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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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abwenden zu können. „Ja.” Sie lächelte fast über die Banalität ihrer Antwort. Die Fäuste öffneten sich, und sie konnte spüren, wie sie sich entkrampfte. „Du bist kein Nayid. Wer bist du?”
    „Rep der Ffynch-Gesellschaft”, sagte er knapp. „Sombala Isshi.”
    Sie bemerkte, daß er sich taktvoll zurückhielt, sie seinerseits zu befragen, obwohl seine Neugier deutlich zu erkennen war.
    „Ffynch-Gesellschaft?”
    Kühles Nachsinnen war in seinen Augen, als er sie mit fast beleidigender Gründlichkeit betrachtete, aber er hielt sich noch immer zurück, ihr irgendwelche Fragen zu stellen. „Haben Sie schon von den Gesellschaften gehört?”
    „Ein wenig.”
    „Die Ffynch-Gesellschaft ist in diesem Sektor tätig. Sehen Sie, dort.” Er legte eine Hand leicht auf ihre Schulter. Sie konnte ihre Wärme durch den Brokatumhang hindurch fühlen. Wieder spürte sie einen flüchtigen Stich von Dankbarkeit. Sie blickte hinunter, in die Richtung seiner zeigenden Hand, bis sie auf das flache Dach des Mahazh starrte. Sie sah die Gleiter, die sich dort wie Flöhe auf dem Rücken eines haarlosen Hausschweines zusammendrängten. „Wir liefern die Gleiter und warten sie. Unter anderem.”
    „Ihr seid also Händler.”
    Er lächelte plötzlich breit, als hätte sie etwas gesagt, das ihn amüsierte. „Auf gewisse Art”, sagte er zurückhaltend. „Darf ich Sie etwas fragen?”
    Sie musterte ihn eine Weile; gleichzeitig fühlte sie das Flacker des Chaos drohend heranschweben. Sie verlangte danach, hinauszutasten und in ihm zu lesen, durch seine perfekte Fassade zu brechen, doch ging sie hastig und brutal gegen diesen Drang vor.
    „Was mußt du wissen?”
    „Etwas über Sie. Wenn ich kein Nayid bin, dann sind Sie dies auch nicht, Lady. Welche Rolle spielen Sie dort unten?” Er schnellte eine langfingrige Hand mit übergroßen Knöcheln, die die schmalen Finger in knorrigen Wurzeln verwandelten, in Richtung des Mahazh. Er lächelte wieder sein bezauberndes Lächeln. „Für einen Händler hat jedes Wissen Wert.”
    Sie überlegte, was sie sagen sollte. Ein Kobold des Unheils kitzelte ihren Magen. „Ich bin die Amme der neuen Königin. Gewissermaßen”, sagte sie spröde. Als die Stimme der Priesterin erneut zu einer monotonen Anbetung erdröhnte, schaute sie unruhig weg und sah plötzlich eine schwere Rauchsäule neben einem der Hügel aufsteigen. „Was ist das?”
    Er war an der Reihe, in die Richtung zu sehen, die ihr zeigender Finger angab. „Ha! Die wilden Hiiri haben eine gute Zeit für einen Überfall gewählt, die Kipu ist hier beschäftigt.”
    „Was?” Sie spähte zu dem Rauch hinunter, konnte ferne Hinweise auf Aufruhr erkennen, leuchtende Blitze, die durch die purpurgrauen Knäuel brachen. Eine zuckende Bewegung erreichte ihre Augenwinkel, riß ihre Aufmerksamkeit auf den Mahazh. Drei Gleiter stiegen vom Dach auf und schossen nach Osten davon.
    „Werden sie die Hiiri fangen?”
    „Sie haben es noch nie geschafft. Inzwischen sind die Angreifer verstreut, in Sicherheit, lachen über die Vergeblichkeit der Bemühungen der Nayadimi.”
    „Sie müssen einige von ihnen fangen. Wo sonst haben sie diese dort her?” Ihre Hand machte eine leichte Bewegung zu den Hiiri hin, die hinter ihnen brannten. „Oder die anderen, die noch dort unten sind?”
    „Die Hiiri verkaufen die ihren.” Er lächelte zynisch. „Ein Stamm bekämpft den anderen. Sie haben nur deshalb angefangen, Gefangene zu machen, weil damit angefangen wurde, ihnen einen Preis dafür zu bezahlen. Davor …” Er zuckte mit den Schultern.
    „Rituelle Marter. Mein Feind ist nur dann nicht mehr mein Feind, wenn er tot ist und seine Frau und seine Kinder und seine Brüder mit ihm.”
    Aleytys schüttelte sich. „Ich frage mich manchmal, warum Menschen mit Intelligenz verflucht sind, wenn sie sie für solche Zwecke benutzen.”
    „Fragen Sie mich nicht. Ich brauche genug Zeit, um meine eigene Existenz zu rechtfertigen.”
    Hinter ihnen wurde der Gestank von verbranntem Fleisch erdrückend, während der Singsang erneut begann und weiter und weiter und weiter und weiter ging, bis sie ihn nicht mehr hörte.
    Gemeinsam standen sie da und ließen die Zeit in einer Art geteilten Abscheus über sich fließen. Nach einer Weile betrachtete sie sein Gesicht, traf auf einen humorvollen, forschenden Blick, der die treibende Neugierde aufscheuchte, die sie wieder verriet, als der Dämpfer lostobte und den Gedankenstoß blok-kierte, den sie auf ihn

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