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Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt

Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt

Titel: Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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Nationalsozialismus.
    Eine überaus unrühmliche Figur gab Thälmann 1928 in einer KPD-Parteiaffäre ab. Einen persönlichen Vertrauten aus Hamburg, der Parteigelder veruntreut hatte, um sich einen besseren Lebensstil zu gönnen, hielt Thälmann im Amt, bis es nicht mehr ging und das Zentralkomitee den Genossen ausschloss. Dann stolperte der Vorsitzende selbst über die Sache, Moskau aber wollte auf Thälmann als treuen Statthalter in Deutschland nicht verzichten und befahl dessen Wiedereinsetzung in alle Ämter. Nach offizieller Lesart war der wackere Kämpfer, der nur im Sinn gehabt habe, das Wohl der Partei nicht zu gefährden, das Opfer einer Intrige geworden – ein weiterer Mosaikstein der Thälmann-Legende. Der solcherart direkt von Stalin protegierte Funktionär konnte sich seiner Macht in der Partei nunmehr sicherer sein denn je, was er die Genossen auch spüren ließ. Unerbittlich setzte er seine Linie gegen alles »Versöhnlerische« durch und schürte Cliquenbildung und Hahnenkämpfe, wenn sie ihm nützten. Nach sowjetischem Vorbild wurde ein Personenkult um Thälmann in Szene gesetzt und »unser Teddy« in der Parteipresse als »unser Führer« hochgelobt. Das kam nicht nur der Partei zugute, die dem Führerkult um Hitler etwas entgegensetzen wollte, sondern auch dem Gefeierten, der zunehmend selbstherrlicher wurde. Dem Bild vom noblen Arbeiterführer entsprach das allerdings nicht.
    Die Ausformung des Thälmann-Kultes in der DDR spiegelte stets die Erfordernisse der Tagespolitik und jeweiligen ideologischen Schwerpunktsetzung wider, und so war Thälmanns unkritische Bewunderung für Stalin beispielsweise naturgemäß kein Thema mehr, nachdem der sowjetische Diktator – mit einiger Verzögerung zu den sozialistischen Bruderstaaten – auch in der DDR posthum in Ungnade gefallen war. Übrigens hatte Stalin für den deutschen Gefolgsmann in NS-Gefangenschaft keinen Finger gerührt: Thälmann hoffte nach Abschluss des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts 1939 vergeblich auf eine Moskauer Intervention zu seinen Gunsten.
    Nach dem Machtwechsel von Walter Ulbricht zu Erich Honecker 1971 erstarrte mit der Neuausrichtung staatlicher Geschichtsauffassung die offizielle Sicht auf die Figur Ernst Thälmann in Glorifizierung. Die Geschichte der KPD wurde, unter Verzicht auf eine eingehende Darstellung anderer Funktionäre und unterschiedlicher Meinungen und Strömungen innerhalb der Partei, nunmehr ganz auf Thälmann zugeschnitten. Unter seiner Parteiführung seit 1925 seien die deutschen Kommunisten endlich ganz und unumkehrbar auf den einzig richtigen, nämlich bolschewistischen Kurs der Moskauer Genossen eingeschwenkt. Dass die Abwehr des Faschismus dennoch gescheitert war, wurde ohne jede Selbstkritik allein der Sozialdemokratie angelastet. Honecker forcierte, dass das Standbild des Arbeiterführers Thälmann aufpoliert wurde, bis kein Makel mehr an ihm haftete. 1979 erschien eine neue Biographie, in der der Parteichef und seine Linie als unfehlbar dargestellt, die unterschiedlichen Strömungen im deutschen Kommunismus hingegen weitgehend ausgeblendet wurden. Die Vorbildfunktion des sowjetischen Kurses für die KPD bzw. deren Nachfolgerin SED wurde erst mit der Reformpolitik Gorbatschows wieder kritikwürdig – als Honecker im Festhalten am Gewohnten die Moskauhörigkeit notgedrungen aufgab.
    Trotz aller Heldenstarre entwickelte der Kult um Ernst Thälmann in der DDR ein bemerkenswertes Eigenleben: In bewusster Umgestaltung der offiziellen Legende, aber unter Festhalten an deren akzeptablen Elementen widmeten vom eigenen Staat enttäuschte Genossen den Kult kurzerhand um. Der aufrechte Arbeiterführer wurde zur Projektionsfläche für politische Sehnsüchte, die die DDR nicht erfüllte. Selbst Wolf Biermann dichtete: »Mir träumte von Teddy Thälmann die Nacht einen schönen Traum …«

Die deutschen Karnevalisten widerstanden dem Naziregime  IRRTUM!
    Gleichzeitig Instrument zur Durchsetzung und Ausdruck der totalen NS-Herrschaft im Inneren war die Gleichschaltung des gesamten öffentlichen Lebens, die nach Regierungsübernahme, Reichstagsbrand (der 1933 ausgerechnet in der Rosenmontagsnacht stattfand) und »Ermächtigungsgesetz« rücksichtslos durchgesetzt wurde. Aus wichtigen oder exponierten Positionen in Kultur und Verwaltung wurden Unliebsame und »Nicht-Arier« nach und nach entfernt, Vereine, Gewerkschaften und andere Organisationen – Voraussetzungen einer lebendigen pluralistischen und

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