Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Irrwege

Titel: Irrwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
Vom Netzwerk:
bäuchlings hin und zog Alfred
mit zu Boden. Die Runenmagie des Patryn bildete einen Schutzschild; er konnte
nur hoffen, daß Alfred Verstand genug hatte, sich ebenfalls hinter seiner Magie zu verschanzen. Geröll und Steingrus prasselten auf sie nieder, die
Erde bebte, und plötzlich war alles still.
    Langsam setzte Haplo sich auf.
    »Zurück kannst du jedenfalls nicht mehr,
Alfred«, sagte er.
    Der halbe Berg war eingestürzt. Gigantische
Felsbrocken türmten sich vor dem ehemaligen Höhleneingang, eine Barrikade für
die Ewigkeit.
    Das Bild der Verwüstung erfüllte Haplo mit einem
seltsamen Gefühl der Vorahnung. Was störte ihn? Er hatte nicht vorgehabt, auf
diesem Weg zurückzukehren. Vielleicht war es nur das Unbehagen angesichts einer
unwiderruflich zugeschlagenen Tür. Aber weshalb hatte das Labyrinth plötzlich
beschlossen, ihnen den Rückweg zu versperren?
    Ohne es zu wissen, lieferte Marit die Antwort.
    »Damit bleibt uns nur ein Ausweg – das Letzte
Tor.«
    Ihre Worte hallten als trostloses Echo von der
zernarbten Bergflanke zurück.
    Das Letzte Tor.
----

Kapitel 34
Im Labyrinth
    »Ich kann nicht mehr«, stöhnte Alfred und sank
auf einen flachen Steinblock. »Ich muß ausruhen.«
    Die Anstrengungen und zu erleben, wie ein Berg
über ihm zusammenstürzte, waren für den Sartan zuviel gewesen. Er saß mit
gebeugten Schultern da, die Arme auf den Knien, schnaufte und stöhnte. Marit
streifte erst ihn mit einem geringschätzigen Blick, dann sah sie Haplo an. Und
wandte sich ab.
    Ich habe dich gewarnt, hieß das. Du bist ein
Narr.
    Haplo sagte ruhig, aber eindringlich: »Dafür ist
keine Zeit, Alfred. Nicht jetzt. Hier gibt es keinen Schutz, keine Deckung.
Wir suchen uns einen geeigneten Platz, dann können wir rasten.«
    »Nur ein paar Minuten«, flehte Alfred. »Es ist
doch alles ruhig…«
    »Zu ruhig«, sagte Marit.
    Sie befanden sich in einem kleinen Hain
krüppliger, knorriger Bäume, die offenbar im Schatten der Berge einen
erbitterten Kampf ums Dasein führten. Ein spärlicher Blätterflaum klammerte
sich an die Zweige.
    Vielleicht sahen sie jetzt zum erstenmal die
Sonne des Labyrinths, aber die graue Helligkeit spendete keine Wärme, keinen
Trost.
    Die Blätter raschelten melancholisch, und das,
stellte Marit beunruhigt fest, war das einzige Geräusch weit und breit.
    Sie zog das Messer aus dem Stiefelschaft. Der
Hund erhob sich und knurrte, Hugh Mordhand faßte sie argwöhnisch ins Auge.
Marit schenkte beiden keine Beachtung, statt dessen richtete sie das Wort an
einen der Bäume, bat um Vergebung, weil sie ihm Schmerz zufügte, erklärte die
Not, in der sie sich befanden. Dann begann sie einen der Zweige einzukerben.
    Auch Haplo war offenbar die Stille aufgefallen.
»Es ist ruhig. Zu ruhig. Das Getöse von dem Bergrutsch war meilenweit zu hören.
Ihr könnt wetten, daß schon die ersten Kundschafter unterwegs sind. Und ich
möchte nicht hier sein, wenn sie kommen.«
    Alfred war perplex. »Aber – das war nur ein Bergrutsch.
Eine Lawine. Weshalb sollte das jemanden interessieren?«
    »Aber selbstverständlich interessiert das
jemanden. Das Labyrinth. Schließlich hat es versucht, uns unter einigen Tonnen
Fels zu begraben.« Haplo wischte sich Schweiß und Steinstaub aus dem Gesicht.
    Marit hatte den Ast abgeschnitten und befreite
ihn von kleinen Zweigen und halbvertrockneten Blättern.
    Haplo ging vor Alfred in die Hocke und sah ihn
an.
    »Ist dir noch kein Licht aufgegangen, verdammt?
Das Labyrinth ist eine intelligente Wesenheit. Ich weiß nicht, wovon es
beherrscht wird oder wie, aber es hört und sieht und weiß alles.« Er überlegte.
»Nur diesmal hat sich etwas verändert. Ich kann es ahnen, fühlen. Angst.«
    »Ja.« Alfred nickte emphatisch. »Ich habe große
Angst.«
    »Nein, nicht unsere Angst. Des Labyrinths. Es hat Angst.«
    »Angst? Angst vor was?«
    Haplo grinste, wenn auch etwas schief. »So
merkwürdig es klingt: vor uns. Vor dir, Sartan.«
    Alfred schüttelte den Kopf.
    »Wie viele abtrünnige Sartan wurden durch den
Vortex gesandt? Hunderte? Tausende?«
    »Ich weiß es nicht.« Alfred nuschelte in den
Spitzenbesatz seines zerknautschten Hemdkragens hinein.
    »Und wie viele hat man mit einem ganzen Berg zu
erschlagen versucht? Keinen, wette ich. Dieser Berg steht dort seit
undenklichen Zeiten. Aber kaum setzt du einen Fuß in den Vortex – bumm! Und du
kannst verdammt sicher sein, daß das Labyrinth uns nicht so ohne weiteres

Weitere Kostenlose Bücher