Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Irrflug

Irrflug

Titel: Irrflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
Vom Netzwerk:
Wieder bei Ampel-Rot.
    „Wunderbar, Herr Häberle, ich grüße Sie”, sagte die Stimme im Lautsprecher, „schön, dass Sie da sind. Willkommen in Ulm.”
    Häberle stutzte. Die Stimme kannte er, keine Frage. „Darf ich fragen, wer Sie sind?”, wollte er sich vergewissern, kühl und sachlich.
    „Sagen wir mal, ein alter Bekannter”, die Stimme lachte kurz auf, „Rottler ist mein Name, Sie erinnern sich doch?”
    Häberle hatte eigentlich damit gerechnet. Das Martinshorn wurde jetzt vom donnernden Geräusch der tieffliegenden Phantom übertönt. Am Straßenrand blieben bereits Passanten stehen, um der stets wiederkehrenden Militärmaschine sorgenvoll nachzublicken.
     
    Rottler, der Pilot der Cessna, hatte auf den Münsterturm zugehalten, war jedoch noch in respektablem Abstand und schätzungsweise 50 Meter über der Spitze nach rechts abgedreht. Er flog jetzt ein Stück die Donau entlang westwärts, von wo ihm die Phantom entgegen kam. Rottler war sich ziemlich sicher, dass der Militärpilot keine gefährlichen Manöver riskieren würde, schon gar nicht über dem Stadtgebiet. Seine kreidebleich gewordene Begleiterin hielt sich seit geraumer Zeit krampfhaft neben ihren Schenkeln am Sitz fest und schwieg.
    „Hören Sie zu, Häberle”, sagte Rottler und ließ die Phantom nicht aus den Augen, die sich rasch vom Abgas ausstoßenden Punkt zu einem wilden Ungetüm formte, das der Cessna nun wesentlich weiter entfernt begegnete, als beim vorherigen Vorbeiflug.
    „Hören Sie”, wiederholte Rottler und drehte einen halben Kilometer hinter jener Stelle, an der die Iller ihr helles Gebirgswasser in die Donau schießen lässt, nach links. Die Cessna überflog nun zunächst die Donau und dann die Iller. „Ich will von Ihnen nur eines”, begann Rottler und beobachtete den Luftraum angestrengt, „Sie müssen dafür sorgen, dass mein Chef, der Steinke, Sie wissen, wen ich meine”, er lächelte zu seiner völlig irritierten Begleiterin hinüber, „dass der für seine Finanz-Machenschaften zur Verantwortung gezogen wird.” Rottler brach ab, weil er sich nach der Phantom umschaute, die irgendwie außer Sichtweite geraten war. „Der Steinke”, fuhr er dann fort, „will allein mir den Schwarzen Peter in die Schuhe schieben. Ich hätte seine Millionen veruntreut, ich sei der Buhmann gewesen. Sagen Sie ihm, er soll nicht so dreckig lügen”, wurde Rottler lauter, „sagen Sie ihm das!”, fauchte er und ließ die Sprechtaste los, damit Häberle antworten konnte.
    „Er wird doch bereits von den Steuerfahndern durch die Mangel gedreht”, erwiderte Häberle bewusst ruhig.
    „Was heißt durch die Mangel gedreht, verdammt?”, begann Rottler wieder und ließ den Luftraum nicht aus den Augen, „der Kerl hat das genial ausgetüftelt. Am Schluss bin doch nur ich der Depp. Klarer Fall. Los, sagen Sie ihm, was ich Ihnen gesagt habe. Und”, er machte eine kurze Pause, „sagen Sie ihm auch, dass ich jemand an Bord habe.”
    Häberle stockte der Atem. „Sie haben jemand an Bord?”, wiederholte er zweifelnd.
    „Sagen Sie dem Idioten einen schönen Gruß von seiner Frau. Sie sitzt neben mir.”
    Häberle antwortete nicht schnell genug, so dass Rottler die Mikrofontaste erneut drückte: „Und wenn ich nicht innerhalb einer halben Stunde ein Geständnis von diesem miesen Giftzwerg höre und Sie mir nicht versprechen, mich unbehelligt in Richtung Schweiz fliegen zu lassen, dann gibt’s hier ein Feuerwerk. Und das schöne Münster hat die längste Zeit so schön ausgesehen. Ist das klar?”, zischte er und ließ die Sprechtaste los. Wie zum Beweis für seine Entschlossenheit flog er jetzt eine Steilkurve nach links, um nun von Süden her, aus Richtung Neu-Ulm kommend, das Münster ins Visier zu nehmen. Er war allerdings noch gut und gerne 250 Meter hoch. Vorne entlang der Alb hinterließ die von links nach rechts an Ulm vorbeifliegende Phantom erneut einen Abgas-Streifen. Rottler sah zu Melanie hinüber, die sich auf dem Sitz verkrampft hatte. Sie sagte kein Wort.
    Häberle blieb geduldig: „Was halten Sie davon, wenn wir unsere Verhandlungen auf dem Flugplatz Erbach fortsetzen?”
    „Haben Sie mich nicht verstanden oder sind Sie wirklich so schwer von Begriff?”, wetterte Rottler. „Ich komm’ hier nicht runter. Und mein Sprit reicht noch eine Zeit lang”, er blickte auf die beiden Nadeln der Kraftstoff-Anzeige. Sie begannen am rechten Rand nun leicht zu zittern.
    „Okay”, zeigte sich Häberle kooperativ, „wir

Weitere Kostenlose Bücher