Irsud
Nerven gegangen ist.” Sie schmeckte die Worte jetzt nicht mehr ab, sie spuckte sie aus wie bittere Samenkörner.
Asshrud schluckte und bemühte sich, ihren Schmerz unter Kontrolle zu bekommen. „Ihr könntet einen anderen nehmen”, platzte sie heraus.
„Nein, diese Besessenheit für den Bettsklaven Eurer Mutter …”
Die Kipu zögerte, um nach dem geeigneten Wort zu suchen. „… ist ekelerregend. Und das Beispiel, das Ihr bietet …” Sie ließ ihre Blicke über Asshruds Körper gleiten.
„Dies sind schwierige Zeiten”, fuhr die Kipu mit eisiger Stimme fort. „Wir alle müssen das Unnötige opfern, Belit. Sabut!”
„Rab’Kipu?” Eine rote Wächterin, eine aus dem anonymen Gewirr an der Wand, trat forsch an den Tisch.
„Nehmt Lisshan und bereitet ihn vor.”
Sie schnellte einen Finger in Richtung des untersetzten Mannes, der zunehmend kränklich aussah. Er versuchte, sich hinter Asshruds Körpermasse zurückzuziehen, erkannte dann die Hoffnungslosigkeit jeden Widerstandes und ging wie betäubt mit der Wächterin davon.
Asshruds Blicke folgten ihm aus dem Raum, ihr Gesicht war verzerrt von den Qualen, die in ihr am Werke waren. Sie wandte Aleytys einen leeren, funkelnden Blick zu. „Du … du … Ich werde es dir zurückzahlen!”
„Ihr vergeßt Euch, Belit.” Eine leichte, glatte Ölschicht der Befriedigung färbte diese Worte.
Asshrud fuhr herum, stieß unbeholfen gegen den Tisch, aber sie schien dies nicht zu spüren, obwohl sich der Tisch um mehrere Zoll verschob. „Und Ihr … weshalb?” Sie streckte zitternde Hände aus. „Weshalb stellt Ihr mich immer völlig bloß?”
Die Kipu wich zurück und tippte ihre Fingerspitzen sorgfältig gegeneinander. „Belit”, sagte sie kalt. „Ich glaube, Ihr würdet Euch in Euren Gemächern mehr wie Ihr selbst fühlen.”
Asshrud sah sie wieder an, ihr Gesicht voll ohnmächtigen Hasses, dann watschelte sie um den Tisch herum und stapfte langsam aus dem Raum.
Aleytys sah ihr nach; erneut war das Mitleid in ihr stark entflammt. Nicht einmal ein würdiger Abgang, dachte sie. Was für eine grausame Sache … so häßlich zu sein, so beleidigend für das Auge, daß einem niemand die tiefsten seelischen Schmerzen als ernst abnahm.
„Belit Gapp!” Die scharfe Stimme unterbrach Aleytys’ Grübeln.
Wo habe ich diesen Namen gehört … Sie schüttelte sich. Das Kind von Burashs Bruder. Sie hat ihren Vater verzehrt, als sie aus seinem Fleisch schlüpfte. Wie es die Alte bei mir tun wird. Aleytys blickte auf die unreife Nayid und erschauerte wieder.
Gapp schlenderte um ihr Tischende herum, ein unverschämtes Lächeln auf den derben Zügen. Sie blieb neben Aleytys stehen, besah sie sich von oben bis unten, wie ein Pferdehändler, der die Ware beurteilt, legte dann ihren Arm um Aleytys und drückte sie an ihren harten Körper. „Werdet Ihr mich die hier haben lassen?
Gefallen um Gefallen?”
Mit einem erbosten Seufzer lehnte sich die Kipu vor und betrachtete die unordentliche, schlampige Gestalt.
Während sich Aleytys unaufdringlich bemühte, sich loszumachen, fand sie Zeit zu bemerken, daß der feine Antagonismus, der zwischen der Kipu und Asshrud schwelte, hier nicht vorhanden war. Die Kipu zeigte sogar eine Art nachsichtiger Vernarrtheit, wie man sie einem verdorbenen, aber begünstigten Kind zuwenden mochte.
„Belit Gapp, als Letztgeborene habt Ihr eine Aufgabe.”
„Jawohl.” Sie drehte Aleytys mit achtloser Kraft herum, wobei ihre Blicke über ihren Körper huschten. Gapp ließ eine Hand achtlos von Aleytys’ Hals zu ihrer Hüfte hinuntersinken, ohne sich um die stillen Versuche, sich zu befreien, zu kümmern.
„Gapp!” Das Wort hieb plötzlich durch die Beschäftigung der Jungen, ließ sie herumfahren, so daß sie die Kipu ansah. „Laßt die Parakhuzerim los.”
„Oh … kommt schon. Laßt sie mich haben.”
„Gapp!”
Aleytys schüttelte sich, da die Berührung von Gapps Händen Übelkeit sauer in die Kehle hochbrachte. Geistesabwesend rieb sie sich die Arme. Wenn ich wieder in meinen Räumen bin, dachte sie, nehme ich ein Bad. Ich werde zweimal baden.
„Nehmt die Parakhuzerim und weist sie in ihre Rolle ein, damit sie morgen ihren Platz bei den Feierlichkeiten einnehmen kann.”
„Im, Kipu.” Gapp grinste Aleytys zu. Aleytys wich ein paar weitere Schritte zurück und sah sich rasch um.
„Muß sie?” fragte sie scharf.
Die Kipu beachtete sie nicht. „Gapp”, sagte sie schwer. „Hört mir
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