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Irische Hochzeit

Irische Hochzeit

Titel: Irische Hochzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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heißen. Obwohl Patrick die Unterstützung seines Volkes gewonnen hatte, sah Ruarc voraus, dass der Thron seines Cousins ins Wanken kommen würde.
    Er hatte vor, dabei zu sein, wenn er stürzte.

6. KAPITEL
    „Sir Anselm möchte dich sprechen“, berichtete ihm Bevan. Patrick trat aus der Kapelle, in der die Luft schwer von Weihrauch war. Er hatte in der Morgenmesse um Beistand und Führung gebetet. Doch der vertraute Ritus hatte ihm keinen Trost gebracht.
    Draußen überblickte er die Überreste des rath. Die Palisadenwände mussten nach der Verwüstung durch den Brand ausgebessert werden. Auch wenn bereits einige Fortschritte zu sehen waren, sie genügten nicht, um dem Stamm Sicherheit zu verschaffen. Etliche Stellen unter dem Torhaus drohten zusammenzubrechen.
    Erschöpfung hatte tiefe Linien in die Gesichter seiner Männer gegraben. Wie er selbst sahen auch sie aus, als hätten sie nicht geschlafen. In der Nacht war er in ein ruhiges Laochre zurückgekehrt. Nachdem er endlich in sein eigenes Bett gekommen war, hatte er sich dabei ertappt, wie er den Platz neben sich betrachtete. Er verspürte immer noch kein Verlangen zu heiraten, schon gar nicht eine normannische Braut. Dass er sie verlassen hatte, hätte ihm Erleichterung verschaffen müssen. Stattdessen stellte er fest, dass er an Isabel denken musste. Er konnte sich nicht erinnern, Schlaf gefunden zu haben. Denn wenn er nicht über seine Braut nachdachte, hatte er die Wände angestarrt und gebetet, der zerbrechliche Friede möge halten.
    Jeden Muskel angespannt überquerte er den Burghof. Einige seiner Stammesangehörigen hatten frische Schnitte, geschwollene Augen und Handknöchel. Ganz offensichtlich war es während seines Besuchs auf Ennisleigh in Laochre nicht friedlich zugegangen.
    „Was ist geschehen?“, fragte er und deutete mit dem Kopf auf einen der Männer.
    Bevan zeigte auf Ruarcs Behausung. „Ruarc fing einen Messerkampf an, und obwohl Trahern dem schnell ein Ende machte, zettelten einige andere später ein Scharmützel an.“
    „Gibt es gebrochene Knochen oder ernstere Verletzungen?“, fragte Patrick.
    Bevan zuckte die Achseln. „Ich weiß von keiner. Aber ich selbst habe ein, zwei Nasen blutig geschlagen.“
    „Das hättest du nicht tun sollen.“
    Das Gesicht seinen Bruders verhärtete sich. „Sie verdienen noch viel mehr, und das weißt du ganz genau.“
    „Aber dafür ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Rufe die Männer zusammen und hole die normannischen Krieger in die Burg. Ich will zu allen reden.“
    Auch wenn Patrick seinem Bruder uneingeschränkt vertraute, er wusste, wie sehr Bevan die Normannen hasste, und dass sein Temperament überzuschäumen drohte. Doch er brauchte jeden loyalen Mann, um Laochre zu schützen. Und Bevan war einer, der bis zum Tod für ihren Stamm kämpfen würde.
    Patrick überlegte, was er den Männern sagen wollte. Im Augenblick beugten sich die Normannen noch der Autorität Sir Anselms. Und wenn der normannische Ritter sich auch würdevoll benahm, so wollte Patrick doch Sir Anselms Eid auf ihre Allianz verlangen. Nur dann konnte er selbst den Normannen befehlen und sie von seinen eigenen Männern fernhalten.
    Während er noch über seine Ansprache nachdachte, betrat Patrick sein eigenes Gemach. Er zog sich eine bessere Tunika und andere Beinlinge an. Obwohl er zuvor keinen großen Wert auf seine Erscheinung gelegt hatte, wollte er heute die Rolle des Königs spielen. Wenn er nicht die Lage unter Kontrolle bekam, würde das seinen Stamm noch mehr schwächen.
    Er trug den blauen Mantel, den ihm sein Vater gegeben hatte. Das Tuch besaß immer noch die strahlende Farbe, und die silberne Stickerei darauf hatte Patricks Mutter angefertigt. Doch der Mantel wog schwer auf seinen Schultern. Patrick wusste nicht, wie er ein ähnlich gelassener, tatkräftiger Anführer wie seine Vorgänger werden sollte. Er verstand es besser, das Schwert zu führen als eine Krone zu tragen.
    Doch das Volk hatte ihn gewählt. Und ob er wollte oder nicht, er musste die Verantwortung übernehmen, die die Königswürde ihm brachte.
    Ein Klopfen unterbrach seine Gedanken. Sein Bruder Trahern. „Die Männer haben sich versammelt. Normannen wie auch unsre Leute erwarten deine Befehle.“
    Patrick nahm es mit einem Nicken zur Kenntnis. Er öffnete eine Truhe am anderen Ende des Gemachs und entnahm ihr das zeremonielle minn óir und Ringe für die Arme. Neben dem Diadem ruhte ein silberner Kopfreif und ein mit Amethysten besetzter

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