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Irrwege

Titel: Irrwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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grimmig. »Dagegen ist
kein Kraut gewachsen. Wir müssen weg hier. Hör mir zu: Die Fledermaus, die dich
angegriffen hat, ist verschwunden, als wir ins Todestor kamen. Die Magie des
Tores scheint die Magie der Klinge aufzuheben.«
    Der Tytane tobte seine Wut an dem Schild aus,
traktierte ihn mit Faustschlägen und Fußtritten, schlug mit den flachen Händen
dagegen. Die Risse vergrößerten sich.
    »Ich halte ihn auf!« überschrie Haplo das
Gebrüll des Riesen. »Du bringst uns zurück ins Todestor!«
    »Das ist ein Trick!« Marit funkelte ihn voller
Haß an. »Du versuchst nur, deinem Schicksal zu entkommen. Ich kann diese
Kreatur besiegen.«
    Sie befreite sich aus seinem Griff. Die
schützende Hülle verwandelte sich in eine Flammenwand. Der Tytane stieß ein
schrilles Kreischen aus und riß die Hände aus der Lohe. Er holte tief Atem,
blies in das Feuer, und plötzlich umzüngelten die Flammen Marit.
    Sie schrie. Ihre Runenmagie schirmte sie ab,
doch die Sigel auf ihrer Haut begannen, in der Hitze zu verdorren.
    Hastig konstruierte Haplo aus seinen Runen einen
mächtigen Speer und schleuderte ihn auf den Tytanen. Die Spitze drang tief in
den massigen Leib. Der Riese war verwundet, wenn auch nicht ernsthaft, und
hatte Schmerzen. Die Flammen um Marit erloschen.
    Haplo umklammerte ihren Arm und zerrte sie zum
Postament des Kompaßsteins. Draußen konnte er zwei Nichtige sehen – einen
Elfen und einen Menschen –, die ihre Arme schwenkten und das Schiff umkreisten,
als suchten sie einen Eingang. Er beachtete sie nicht, legte die Hände um die
Obsidiankugel und sprach die Runen.
    Blendende Helligkeit. Die Sigel am Schiffsrumpf
glühten auf: die Nichtigen, die Zitadelle, Pryan – fort, wie weggewischt.
    Sie befanden sich am Todestor. Der Tytane war
verschwunden.
    Farben huschten vorbei: blaues Wasser, rotes
Feuer, grüner Urwald, grauer Sturm, Dunkelheit, Licht. Schneller und schneller
folgten sich die Bilder. Haplo war in einem Wirbelsturm aus Farben gefangen. Er
versuchte sich auf einen einzigen Ausschnitt zu konzentrieren, aber vor
seinen Augen verschwamm alles zu einem bunten Flimmern. Es war nichts mehr zu
erkennen, außer den Farben. Er vergaß Marit, vergaß Hugh, vergaß den Hund.
    Vergaß alles, außer dem Sartandolch.
    Er lag auf dem Deck, eine lauernde, böswillige
Macht. Zum zweitenmal hatten sie ihn besiegt. Aber sie waren erschöpft, und die
Klinge verfügte über unendliche Macht. Sie existierte seit Jahrhunderten, hatte
ihre Schöpfer überdauert. Wie konnte man diesen Dämon vernichten?
    Die Farben – Wahlmöglichkeiten – zogen an ihm
vorbei. Blau.
    Das brachte ihn auf eine Idee. Eine Macht gab
es, von der er glaubte, daß sie imstande war, den Dolch unschädlich zu machen.
Leider bestand die Gefahr, daß sie alle dabei umkamen.
    Haplo schloß die Augen und wählte Blau.
    Sein Schiff verließ das Todestor und bohrte sich
in eine Mauer aus Wasser.
    Das Farbenspiel verschwand. Haplo sah wieder das
Schiffsinnere und draußen den ruhigen, friedvollen Ozean, der die Welt
Chelestra ausmachte.
    »Wo zum Henker sind wir jetzt gelandet?« fragte
Hugh Mordhand. Er war zu sich gekommen und starrte verwirrt aus dem Bullauge.
    »Dies ist die vierte Welt.«
    Aus der Tiefe des Schiffs drangen ominöse
Geräusche an Haplos Ohr. Ein Ächzen von irgendwo im Lagerraum, ein
merkwürdiges, wisperndes Seufzen, als beklagte die Himmelstürmer ihr Schicksal.
    Marit hörte es auch. Sie erstarrte, schaute sich
alarmiert um. »Was ist das?«
    »Das Schiff bricht auseinander«, erklärte Haplo
sarkastisch. Sein Blick ruhte auf dem Messer. Die eingravierten Runen glommen
schwach.
    »Bricht auseinander?« Marit schüttelte den Kopf.
»Das ist nicht möglich. Nicht mit der Runenmagie. Du – du lügst.«
    »Schön, ich lüge.« Haplo war zu müde, zu
zerschlagen, hatte zu viel andere Sorgen, um sich zu streiten. Ohne das Messer
ganz aus den Augen zu lassen, warf er einen Blick auf den Kompaßstein. Er ruhte
auf einem ziemlich hohen Postament, aber wenn das Schiff in Stücke brach, war
ohnehin nichts mehr zu retten.
    »Gib mir deine Weste«, forderte er Marit auf.
    »Wie?«
    »Die Weste! Deine Lederweste!« Er starrte sie
an. »Verflucht, ich habe keine Zeit für lange Erklärungen! Gib sie her!«
    Sie war mißtrauisch. Aber das Knarren wurde
lauter, anstelle des klagenden Flüsterns hörte man jetzt ein scharfes Knacken.
Marit zog die mit schützenden Runen bedeckte Lederweste

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