieheltern in der Schlacht getötet. Patrick erlaubte mir hierzubleiben, aber er hat keine Abmachungen getroffen, mich woanders hinzuschicken. Er ist zu sehr mit den Normannen beschäftigt.“
    „Soll ich deinetwegen mit ihm reden?“
    „Nein!“ Ewan brach sich noch ein Stück Brot ab. Leicht errötend meinte er: „Es gefällt mir hier.“
    Isabel vermutete, dass die Männer den Jungen machen ließen, was er wollte. Natürlich war er da glücklich. Doch sie wusste auch, was es bedeutete, von seiner Familie getrennt zu werden. Wenn es dem Jungen nicht schadete, konnte er genau so gut hier seine Knappenzeit verbringen.
    „Warum nimmst du mich nicht mit in die Burg deines Bruders?“, fragte sie und wechselte das Thema. „Ich nehme an, da gibt es mehr zu essen.“
    „Kann nicht.“ Ewan wich vor ihr zurück. „Wenn das alles ist, was Ihr braucht, dann komme ich morgen früh wieder.“
    „Warum lässt mich dein Bruder nicht auf dem Festland leben?“, fragte sie. „Was könnte ich schon Schlimmes anrichten?“ Außer vielleicht, wenn man etwas vor ihr verbergen wollte.
    „Es liegt nicht an Euch. Es sind die anderen.“
    „Die anderen?“
    „Eures Vaters Recken. Patrick muss sie von unseren Männern fernhalten. Sonst töten sie einander.“ Er stand auf und ging zum Eingang. Von dort aus betrachtete er die graue See. Isabel folgte ihm und blickte zur gegenüberliegenden Küste hinüber. In der Ferne entdeckte sie einige Fackeln entlang des Strandes.
    „Ich sollte jetzt aufbrechen“, meine er.
    Isabel war nicht gewillt, den Jungen ohne eine Antwort gehen zu lassen. Patrick hatte zugegeben, dass die Heirat arrangiert wurde, um das Leben seines Volkes zu retten. Aber warum waren dann noch die Männer ihres Vaters auf Erin?
    „Sag mir, warum die Männer da sind.“ Edwin de Godred würde seine Kämpfer nicht ohne einen Hintergedanken hierhergebracht haben. Das wusste Isabel.
    „Befehl von Thornwyck.“ Ewan rieb sich die Arme und trat näher ans Feuer. „Wenn Patrick es nicht verhindern konnte, kämpfen sie jetzt vielleicht schon miteinander. Es ist die erste Nacht, die er sie zusammengebracht hat.“
    Isabel nahm noch einen Bissen Brot und versuchte nachzudenken. „Möchte er sie miteinander aussöhnen?“
    Ewan schüttelte den Kopf. „Nein, das will Patrick nicht. Das ist

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