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Irrwege

Titel: Irrwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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als hundertmal, bis das komplizierte
Muster fertiggestellt war. Er teilte ihre Ekstase, eine des Geistes, weniger
des Körpers – nach der Klimax des Runenbundes ist die körperliche Vereinigung
meistens eine Enttäuschung.
    Als das Werk getan war, legte er die blut- und
tintenbefleckte Nadel aus der Hand, kniete vor Marit nieder und schloß sie in
die Arme. Sie lehnten die Stirnen gegeneinander, Sigel an Sigel, der Kreis
ihres Seins geschlossen. Marit stieß einen atemlosen Schrei höchster Wonne aus
und erbebte in seiner Umarmung.
    Er war zufrieden mit ihr und hielt sie fest, bis
ihre Erregung abgeklungen war, dann legte er ihr die Hand unter das Kinn und
blickte ihr in die Augen.
    »Wir sind eins. Auch wenn wir getrennt sind,
werden unsere Gedanken zueinanderfliegen, nach unserem Wunsch.«
    Er hielt sie mit seinen Augen, seinen Händen.
Sie war gebannt, entrückt, ihr Körper Wachs unter seiner Berührung.
    »Du hast Haplo einmal geliebt.« Er sprach in
mildem Ton.
    Marit zögerte, dann senkte sie den Kopf in
beschämtem, schweigendem Einverständnis.
    »Wie auch ich, Tochter«, sagte Xar leise. »Wie
auch ich. Das wird ein Band zwischen uns sein. Und wenn ich verfüge, daß Haplo
sterben muß, wirst du es sein, die ihn tötet.«
    Marit hob den Kopf. »Ja, mein Fürst.«
    Xar betrachtete sie zweifelnd. »Du antwortest
rasch. Ich muß sicher gehen. Du hast mit ihm gelegen. Und doch willst du ihn
töten?«
    »Ich habe mit ihm gelegen. Ich habe sein Kind
geboren. Doch wenn mein Fürst es befiehlt, werde ich ihn töten.«
    Marits Stimme klang ruhig und fest. Er würde
kein Zaudern spüren, keine Anspannung. Doch plötzlich kam ihr ein Gedanke.
Vielleicht war dies eine Art Prüfung…
    »Gebieter«, sagte sie und legte ihre Hände über
die seinen. »Ich habe nicht Euer Mißfallen erregt. Ihr zweifelt nicht an
meiner Loyalität…«
    »Nein, Tochter – oder sollte ich sagen,
Gemahlin.« Er lächelte sie an, sie küßte seine Hände, die sie umfaßt hielt.
»Nein, du bist die logische Wahl. Ich habe in Haplos Herz gesehen. Er liebt
dich. Dir, nur dir, kann es gelingen, seinen Schutzwall zu durchbrechen. Dir
wird er vertrauen, wenn niemandem sonst. Und er wird sich scheuen, dich zu
verletzen – die Mutter seines Kindes.«
    »Weiß er von dem Kind?« fragte Marit verwundert.
    »Er weiß davon.«
    »Aber woher? Ich habe ihn verlassen, ohne es ihm
zu sagen, und seither habe ich es geheimgehalten.«
    »Jemand hat es herausgefunden.« Xar runzelte die
Stirn: »Wo befindet sich das Kind übrigens?«
    Wieder hatte Marit das Gefühl, auf die Probe
gestellt zu werden, doch sie konnte nur eine Antwort geben: die Wahrheit. Sie
zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Ich ließ das Kind bei einem Stamm
von Siedlern.« 7
     
    Xars Stirn glättete sich. »Ein vortrefflicher
Entschluß.« Er löste sich aus ihrem Griff und stand auf. »Es ist Zeit für dich,
nach Arianus aufzubrechen. Wir werden durch den Runenbund miteinander kommunizieren.
Du wirst mir berichten, was du vorfindest. Insbesondere muß deine Ankunft
geheim bleiben. Haplo darf nicht erfahren, daß er beobachtet wird. Wenn ich
seinen Tod befehle, muß es ihn überraschend treffen.«
     
    »Ja, Hoheit.«
    »Nicht Hoheit«, tadelte er freundlich.
»Wir sind vermählt, denk daran.«
    »Das steht mir nicht zu, mein – Gemahl«,
stammelte sie und merkte bestürzt, wie schwer ihr das Wort über die Lippen kam.
»Ich werde immer Eure Dienerin sein.«
    Er strich mit der Hand über ihre Stirn.
    »Verbirg das Mal. Wenn Haplo es sieht, erkennt
er mein Zeichen und weiß, daß wir eins geworden sind. Er würde dir mißtrauen.«
    »Ja, mein Gemahl.«
    »Dann lebe wohl. Berichte mir von Arianus,
sobald sich die Möglichkeit ergibt.«
    Xar wandte sich von ihr ab und ging zu seinem
Schreibtisch, wo er sich hinsetzte und einen alten Folianten heranzog, dessen
Seiten er stirnrunzelnd umblätterte.
    Marit war nicht verletzt von dieser plötzlichen
Gleichgültigkeit ihres Gemahls. Der nüchterne Verstand sagte ihr, daß das
Schließen des Runenbundes eine reine Vernunftsache gewesen war, um sie in die
Lage zu versetzen, ihm aus einer weit entfernten Welt Nachrichten zu
übermitteln. Dennoch war sie erfreut. Es war ein Zeichen seiner Wertschätzung.
Sie waren fürs Leben verbunden und befähigt, durch ihre Magie jederzeit die
Gedanken des anderen zu lesen. Solche Nähe hatte ihre Vor- aber auch ihre
Nachteile – besonders für die

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