Irische Hochzeit
den Jungen wieder aufzurichten.
Als die Männer auseinandergingen, sagte sie leise zu Patrick: „Kann ich dich allein sprechen?“
Er nickte. Isabel führte ihn in ihre Schlafkammer, und wenn Patrick ihr auch ohne Widerrede folgte, merkte sie doch, dass er sorgsam darauf bedacht war, ihr nicht zu nahe zu kommen. Beim Anblick ihres Bettes erinnerte sie sich an ihr Liebesspiel nur wenige Tage zuvor. Daran zu denken, wie viel sich in der Zwischenzeit geändert hatte, tat weh.
„Mir ist, als wäre alles mein Fehler“, murmelte sie. Ihr war gar nicht in den Sinn gekommen, dass er seinen hohen Rang verlieren könnte. In ihrem Land wurde man zum König geboren, nicht gemacht. Was schlimmer war, ihr Gatte war dazu bestimmt, König zu sein. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er das Leben eines einfachen Mannes führte.
„Ruarc suchte nach einem Weg, König zu werden. Er verschwor sich mit unserem Feind.“
„Aber du bist doch der rechtmäßige König“, flüsterte sie. „Du musst dir deinen Rang zurückholen.“
„Das ist eine Entscheidung, die ich nicht fällen kann. Das Volk beschloss, mir die Macht zu nehmen. Das ist sein gutes Recht.“
Auch wenn seine Stimme ruhig klang, war in seinen Augen etwas von seinem Schmerz zu erkennen.
„Du hörst dich an, als wolltest du aufgeben.“
Er presste die Lippen zu einer harten Linie zusammen, und sein Blick wurde kalt. „Mir liegt nichts daran, König zu sein, Isabel. Woran mir etwas liegt, ist mein Stamm. Ruarc erkennt nicht die Folgen dessen, was er getan hat. Er kann Strongbows Männer nicht besiegen. Und ich zweifle nicht daran, dass diese Invasion stattfinden wird.“
„Was wirst du tun?“
Er schüttelte den Kopf. „Ich werde die anderen treffen, und wir werden gemeinsam entscheiden.“
„Du wirst deine eigenen Leute angreifen müssen“, sagte sie ruhig. „Bestimmt rechnet er nicht damit.“
Patrick betrachtete sie nachdenklich. „Ich glaube nicht, dass es so weit kommen wird. Wir werden unsere Streitkräfte vorbereiten und wenn nötig unser Volk verteidigen. Und es gibt noch andere Wege, in die Burg zu gelangen.“
„Ich hoffe, du hast recht.“ Sie faltete die Hände und trat näher. Patrick machte ein abweisendes Gesicht. Isabel wünschte, sie könnte ihm irgendwie helfen.
Als er die Heirat mit Ó Phelans Tochter ablehnte, hatte ihr Herz hoffnungsfroh einen Sprung gemacht. Doch jetzt kannte sie den Preis, den er dafür bezahlte. Er war viel zu hoch.
Sie legte ihm die Hand aufs Herz. Er rührte sich nicht, sah sie noch nicht einmal an. Doch auch wenn er nichts sagte, spürte sie seine unterdrückten Gefühle.
„Es ist richtig, dass du zornig bist“, flüsterte sie. „Du hast heute viel verloren.“
„Nein.“ Er nahm ihre Hand von seiner Brust und Isabel versuchte, weiterhin tapfer dreinzuschauen. Sie wollte ihm nicht zeigen, wie entmutigt sie war.
„Ich habe keinerlei Recht, mir selber leidzutun“, sagte er. „Jetzt zählt bloß, dass Ruarc meinen Stamm in Bedrängnis gebracht hat. Ich werde nicht abseits stehen und zusehen, wie meine Leute deswegen leiden.“
„Wie kann ich dir helfen?“
Er schüttelte den Kopf. „Du kannst mir nicht helfen.“ Als er das Gemach verließ und die Tür hinter sich schloss, war Isabels Schmerz groß. Ihr beider Leben war jetzt noch mehr durcheinandergeraten, und sie wusste, dass ihre Gegenwart alles nur noch schlimmer machte.
19. KAPITEL
Ruarc stand im inneren Burghof und blickte über das Land. Die Normannen waren fort, und der gesamte Stamm der Ó Phelans zog durch die Tore ein, ein triumphierendes Lächeln auf den Gesichtern.
Etwas in ihm war wachsam. Er war König geworden, wie er es gehofft hatte, doch die Leute des Mac Egan-Stammes hatten nicht an der Feier teilgenommen. Auch wenn die Normannen gegangen waren, wusste er, dass sie sie nicht zum letzten Mal gesehen hatten.
Einige seiner Stammesgenossen gingen still in ihre Hütten, während die Ó Phelans den Ringwall inspizierten. Seine Instinkte rieten ihm, vorsichtig zu sein. Auch wenn er der Heirat mit Meara zugestimmt hatte, hatte er doch nicht im Gegenzug Laochre übergeben. Die Ó Phelans hingegen benahmen sich, als hätten sie die Herrschaft über das Land übernommen.
„Deine Männer können heute Abend in den Quartieren der Normannen wohnen“, bot Ruarc an. „Die Hochzeit kann dann am Morgen stattfinden.“
Meara Ó Phelan schien ein hübsches, sanftes Mädchen zu sein. Er hatte sie bis jetzt kaum wahrgenommen, aber
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