Irische Hochzeit
eine angenehme Unterhaltung. Einen Moment lang blieb Isabel nahe der Tür stehen und kämpfte mit ihrer Schüchternheit. Alles wäre so viel leichter, wenn sie ihre Sprache hätte sprechen können. Doch sie wusste nur ein paar Worte, und das war nicht genug, um sich zu unterhalten.
Das hier ist deine Pflicht, ermahnte sie sich. Das hier ist jetzt dein Volk. Sie trat in die Hütte.„Ich wünsche euch einen guten Morgen“, sagte sie.
Die Unterhaltung brach ab. Keine lächelte, keine bot ihr ein Wort des Willkommens. Stattdessen drehten die Frauen ihr den Rücken zu.
Ohne eine von ihnen zu beachten, trat Isabel ans Feuer. Die Frauen arbeiteten schweigend und hielten Abstand. Das bratende Fleisch zischte über der offenen Flamme, und das Fett fing Feuer. Isabel fand ein dickes Tuch und begann, den Spieß über dem Feuer zu drehen, während die Wärme langsam ihr durchnässtes Gewand trocknete. Noch nie zuvor hatte sie so etwas gemacht, doch es schien immer noch besser zu sein, als das Fleisch anbrennen zu lassen.
Die wütenden Blicke der Frauen rieten ihr zur Vorsicht. Sie beschloss einen Versuch zu wagen und Irisch zu sprechen. Hoffentlich klang es nicht allzu närrisch.
„Ich bin Isabel“, sagte sie. Ihre Stimme klang nicht so fest, wie sie es sich wünschte, doch schließlich gelang es ihr, sich vorzustellen. Sie zwang sich zu einem Lächeln und fühlte sich mehr denn je wie eine Außenseiterin.
Als sie die verdutzten Gesichter der Frauen sah, wiederholte sie ihren Namen. „Isabel.“
Eine rothaarige Frau warf einen raschen Blick auf ihre Stammesgenossinnen. „Alannah“, erwiderte sie. Sie sprach sehr schnell mit den anderen Frauen, aber obwohl jetzt alle Isabel anstarrten, machten sie immer noch keinen einladenden Eindruck.
Isabel suchte angestrengt nach einem einfachen Gruß, nur konnte sie sich an kein einziges von Patricks Wörtern erinnern. So begrüßte sie die Frauen mit einem Nicken. Keine der anderen sagte ihren Namen.
Isabels feuchtes Gewand weckte Alannahs Interesse. Sie fragte etwas und deutete auf das Kleid.
„Ich bin geschwommen“, erklärte Isabel und machte mit den Armen Schwimmbewegungen.
Die Frauen machten große Augen und eine von ihnen kicherte. Isabel erwiderte das Lachen nicht, sondern tat so, als würde sie es nicht hören.
Die Frauen unterhielten sich wieder, zweifellos über Isabel. Sie schwor sich, so schnell wie möglich ihre Sprache zu lernen. Wenn sie nicht bald zu ihrem Volk sprechen konnte, würde sie nie Herrin sein können.
Es war ein ernüchternder Gedanke. Ihr Leben in Laochre würde viel schwerer sein, als sie es sich vorgestellt hatte.
Niedergeschlagen wärmte sie sich an dem Feuer. Hier schien alles so anders zu sein. Ihr Gatte zog es vor, sie lieber zu verbannen, als ihr zu helfen, sich hier einzuleben. Sie starrte in die Flammen und dachte an die Nacht in der Höhle, als er sie an sich gezogen hatte. Er behauptete, er würde sie nie anrühren, und eigentlich sollte sie ihm dafür dankbar sein. Doch es ließ sie nur noch stärker ihre Einsamkeit spüren.
Die Frauen fingen an, das Gemüse für das Mittagsmahl klein zu schneiden. Also gesellte Isabel sich zu ihnen. Kaum hatte sie das getan, zogen die anderen sich zurück. Sie brachte mühsam ein Lächeln zustande. „Ihr macht es mir nicht gerade leicht, was?“ Da sie nicht mit ihr sprechen wollten, machte es auch nichts aus, wenn sie ihre Meinung aussprach.
Sie ergriff eine Rübe und blickte sich suchend nach einem Messer um. Die Frauen sahen einander an, als wollten sie ihre Absicht erraten. Isabel tat, als würde sie eine Rübe schaben. Endlich gab Alannah ihr ein stumpfes Messer. Isabel schabte die Rübe und tat, als wäre alles in schönster Ordnung. Tausendmal hatte sie der Dienerschaft dabei zugesehen, wie sie das Gemüse putzte, doch sie hatte mit ihrer Aufgabe zu kämpfen. Das Messer rutschte ab und ritzte ihren Finger. Jedes Augenpaar war auf sie gerichtet.
„Vermutlich erwartet man von Königinnen nicht, dass sie arbeiten, oder?“, murmelte sie. „Aber da ich sonst nichts zu tun habe, kann ich mich auch nützlich machen.“
Nachdem sie drei Rüben geschält hatte, hörten die anderen auf, sie anzustarren und kehrten an ihre Arbeit zurück. Ein- oder zweimal warfen die Frauen ihr einen Blick zu.
Isabel bemühte sich, ein bekanntes Wort aufzuschnappen, doch die Sprache war zu schwer, als dass sie etwas verstanden hätte. Ab und zu hörte sie einen Namen. Doch das war auch schon alles.
Sie
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