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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Möglichkeit ausdenken, die Kipu öffentlich zu fördern, damit sie einen Grund hat, die Illusion zu akzeptieren.”
    Sie drückte den vierten Finger herunter. „Vier. Soviel persönliche Freiheit wie möglich verlangen.” Sie lächelte ihn knapp an, drückte den letzten Finger nieder und schloß den Daumen über die anderen Finger.
    Burash sprang auf die Füße und begab sich rasch zum Ankleidetisch. Über die Schulter sagte er: „Du sagtest zwei Stunden?”
    „Ja.” Sie schaute ihn neugierig an. „Warum?”
    Er kam zurück, seine Hände voll knöcherner Haarnadeln. „Es ist immer noch Zeit für ein Bad und Zeit zum Einstudieren.” Er kniete sich neben sie und drehte ihr langes Haar zu einem Knoten auf ihrem Kopf zusammen, trieb dann die Nadeln mit schnellen, präzisen Bewegungen seiner Finger hinein. „Und ich werde dir das Richtige zum Anziehen suchen müssen.”
    Eine Stunde später schob Aleytys die Arme in die Ärmel einer blaugrünen Samtrobe, die mit knotenartigen Goldfäden in den allgegenwärtigen Blumenmustern bestickt war. Burash glättete die Falten über ihren Brüsten, zog sie zu starren, formellen Linien von den Schultern bis zu den Füßen. „Denk daran, die Alte war sich ununterbrochen ihrer Kleider und Posen bewußt. Sie studierte jede Sekunde ihre Wirkung, bewegte sich selten spontan, außer unter dem Einfluß äußerster Erregung. Halte dich immer unter Kontrolle, Leyta. Du kannst dir keinen Ausrutscher leisten, besonders deshalb nicht, weil diese Wesensart deinem Temperament so fremd ist.” Er stand auf und berührte sehr sanft ihre Wange.
    Sie bewegte leicht den Kopf, berührte mit den Lippen seine Handfläche, wich dann zurück und tänzelte leicht im Kreis herum, lachte, schwang die Arme in weiten Kreisen herum, was ihr Haar durcheinanderbrachte und die ordentliche Förmlichkeit der Falten zerstörte.
    „Leyta.”
    „Ein letztes Austoben, Burash.” Sie wurde still und strich das Durcheinander glatt. Während ihre Hände den sinnlich weichen Stoff streichelten, warf sie Burash einen Blick zu. „Wo hast du dieses prachtvolle Ding her?”
    „Frag nicht, Liebes.” Er lächelte sie an. „Paß auf den Saum auf, Leyta. Ich mußte das Unterteil abschneiden, sonst wärst du in den Falten ertrunken. Nun gut. Mach dich nicht wieder unordentlich; Sukall müßte jeden Augenblick hier sein. Erinnerst du dich an den Lift?”
    „Ich glaube, du bist nervöser als ich. Natürlich erinnere ich mich.” Sie lachte, aber plötzlich war sie ernüchtert, da der Klang schriller wurde, als es ihr gefiel. „Vielleicht aber auch nicht. Ich wünschte, das Warten wäre vorbei.”
    „Bleib einen Moment stehen.” Er tauchte unter dem Gobelin durch und kam wieder zurück; er trug einen Stuhl, schwer, kompliziert geformt, wie ein Thron mit Armlehnen. Vor Anstrengung brummend, stellte er ihn sorgfältig vor das Fußende des Bettes und richtete ihn mit der Verwöhntheit eines Mikrometers zur Mitte hin aus. Dann holte er einen passenden Fußschemel. „Nun. Setz dich und laß mich letzte Hand anlegen.”
    Aleytys kletterte auf den Stuhl; dies bereitete ihr einige Schwierigkeiten, denn dieses große Ding war für die zweieinhalb Meter der Nayid bemessen gewesen. Als sie schließlich saß und ihre kürzeren Beine herunterbaumelten, fühlte sie sich wie ein Kind und ließ die Finger auf den Armlehnen entlangtanzen, in ihrer nervösen Erregung unfähig, stillzusitzen.
    Burash schob den Fußschemel näher und zog die Falten um ihre Beine herum glatt. Die Füße ragten unter dem Saum des Gewandes hervor. Kichernd wackelte sie damit und sah zu, wie sich die blaßgoldenen Zehen bewegten.
    Er schnalzte mißbilligend, indem er seine Zunge gegen den Gaumen schnellen ließ.
    Aleytys schluckte. Sie schloß die Augen, atmete in bewußter Langsamkeit, versuchte, sich zu beruhigen, damit sie sich ohne Ablenkung auf die bevorstehende Zerreißprobe konzentrieren konnte. Nach einigen Augenblicken lehnte sie sich in dem Stuhl zurück; der Kopf ruhte an dem geschnitzten Holz. Sie öffnete die Augen und lächelte das besorgte Gesicht, das neben ihr schwebte, beruhigend an. „Sollte ich nicht Schuhe tragen?”
    Er runzelte mißbilligend die Stirn. „Ich habe nicht daran gedacht. Laß mich, …” Er eilte davon und kam mit einem kleinen Keramikkrug zurück.
    „Was ist das?”
    „Henna für deine Handflächen und deine Fußsohlen.” Er zog den Verschluß ab und tauchte einen Finger in die cremige rote Substanz. „Streck

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