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Irrliebe

Irrliebe

Titel: Irrliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Erfmeyer
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niemandem gegenüber! – Habe ich Ihr Wort?«
    Löffke sah Stephan mit feierlichem Ernst an.
    »Diese Sache kann zur Bombe werden! – Ich verlasse mich auf Sie, Knobel!«, setzte er eindringlich nach, ohne Stephans Antwort abzuwarten. »Haben Sie übrigens schon mit diesem Staatsanwalt gesprochen, Knobel? Sie wissen, der mit dem merkwürdigen Namen.«
    »Ylberi?«, half Stephan nach. »Ich rede häufig mit ihm.«
    »Nein, ich meine heute«, präzisierte Löffke. »Sie waren ja heute offensichtlich in Dominiques Büro. Haben Sie danach schon mit Ylberi gesprochen?«
    »Nein, Löffke. Ich erreiche ihn nicht. Er hat den ganzen Tag Sitzung. Wofür ist das wichtig?«
    Löffke schlug mit den Augenlidern.
    »Vergessen Sie es einfach, Knobel! Es war nur eine Frage.«
    Löffke blieb grübelnd in seinem Büro zurück und schloss leise hinter Stephan die Tür.
     
    Stephan stieg nachdenklich die Stufen zu seinem Büro empor. Marie saß gespannt hinter seinem Schreibtisch.
    »Was ist denn los mit ihm?«, fragte sie.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Stephan langsam, »aber ich habe eine Vermutung. Und wenn sie sich bewahrheitet, gibt es jetzt – und vielleicht nur jetzt – die Möglichkeit, alles aufzuklären. Und ebenso besteht das Risiko, dass alles in die Hose geht.«
    »Ich verstehe gar nichts, Stephan«, hielt ihm Marie vor. »Willst du die Sache nicht Ylberi überlassen?«
    »Er ist nicht greifbar. Sitzt noch im Gericht. Keiner weiß, wie lange noch. Wir können nicht auf ihn warten. Und ich kann selbst auch nichts unternehmen. Es kommt auf dich an, Marie!«
    »Auf mich?«, fragte sie ungläubig.
    Stephan setzte sich an seinen Schreibtisch, dorthin, wo sonst seine Mandanten saßen. Marie saß in Stephans ledernem Chefsessel. Er sah sie an. Die Sessellehne wirkte wie ein Passepartout, machte ihre zarten Schultern mächtiger, ihr feines Gesicht damenhafter. Der modische Strickpullover fiel gefällig über ihren Oberkörper und konturierte unauffällig ihre Brust.
    »Wir kaufen fix ein schwarzes Kostüm für dich«, lächelte Stephan. »Auf dem Weg dorthin erkläre ich dir alles.«

24
    Das schwarze Kostüm war noch ungewohnt. Marie hatte es zusammen mit einer weißen, konservativ geschnittenen Bluse und passenden modischen Stiefeletten erworben und die neuen Sachen direkt im Geschäft angezogen. Stephan hatte ihren Strickpullover, die Jeanshose und die sportlichen Schuhe in einer Plastiktüte verstaut, Marie daraufhin zu den Städtischen Kliniken gefahren und sie zum Abschied fest umarmt. Als sie ausgestiegen war, winkte sie unsicher zurück. Ihr stand ein riskanter Auftritt bevor. Stephan wollte nun zu Dominiques Büro fahren und draußen versteckt warten, bis er von Marie ein Signal erhielt. Frau Swoboda arbeitete wieder im Studio. Stephan erfuhr dies telefonisch von Alf Jungmann und ließ ihr ausrichten, dass er im Laufe des Nachmittags in Dominiques Büro kommen und sich dann mit Frau Swoboda treffen werde. Er wisse ja von Löffke, dass sie mit ihm sprechen wolle.
     
    Marie trat in den großräumigen Eingangsbereich des Krankenhauses, atmete tief durch und erfuhr an der Theke nur die Bezeichnung der Station, auf der Pierre Brossard lag. Sie wurde gebeten, sich mit der Stationsleitung in Verbindung zu setzen.
    Marie fuhr im Besucherfahrstuhl in die vierte Etage. Sie hatte aus Stephans Büro einen unbeschrifteten Aktendeckel, reichlich Notizpapier und zwei Kugelschreiber mitgenommen. Marie fand, dass sie vielleicht eine Spur zu elegant aussah, aber Stephan hatte – bestärkt durch die Verkäuferin – zu genau dieser Kombination geraten und abschließend bemerkt, dass Marie das bestmögliche Outfit habe. Sie stieß die große Flügeltür auf, die die Station vom Treppenhaus trennte und ging langsam den Flur bis zur Stationsleitung weiter. Auf der Station wurden Kaffee und Kuchen verteilt. Das gläserne Büro der Stationsleitung war leer. Marie wartete einige Minuten, bis sie auf eine Schwester traf, die sie unter Hinweis auf Stephans Visitenkarte, die sie zeitgleich präsentierte, darum bat, in das Zimmer von Pierre Brossard geführt zu werden. Die Schwester musterte Marie, eilte fort und kam mit dem Stationsarzt zurück, der sie ermahnte, schonend mit Pierre Brossard umzugehen. Er sei sehr geschwächt und für längere Besuche noch nicht stabil genug. Marie unterwarf sich allen Verhaltensempfehlungen, die ihr der Arzt gab und gelobte, ihren Besuch so kurz wie möglich zu halten, verwies aber darauf, dass die

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