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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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deine Hände vor.”
    Nachdem Burash den Wirbel um sie beendet hatte und taktvoll in dem verborgenen Wartezimmer verschwand, wo noch immer die Hiiri hockte, krochen die Minuten für Aleytys auf bleiernen Füßen vorbei. Sie versteifte und wurde müde in ihrer stattlichen Haltung, wagte aber nicht, sich zurückzulehnen und sich zu entspannen. Mit locker im Schoß gefalteten Händen schloß sie die Augen und murmelte: „Harskari. Harskari, sprich zu mir.”
    Die bernsteingelben Augen öffneten sich, und wieder spürte Aleytys voller Ehrfurcht und beinahe Entsetzen die Aura ungeheueren Alters und Weisheit, die von der Präsenz der in ihr erwachenden Zauberin ausgestrahlt wurde. „Macht es dir etwas aus?”
    Ihr Flüstern war eine gestammelte Entschuldigung dafür, daß sie Harskari gestört hatte. „Ich brauche Beruhigung, wie ein Baby das Klopfen braucht”, hauchte sie.
    „Du hast deinen Weg gewählt, Aleytys.” Die Worte waren ruhig und ohne Eile. „Was willst du mehr? Zustimmung?” Aleytys fühlte ein geistiges Schulterzucken. „Ich habe dir den einzigen Rat gegeben, den ich dir geben konnte. Ziehe Burash zu Rate. Dies hast du getan und diesen Plan gemacht. Sehr gut. Wird er Erfolg haben? Wenn ich in die Zukunft blicken könnte, wäre ich dann hier? Hast du die Bedürfnisse und das Wissen der beteiligten Personen in Erwägung gezogen? Ja. Kannst du zufällige Ereignisse kontrollieren? Nein. Wenn du jetzt versagst, kannst du es wieder versuchen; mit etwas anderem, das besser zu dieser Situation paßt, nachdem du aus der Erfahrung gelernt hast? Ja. Du weißt dies alles, es sind einfach deine Nerven, die vor Aufregung zittern. Entspanne dich. Sukall kommt. Sie wird in wenigen Sekunden hier sein.” Die bernsteingelben Augen verzogen sich plötzlich zu einem schwachen Lächeln. „Etwas hast du tatsächlich vergessen, Kind.
    Die Instrumente der Kipu werden das Fehlen des Dämpfers feststellen. Nein. Keine Panik. Ich kann das für dich in Ordnung bringen.”
    Aleytys ballte die Finger zu Fäusten und stieß die Luft in einem kurzen, explosiven Ausbruch aus der Lunge. „Was habe ich sonst noch vergessen?”
    Die gelben Augen blinzelten nachdenklich, plötzlich weiteten sie sich. „Setz dich gerade hin. Reiß dich zusammen. Sukall kommt.”
    Der Gobelin klapperte an den Ringen beiseite, und eine rotgekleidete Wächterin trat forsch in den Raum. Als sie Aleytys in königlicher Ruhe dasitzen und warten sah, zuckten die stummelartigen Fühler überrascht.
    „Gut.” Aleytys sprach schroff, bevor die Wächterin ein Wort sagen konnte. „Ich habe der Kipu ernste Beschwerden vorzutragen.”
    Die Wächterin riß ihren Blick von Aleytys’ Händen los; der linke Daumen rieb langsam auf dem Rücken der rechten Hand hin und her. Sie schluckte, versteifte sich dann zu militärischer Starrheit.
    In dem Augenblick, in dem die Wächterin zu sprechen begann, bewegte Aleytys die Hand in einer kleinen, gebieterischen Geste.
    „Hol den Aufzug”, sagte sie, die Stimme dabei kühl und leise.
    Sukall zögerte eine Sekunde, dann marschierte sie zur Wand und schob den Gobelin beiseite und schlug die Handfläche auf das in die Wand eingelassene Quadrat aus milchigem Glas. Als die mit Schnitzwerk verzierte Wand geräuschlos in den Stein zurückglitt, rutschte Aleytys von dem Stuhl, strich die Falten ihrer Robe glatt und schritt in ostentativer Anmut an der Wächterin vorbei in die hohe, schmale Aufzugskabine. Dann wandte sie sich zu der Schiebetür hin um. preßte die Lippen zu einem ungeduldigen Strich zusammen und streichelte noch einmal den Handrücken mit dem Daumen.
    Sukall blickte wachsam auf die sich bewegenden Hände. Sie trat ein, drückte das Zwei-Quadrat, blickte dann geradeaus, als die Tür zuglitt und sich der Boden unter ihren Füßen zu heben begann.
    Aleytys unterdrückte eisern den Schauer der Furcht, der kurz an ihren Eingeweiden riß, und erinnerte sich …
    „Die Alte hat ihn immer benutzt”, sagte Burash. „Wenn sie mit der Kipu reden wollte. Bis sie an ihr Zimmer gefesselt war. ”
    „Was ist ein Lift?” Als sie seinem überraschten Blick begegnete, spreizte Aleytys die Finger. „In meiner Heimat war eine knarrende alte Wassermühle die phantastischste Maschine, die wir hatten, wir benutzten sie, um darin Mehl zu mahlen und Spinnräder zu betreiben. Wir lebten vom Geschick unserer Hände, der Kraft unserer Tiere. ”
    Sie zwang ihre Gedanken wieder in die Gegenwart zurück, während sich der Boden sanft

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