Irsud
unter ihren Füßen hob. Als die kurze Panik verebbte, wuchs ein Gefühl des Frohlockens in ihr, ein Gefühl des vorausgeahnten Sieges, genährt von der Mischung aus Verwirrung und Furcht, welche von der grauhaarigen Veteranin ausstrahlte, die eisern die Vorderwand anstarrte.
Die Aufzugskabine kam rüttelnd zum Halten, und die Türplatte glitt auf. Sukall wollte hinaustreten.
„Nach mir!” sagte Aleytys barsch. Als die Wache zögerte, fegte sie an ihr vorbei in das Privatbüro der Kipu.
Ohne anzuhalten, mit gekünstelter Grazie, durchquerte sie das Büro und blieb vor dem scharlachroten Gobelin stehen, der den Bogendurchgang verschloß. „Nun?”
Sukall hastete an ihre Seite und hob den Gobelin für sie beiseite. Ohne Dank trat Aleytys durch den Türbogen und bewegte sich geziert, schwankend zu dem großen Schreibtisch der Kipu hin, die Hände förmlich in die weiten Ärmel der Robe gesteckt, Rükken und Kopf majestätisch aufrecht, das Gesicht eine eisige Maske.
Da Asshrud die Kipu anjammerte und Gapp Schimpfworte kreischte, war sie zu beschäftigt, Aleytys zu bemerken, bis diese hinter den Tisch trat und neben dem hochlehnigen Stuhl stehenblieb, Asshrud und Gapp gegenüber, einen Ausdruck leichten Widerwillens auf dem Gesicht.
„Parakhuzerim?” Neugier und ein anschwellender Zorn klangen in den schwungvollen Silben. Die Kipu klopfte mit den Fingern ihrer rechten Hand nervös auf den Tisch.
Aleytys zog die rechte Hand aus dem linken Ärmel und hielt sie hoch, den Zeigefinger gerade, die anderen Finger leicht gekrümmt, gebot sie der Kipu mit einer Geste, die wie ein elektrischer Schlag durch die arrogante Nayid schoß, zu schweigen. Aleytys spürte es und fand es vorübergehend schwer, ihre Pose beizubehalten, aber Ärger über die eigene Dummheit bestärkte sie, und sie schnellte diesen ausgestreckten Finger zu Asshrud herum. „Shiru Madis, deine mißgestaltige Häßlichkeit beleidigt mich nach wie vor.
Begib dich hinweg.” Sie wandte der zitternden Nayid die Schulter zu und starrte Gapp ruhig und kalt an.
„A … a … aber …” stammelte Asshrud; die fleischigen Wangen zitterten lächerlich. „Du kannst das nicht machen.”
Die Kipu blickte nachdenklich auf Aleytys, dann auf Asshrud.
Aleytys konnte sie vor einem Hintergrund schwacher Beunruhigung überlegen fühlen. Abrupt faßte sie ihren Entschluß. „Asshrud, wir werden diese Diskussion später fortsetzen. Kehre in die Königinnen-Etage zurück.” Ohne sich um Asshruds beleidigten Gefühlsausbruch zu kümmern, fuhr sie fort: „Sabut Ishat, geleite die Belit in ihre Gemächer.”
Noch immer protestierend, watschelte Asshrud vor der gelangweilten Wache her aus dem Raum.
Gapp kicherte schrill, aber ihr Gelächter verlor sich, als sie Aleytys’ eisigem Blick begegnete. „Um Alpitta”, stieß die junge Nayid wütend hervor, wobei sich ihr liderliches Gesicht zu einer mürrischen, finsteren Miene verzog. „Ardana. Sklavin”, höhnte sie. „Kriech in dein kleines Loch zurück.”
Aleytys hob erneut den Kopf, schnitt die Tirade ab. „Nutzloses, hohlköpfiges Küken”, sagte sie leise. Beide Hände waren jetzt aus den Ärmeln, der linke Daumen streichelte den Rücken der rechten Hand. „Selbstgefällige, hirnlose Kalamat, du wirst deine bedeutungslosen Anmaßungen zurücknehmen. Du wirst dich auf deine Stellung besinnen. Du wirst aufhören, mich mit deinem kindischen Gefasel zu ärgern.” Ihre ruhigen, säuregetränkten Worte trieben die Farbe aus dem Gesicht der jungen Nayid und weckten alptraumhafte Erinnerungen an zahllose Bastonaden, die ihr die Alte in früheren Zeiten verabreicht hatte.
Die Kipu strahlte kurz Unentschlossenheit aus, und der Hauch von Angst wurde vorübergehend stärker, aber über allem lag das heiße, grüne Leuchten ätzenden Ehrgeizes. Die Kipu verachtete die meisten intelligenten Wesen, die sie kannte, gründlich; die einzige, die sie jemals respektiert hatte, war die Alte gewesen, und dies nur, weil die alte Königin sie in einem Würgegriff der Furcht hielt. Sie klopfte mit dem Daumen gegen die Zähne. „Genug davon. Gapp, verschwindet aus diesem Raum. Spielt Eure Spielchen mit denen, die sich nicht dagegen sträuben. Oder sich dagegen sträuben können. Und kommt nicht mehr jammernd zu mir, wenn sich Eure Lustobjekte als widerspenstig erweisen.”
„Aber …” Gapp begann, ihre eigene Arroganz wiederzugewinnen. „Ihr habt es mir versprochen. Ihr habt gesagt …”
„Nichts. Ihr streitet mit
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