Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Irische Hochzeit

Irische Hochzeit

Titel: Irische Hochzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
Vom Netzwerk:
hebend sagte er: „ Slaínte.“
    Isabel trank, und das Gebräu wärmte ihren Magen. Lange sagte Patrick nichts. Als die Stille unerträglich wurde, fragte Isabel: „Wolltet Ihr schon immer König werden?“
    „Nein.“ Er setzte sich an den Tisch und ließ die Hand auf den Knien ruhen. „Es war das Letzte, das ich werden wollte.“ Die Niedergeschlagenheit in seiner Stimme erstaunte sie.
    „Die meisten Männer träumen von solch einer Ehre“, wagte sie zu bemerken.
    „Ich wurde nur König, weil mein Bruder starb. Er hätte es verdient, unseren Stamm zu regieren.“ Für einen Augenblick ließ er den Schild aus Zorn und Wut fallen, und Isabel erhaschte einen Blick auf den Mann, der sich hinter dem Krieger verbarg. Er trauerte um seinen Bruder, wie es jeder getan hätte.
    „Wie starb er?“ Sie füllte Patricks Becher aus dem Schlauch, und er nahm einen Schluck.
    „Letzten Sommer wurde er in der Schlacht gegen die Männer Eures Vaters erschlagen.“
    „Das tut mir leid.“ Sie fühlte sich ihren Schwestern sehr verbunden, und der Gedanke, ihnen könnte ein Leid geschehen, schmerzte.
    „Mir auch.“ Er stellte den Becher auf den Tisch, und sie gab ihm ein Stück Brot aus dem Sack, den Ewan gebracht hatte. Patrick nahm es und verzog das Gesicht, als er merkte, wie hart es war. Wahrscheinlich lag es am Sauerteig, vermutete sie. Vielleicht schlechtes Wasser oder verdorbenes Mehl. In Gedanken nahm sie sich vor, sich darum zu kümmern.
    Ihr kam ein Gedanke. Patrick hatte gesagt, sein Bruder wäre gestorben. Aber gab es noch eine Königin?
    „Was geschah mit der Frau Eures Bruders?“, fragte sie.
    „Uilliam wollte Neasa Ó Connor, die Tochter eines Verbündeten, heiraten. Doch dazu hatte er nicht mehr die Gelegenheit.“
    „Liebte er sie?“
    Patrick zuckte die Achseln. „Das bezweifle ich. Doch die Heirat war eine Möglichkeit, unsere beiden Stämme dauerhaft aneinander zu binden.“
    „Ähnlich wie bei uns“, meinte sie nachdenklich, doch Patrick erwiderte nichts. Isabel setzte sich ihm gegenüber und betrachtete ihn. Sie versuchte hinter die Mauer zu sehen, die er um sich errichtet hatte. Erschöpfung hatte tiefe Linien um seine Augen gezeichnet. „Ihr seht müde aus“, sagte sie. „Warum ruht Ihr Euch nicht aus?“
    Er nahm einen Schluck aus seinem Becher und schob ihn dann beiseite.„Ich kann nicht. Die Männer Eures Vaters zogen heute Abend in Laochre ein. Die Stimmung ist aufgeheizt, und ich fürchte, es droht ein Kampf.“
    An dem zurückhaltenden Ausdruck auf seinem Gesicht konnte sie erkennen, dass ihm die Vorstellung von noch mehr Normannen unter ihnen nicht gefiel. Isabel ließ sich nicht anmerken, dass seine Anwesenheit sie beunruhigte. Seine nackten Arme schimmerten im schwachen Licht der Lampen. Er sieht aus wie ein heidnischer Gott, dachte sie. Wie ein Krieger, der nichts wieder hergab, was ihm einmal gehörte.
    „Dieses Mal solltet Ihr mir Euren Bogen dalassen“, sagte sie. „Sollten die Inselbewohner versuchen, mich im Schlaf zu ermorden, muss ich mich verteidigen können, denn Ihr seid nicht hier, um sie daran zu hindern.“ Sie wollte nicht hilflos zurückgelassen werden.
    „Sie werden Euch nichts tun.“
    Auch wenn er vielleicht recht hatte, sie wollte trotzdem eine Waffe. Die Leute hatten sich nicht die Mühe gemacht, ihr die Tür zu öffnen, als sie Feuer brauchte. Es schmerzte Isabel, dass die Menschen ihrer neuen Heimat nichts von ihr wissen wollten.
    „Es ist spät.“ Er stand auf und löschte zwei der Lampen. Dann griff er nach seinem Umhang. „Ich muss zurück.“
    Am liebsten hätte sie einen Seufzer der Erleichterung ausgestoßen. Doch sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil ihretwegen die andere Familie fortgeschickt worden war. Es war nicht richtig, dass sie diese Hütte für sich allein hatte, während andere sie brauchten. Bei Anbruch der Morgendämmerung würde sie einen Weg finden, um zum Festland zu kommen.
    Freundschaftlich streckte sie die Hand aus. „Ich wünsche Euch eine gute Nacht.“
    Patrick trat nicht zu ihr, noch nahm er die angebotene Hand. Obwohl er an der gegenüberliegenden Seite des Raums stand, meinte sie seine Wärme zu spüren. Er sah sie lange an, sein Blick brannte sich in den ihren. Isabel betrachtete seinen Mund, das scharfgeschnittene Kinn und die stolze Haltung. Unerwartet wurde sie von einer Welle von Gefühlen überrollt.
    „Gute Nacht.“ Die Tür schloss sich hinter ihm, und Isabel atmete zitternd aus.
    Patrick Mac Egan war weit

Weitere Kostenlose Bücher