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Irische Küsse

Irische Küsse

Titel: Irische Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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„Du musst doch nichts mehr beweisen.“
    Nur mir gegenüber, dachte Honora bei sich. Die Schwestern lösten die Umarmung, und Katherine reichte der Älteren von ihnen den Schleier, um ihr Haar darunter zu verbergen. Während Honora das dünne Gespinst feststeckte, betrachtete sich Katherine in dem polierten Metallspiegel.
    „Ich denke, ich werde Ewan heiraten“, verkündete sie nach einer Weile.
    Honora umklammerte den Griff ihres Dolches mit aller Kraft und wunderte sich beinahe, dass er nicht zerbrach. „Ach wirklich?“ Eine Welle aus Zorn und Bestürzung schoss ihr in den Kopf.
    Katherine wirbelte herum und legte einen Arm um sie. Ihre Wangen glühten. „Ich … ich glaube, mit der Zeit kann ich ihn lieben, Honora. Er ist die richtige Wahl für mich. Ich werde heute Abend mit Vater sprechen.“
    Honoras Herz zog sich schmerzhaft zusammen, vergeblich bemühte sie sich, ein Lächeln zustande zu bringen. „Bist du sicher?“ Die Worte sprudelten aus ihr heraus, als wolle sie Katherine dazu überreden, ihre Meinung zu ändern.
    „Keiner sieht so gut aus wie er“, schwärmte Katherine, während sie ihren langen Zopf unter den Schleier steckte.
    Honora verzichtete auf weitere Einwände. Weshalb auch? Ewan verdiente eine Frau wie Katherine. Sie war sanft und einfühlsam, tüchtig und fleißig. Ja, sie würde ihn glücklich machen.
    Kälte breitete sich in Honora aus. Sie hatte keinen Anspruch auf Ewan, auch wenn sein Kuss immer noch auf ihren Lippen brannte.
    Was sie Katherine angetan hatte, war falsch. Unverzeihlich. Ihr Schuldbewusstsein machte es ihr schwer, ihrer Schwester ins Gesicht zu sehen.
    „Ich wünsche dir alles Glück dieser Welt mit ihm.“ Honora drückte ihr die Hand herzlich und flehte zu Gott, Katherine möge nie etwas von ihrem Verrat erfahren.
    „Und was ist mit dir?“, fragte diese. „Gibt es einen Mann, den du gern heiraten würdest? Sir Ademar vielleicht?“ Ein seltsamer Zug überflog dabei das Gesicht ihrer Schwester.
    Honora beruhigte sie: „Mach dir bitte keine Gedanken um mich.“ Sie hatte nicht die Absicht, sich zu verheiraten. „Wichtig ist jetzt, dass du den Mann bekommst, den du dir wünschst.“ Sie durchquerte die Kammer und blickte aus dem schmalen Fenster. Dieses schmerzhafte Stechen in ihrem Herzen war ihr schlechtes Gewissen, nichts anderes. Ewan war ihr Freund, und sie waren sich einig darüber, dass nie etwas anderes zwischen ihnen sein durfte. Sie vertraute darauf, dass er sein Versprechen hielt.
    Es gab keine andere Wahl.
    John St. Leger saß Nicholas of Ardennes gegenüber. Die beiden Edelmänner waren im Rang gleichgestellt und zudem durch Honora verwandtschaftlich verbunden, dennoch beneidete der jüngere Baron Nicholas. Seine stattliche Festung, vorwiegend aus Stein erbaut, erschien ihm wesentlich prächtiger und wehrhafter als seine Burg.
    Er begehrte mehr. Ihn gelüstete es nach Gold und Silber, nach verschwenderischen Festgelagen, auf denen Bier und Wein in Strömen flossen. Die Burg, die sein Vater ihm neben einem Berg von Schulden hinterlassen hatte, war ein alter modriger Kasten und müsste längst erneuert werden. Er verfügte nicht über die Mittel, um sich den ersehnten Lebensstil leisten zu können.
    Und dafür machte er die Frauen verantwortlich. Seine Großmutter Marie St. Leger hatte gewusst, wo der Familienschatz verborgen lag. Gold und Edelsteine, die Beute aus einem nordischen Raubzug, hatten geholfen, den Besitz zu Lebzeiten seines Großvaters in gutem Zustand zu erhalten. Von dieser Beute müsste noch ein reichlicher Teil übrig sein, aber nur Marie hatte von dem Versteck gewusst.
    Doch mittlerweile lebte die alte Hexe nicht mehr. Er hatte alles versucht, um ihr das Versteck zu entlocken, aber selbst auf dem Sterbebett hatte sie ihm jede Auskunft verweigert.
    Und dann war auch noch Maries großer Rubin verschwunden, der ihm rechtmäßig zustand, genau wie der Rest des Schatzes. Er hatte Honora in Verdacht, das Juwel gestohlen zu haben. Vermutlich hatte Marie ihr auch das Geheimnis des Schatzes anvertraut. Die beiden Frauen hatten verdächtig oft die Köpfe zusammengesteckt.
    Einer Frau wie Honora war er nie zuvor begegnet. Kühn, willensstark und störrisch. Jedes Mal, wenn er an sie dachte, verspürte er ein verräterisches Ziehen in den Lenden. Selbst als sie ihn mit ihrem Dolch bedrohte, hatte er nicht leugnen können, wie sehr sie ihn erregte. Sie hätte ihn heiraten müssen, nicht seinen Vater. Ranulf hatte sie ihm weggenommen.
    Und er

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