Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Irische Hochzeit

Irische Hochzeit

Titel: Irische Hochzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
Vom Netzwerk:
damit ein Feuer zu entfachen.
    Das war jetzt schon die dritte Tür, an die sie klopfte. Ihre Suche nach Feuer verlief nicht gerade erfolgreich, und es begann, dunkel zu werden.
    Von den gemütlich aussehenden Hütten stiegen dünne Rauchfahnen auf. Sie kamen von den Torffeuern im Innern. Auch hier draußen war eine Feuerstelle, doch keiner hatte sie heute Abend benutzt. Geschwärzte Torfstücke lagen noch da.
    Nun gut. Wenn sie ihr nicht helfen wollten, dann musste sie einfach auf Patrick warten. Isabel ging zur Burg zurück und stieß die verkohlte Eichenholztür auf. Ihr barbarischer Ehemann würde schließlich schon zurückkehren. Sicher würde er sie nicht erfrieren lassen. Er hatte genug Unbill ausgestanden, um sie nach Erin zu bringen, und ihr Tod würde ihm nur Schwierigkeiten bereiten.
    Ihr Magen knurrte leise. Außer dem kleinen Stück Pastete bei ihrer Ankunft hatte sie nichts gegessen, und in dem zerfallenen Turm war nichts zu finden. In diesem Fall würde ihr wohl nichts anderes übrig bleiben, als Seetang zu kauen.
    Isabel setzte sich auf einen niedrigen Baumstumpf, den man als Stuhl zurückgelassen hatte, und überblickte ihre Bleibe. Sie hatte jeden Zoll der Burg inspiziert und dabei genau gewusst, dass die Inselbewohner sie aus dem Innern ihrer Hütten heraus beobachteten.
    Gut. Sollten sie doch ruhig gaffen. Vielleicht würden sie dann sehen, dass sie nicht die Feindin war, für die sie sie zu halten schienen.
    Waffenlos und allein, überlief sie ein unangenehmer Schauer. Manchmal trug der Wind das Echo von Stimmen an ihr Ohr. Sie sprachen Irisch, eine Sprache, wie sie sie noch nie gehört hatte. Sie hatte versucht, einige Worte zu lernen, aber mit wenig Erfolg. Die fremden Laute hatten etwas Singendes und ähnelten in nichts der normannischen Sprache.
    Sie musste sie lernen. Wenn der König erwartete, dass sie weinte und mit den Zähnen knirschte wegen ihrer Verbannung, dann hatte er sich getäuscht. Sie würde einen Weg finden, hier zu überleben.
    Die Nacht warf ihren dunklen Mantel über die Insel, und Isabel zitterte in der abendlichen Kühle. Vielleicht hätte sie einfach eine der Steinhütten stürmen und eine Fackel fordern sollen. Doch wenn sie an den kalten Empfang dachte, den die Inselbewohner ihr bereitet hatten, vermutete sie, dass sie sie eher in Brand gesteckt hätten. Sie hätte die eigene Hütte, die ihr Gatte ihr angeboten hatte, annehmen sollen.
    Das Geräusch von Schritten ließ ihr Herz schneller schlagen. Isabel bückte sich und hob einen kleinen Felsbrocken auf.
    Wenn ihr Besucher allerdings ein Schwert oder Pfeil und Bogen hatte, würde der Stein nur ein wenig Kopfschmerzen bei ihm hervorrufen. Trotzdem fühlte sie sich damit besser. War es ihr Ehemann? Oder jemand, der ihr Böses antun wollte? Isabel umklammerte den Steinbrocken fester.
    Der Schatten eines Mannes fiel auf die geschwärzten Ruinen der Burg. Nein, nicht der Schatten eines Mannes. Der eines Jungen.
    Ein junger Bursche mit zottigem Haar trat über die Schwelle. Er sah aus, als hätte er noch nie einen Kamm benutzt. Er hielt Isabel einen Sack hin.
    „Was ist das?“, fragte sie, aber er gab keine Antwort. Stattdessen trat er zu ihr und übergab ihr das Bündel.
    Brot. Der köstliche Duft ließ Isabel das Wasser im Mund zusammenlaufen. Sie zögerte und fragte sich, ob Patrick den Jungen schickte. „Ist das für mich?“
    Er deutete auf die Vorräte und ließ die Augen nicht von dem Brot. Isabel verstand den Wink, brach ein Stück ab und gab es ihm.
    „Vermutlich sprichst du nicht meine Sprache.“
    Der Junge verschlang das Brot und tat, als hätte er sie nicht gehört. Sie fand einen Krug mit Met in dem Sack und nahm einen tiefen Schluck. Das Essen und der Trank weckten ihre Lebensgeister, und sie begann mit dem Jungen eine Unterhaltung.
    „Ich bedauere, dass ich kein Feuer habe, um es mit dir zu teilen. In einer Nacht wie dieser würde es meinen Turm gemütlicher machen.“
    Sie aß ihr Brot auf und reichte dem Jungen den Met, damit er einen Schluck nahm. Er trank durstig und gab den Krug zurück. „Eure Inselbewohner wollten mir natürlich nicht helfen. Ich würde selbst eines anzünden, wenn ich Feuerstein und Stahl besäße.“
    Obwohl er kein Wort sprach, beobachteten seine scharfen Augen Isabel genau. Trotz seiner Haare und seiner nicht ganz sauberen Kleidung erinnerte sie sein Gesicht an Patrick.
    „Du bist sein Bruder, nicht wahr?“ Sie stand auf und ging um ihn herum. Der Junge schien sich nicht

Weitere Kostenlose Bücher