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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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den Schnabel heran, war gleichzeitig aber auch nicht bereit, furchtsam zu erscheinen.
    Der Falke erhob sich in die Luft, als Aleytys ihn freiließ, kreischte seine Freude über seine Freiheit hinaus.
    „Interessant”, sagte er kühl. „Aber welchen Nutzen hat das für mich?”
    Aleytys hob die Brauen. „Meinen Verstand ebenso wie meine Fähigkeiten anzuzapfen? Schande, Nakivas, wenn man versucht, zwei Dinge zum Preis von einem zu bekommen.”
    Er rieb sich die Nase und schaute nachdenklich zum Himmel hinauf. „Ich sehe wenig Nutzen für diese zugegebenermaßen ungewöhnliche Gabe.” Er schwieg eine kleine Weile. „Die Sippen werden nächsten Monat hierher kommen. Unter Waffenstillstand. Der Sklavenmarkt.”
    „Interessant”, murmelte sie. „Und wenn sie weggehen? Wohin gehen sie?”
    „Hierhin und dorthin.”
    „Hm. Ich habe Tauteassa, die Gabe, Gefühle lesen zu können.”
    „Ah.” Er musterte sie eindringlich, seine Blicke fuhren ihre Gestalt durch das locker sitzende Gewand hindurch, das sie um sich gezogen hatte, nach. „Eine nützliche Gabe. Ich sehe, daß ich einen kühlen Kopf bewahren muß. Du kannst eine Lüge von der Wahrheit unterscheiden?”
    „Ja.”
    „Schattierungen der Wahrheit von voller Wahrheit?”
    „Schwieriger, aber möglich.”
    „Angenommen, ein Gefangener würde verhört werden. Könntest du über Lüge und Wahrheit hinaus noch andere Spuren ausschnüffeln? Sagen wir, die schwachen Punkte in einer Abwehr?
    Oder …” Er zuckte mit den Schultern.
    „Emotionen sind selten einfache Dinge. Ein Mensch kann sich aus vielen Gründen fürchten, oder zuversichtlich sein. Aber .,.
    Wenn ich genug Zeit habe, genug Fragen stellen kann: ja. Richtig angewandt, können eine ganze Menge Informationen gesammelt werden. Fehlerlose Informationen.” Sie faltete die Hände und sah ihn an.
    „Und wenn jemand versucht zu handeln?” Er gluckste. Ein stilles Vergnügen erfüllte ihn, gepaart mit einem starken Verlangen nach der Macht, die sie darstellte. Er wußte, was er abstrahlte, kämpfte kurz dagegen an, schüttelte dann ein plötzliches Gefühl des Unbehagens ab, ein Unwohlsein, das dem dahintreibenden Selbstvertrauen, das ihn für gewöhnlich im Griff hatte, fremd war.
    „Ja.” Aleytys lächelte strahlend. „Einige weitere Faktoren vorausgesetzt, kann es ein unschlagbarer Vorteil beim Handeln sein.”
    „Ah.” Er starrte auf seine Hände hinunter, öffnete und schloß sie auf den Knien. „Der Hyon …” Er brach ab. „Jener dort. Er will zu seiner Geburtssippe zurückkehren?”
    „Es könnte sein.” Sie ließ Burash ein Lächeln zublitzen und ihre Hand auf der seinen ruhen, einen Moment lang durch das eindringliche körperliche Bewußtsein seiner Nähe abgelenkt. Nakivas beobachtete diesen Blickwechsel mit beträchtlichem Interesse.
    „Wenn man dies arrangieren könnte, dann wäre jemand mit der Gabe Tauteassa eventuell bereit, den Hiiris bei einem Geschäft mit einem Fremden zu helfen?”
    „Es könnte so sein.” Sie rieb mit einem Zeigefinger über die Lippen, während sie sein Gesicht betrachtete, dann tiefer sondierte. Er schien sein Angebot einigermaßen ehrlich zu meinen.
    „Arrangieren?”
    „Eine der Sippen könnte dazu gebracht werden, Geleit zu geben.”
    „Ah.”
    „Es ist eine lange und gefährliche Reise. Eine Heilerin wäre nützlich.”
    „Ah.”
    „Eine Heilerin könnte bei den Sippen auch viel Ehre finden.” Er tätschelte leicht die harten, drahtigen Muskeln seiner Oberschenkel. „Es wird schwer sein, irgendeine Hiiri-Sippe davon zu überzeugen, daß sie jemandem Asyl gewähren muß, der denen, die sie hassen, so stark ähnelt. Die Ehre der Heilerin könnte vielleicht den notwendigen Ausgleich bilden. Eine Heilerin, die bei den Hiiri bleiben würde, um deren Bedürfnissen zu dienen.”
    Aleytys seufzte und streckte sich. „Einverstanden”, sagte sie leise. „Aber die Heilerin hat auch Bedürfnisse. Eine Jahreszeit.”
    Nakivas verengte seine Augen, schürzte die Lippen, versuchte, so viel herauszuholen wie irgend möglich. „Wert gegen Wert. Ein langer Dienst für einen langen Treck.”
    „Hm. Kürzt den Treck ab.” Ganz plötzlich gab sie das Um-denheißen-Brei-Herumreden auf. „Bringt Burash und mich zur Sternenstadt, und ich werde euch eine Jahreszeit lang beim Heilen und Handeln und welchen Nutzen ihr sonst noch für meine Gaben findet, zudienste sein.”
    Sie spürte seine starke Befriedigung. Er faßte ihre plötzliche Kapitulation

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