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Irrflug

Irrflug

Titel: Irrflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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wieder ein Stück näher an die Schreibtische herantrat, „du bringst mich auf was. Unser Täter könnte ein Camper sein – ja, einer, der seinen Wohnwagen auf dem Campingplatz stehen hat. Der geht nächtens zur Halle, klaut sich ein Flugzeug, fliegt weg und kommt, wie auch immer, später wieder mit dem Taxi von irgendwoher zurück. Auf einem Campingplatz fällt es überhaupt nicht auf, wenn einer mal ein paar Tage fehlt.”
    „Genial”, stimmte ihm sein Kollege zu, „nur übersiehst du eines: Wo liegt der Sinn einer solchen Aktion?”
    Deutschländer presste die Lippen zusammen und ging wortlos hinaus. Ihm war heiß.
     

3
    Der schwarze BMW der Siebenerreihe fuhr im Schatten der alten Bäume die ehemalige Militärstraße hinauf. Links und rechts standen die Gebäude, die einst von den in Göppingen stationierten Amerikanern genutzt wurden. Nach der politischen Wende waren die Häuser saniert, umgebaut und erweitert worden. Das ganze Areal wurde inzwischen gewerblich genutzt. Der BMW bog von der Hauptzufahrt ab und rollte auf einen großen Gebäudekomplex zu, der auf dem Platz einer ehemaligen Panzerwaschanlage entstanden war. Mit seinen vier Geschossen überragte er die anderen Gewerbe-Immobilien. Die Architektur der 90er-Jahre, viel Glas und Stahl, war unverkennbar. Das Auto parkte gleich neben dem großzügig gestalteten Portal, das die Bedeutung des Unternehmens symbolisierte.
    Der Mann hinterm Steuer, um die 45 Jahre alt, war braungebrannt, trug eine Sonnenbrille und hatte volles schwarzes Haar. Er stieg aus, öffnete die hintere Tür und nahm vom Rücksitz einen schwarzen Pilotenkoffer. Dann verriegelte er den Wagen lässig mit der Schlüssel-Fernsteuerung und ging durch das Portal. Er grüßte die attraktive Empfangsdame, die hinter einer Glasscheibe saß, und ging eiligen Schritts eine Marmortreppe nach oben, die von einem schlichten, jedoch goldenen Geländer umgeben war.
    Der Flur im ersten Obergeschoss war lichtdurchflutet. Die linke Seite bestand aus einer Glaswand, die den Blick auf das parkähnliche Gewerbegebiet mit den Kastanien- und Lindenbäumen freigab. Der Mann, der sportlich gekleidet war, eilte an mehreren, unterschiedlich farbigen Türen vorbei, bis er jene am Ende des langen Flurs öffnete und eintrat. Seine Sekretärin, ein junges Mädchen mit kurzen blonden Haaren, saß am Schreibtisch und blätterte in einem Aktenordner. „Hallo Herr Rottler”, lächelte sie, um kurz zu stutzen und dann hinzuzufügen: „Ich dachte, Sie sind heut’ gar nicht da.”
    Rottler durchquerte das großzügig gestaltete Büro, vorbei an üppigen Philodendron-Pflanzen und über einen dicken Teppich, um zu einer weit offen stehenden Tür zu gelangen. „Hat sich zerschlagen”, antwortete er knapp, verschwand im nächsten Büro und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen.
    Der Raum bestand an zwei Seiten fast nur aus Glaswänden, an die die Äste der Laubbäume nahe heranreichten. Den Schreibtisch hatte Rottler so aufstellen lassen, dass er von seinem Platz aus in diese Parklandschaft hinausblicken konnte. Hinter ihm stand eine lederne Sitzgruppe, die in einer Ecke von einem mächtigen Bücher- und Aktenregal umgeben war. Rottler ging zu einem Schrank und öffnete ein Türchen, hinter dem ein Tresor zum Vorschein kam. Auch dessen Tür entriegelte er und schob seinen Koffer hinein. Dann verschloss er beides wieder. Er ließ sich, schwer atmend, in seinen Chefsessel sinken und drückte an seinem multifunktionalen Telefon einen Knopf.
    Es dauerte keine zwei Sekunden, da hörte er die Stimme eines Mannes, die ihm vertraut war. „Ja?”
    „Ich bin’s, es ist schief gelaufen.”
    „Was?” Die Stimme verriet Nervosität.
    „Flugverbot auf der Hahnweide. Polizei und Kripo. Vergangene Nacht ist irgendein Verbrechen geschehen”, beschied Rottler ihm kurz.
    „Was heißt Verbrechen? Und was hat das mit dir zu tun?”
    „Gar nichts. Nur so viel, dass man heut’ auf der Hahnweide nicht fliegen darf. Die Spurensicherung hat alles abgeriegelt.”
    Durch die Leitung war das schwere Atmen des Gesprächspartners zu vernehmen.
    „Und jetzt?”, fragte er schließlich.
    „Neuer Termin, lässt sich nicht vermeiden.”
    „Dann sag’ aber Bescheid”, knurrte der andere, „aber denk’ dran: Auf dem üblichen Weg, verstanden?”
    „Hab’ ich doch schon erledigt, auf der Herfahrt.”
    Rottler wollte gerade die Aus-Taste drücken, als sich sein Gesprächspartner noch mal meldete: „Ach ja, dieser Sesselfurzer

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