Irsud
Hals gebrochen. Er richtete sich auf, stürzte durch die schwere, widerstrebende Luft zurück. Als er sich wieder an dem Gobelin vorbeischob, fuhr das Diadem zu seinem Baß-Läuten hinauf. Wieder schlängelte sich Swardheld durch die aufmerksam gewordenen Wächterinnen. Sie starrten immer noch umher, bewegten sich mit übertrieben langsamer Bewegung, suchten vergeblich nach dem flüchtigen Schatten, der ein zweites Mal an ihnen vorbeihuschte.
Er glitt am Gobelin vorbei und raste durch das Zimmer zum Bett.
Die Diademtöne erklangen wie Feuerfunken, schwebten durch die Luft, die Steifheit glitt von Aleytys’ Körper. „Geschafft, Freyka. Tauch in die Kissen und tu so, als würdest du schlafen.” Die schwarzen Augen schlossen sich, plötzlich war sie ganz allein.
Nervös zitternd, glitt Aleytys aus der Robe und hantierte an den Decken. Draußen, im Korridor, konnte sie zunehmendes Stimmengemurmel hören, die Wachen reagierten auf die vor wenigen Sekundenbruchteilen erlebten mysteriösen Geschehnisse. „Beeil dich …” Ein Klangfaden … sie konnte nicht einmal sagen, von wem er kam … erschreckte sie, als wäre ein heißer Draht über ihre Kehrseite gezogen worden, und sie warf sich ins Bett. Das leere Bett.
Einen Augenblick lang überwältigte sie Kummer, vertrieb alles andere; unter Tränen griff sie nach dem Kissen neben sich, vergrub das Gesicht darin und schluchzte schmerzhaft.
Die Wächterinnen kamen in das Zimmer geströmt. Drei stürmten durch den Garten, die Saydi-Resh trottete vorsichtig zum Bett.
„Damiktana?”
„Was?” Aleytys setzte sich auf und wischte sich über die Augen, froh über die zusätzliche Intimsphäre, die ihr der Vorhang bot.
„Warum bist du hier?” Sie schärfte ihre Stimme an den Ohren der Wächterin.
„Etwas …” Die Stimme der Nayid brach, sie hielt inne, ärgerlich und ängstlich. Aleytys konnte spüren, wie sie ihren Rücken versteifte. „Etwas ist an uns vorbeigerast und in Eurem Zimmer verschwunden. Habt Ihr etwas gesehen, Damiktana?”
„Ich habe geschlafen. Du meinst, ein weiterer Überfall auf mich?”
„Ich weiß nicht.”
„Du weißt nicht viel. Etwas. Ein nebelhaftes Ding. Kam hier durch. Warum habt ihr es nicht aufgehalten, was immer es auch war? Dafür seid ihr doch da.”
„Es bewegte sich zu schnell, Damiktana, und es war schwer zu sehen.”
„Und nun?”
„Die Sabutim durchsuchen den Garten.”
„Wenn ihr dieses Ding im gut beleuchteten Korridor nicht sehen konntet, wie könnt ihr dann erwarten, es dort draußen zu finden?” Sie deutete zum Garten hin, vergaß dabei, daß die Wächterin diese Geste nicht sehen konnte. „Es ist dunkel dort draußen.”
Die Wächterin knallte die Hacken zusammen. „Wir müssen es versuchen, Damiktana.”
„Ha.” Aleytys wischte sich das Gesicht mit dem Laken ab. „Ruf die Kipu.”
„Damiktana …”
Die Sabutim marschierten in das Zimmer zurück und unterbrachen sie. Die Saydi-Resh drehte sich voller Erleichterung zu ihnen um. „Nun?”
„Nichts, Elu Resh.”
„Nichts? Die Mauerwachen?”
„Haben nichts gesehen.”
„Ihr habt das gesamte Grundstück durchsucht?”
„Im, Elu Resh.”
„Im. Kehrt auf eure Posten zurück.”
Erleichtert, stumm salutierte das Trio und schritt aus dem Raum.
Aleytys zog die Robe wieder um sich. Sie trat in die Mitte des Raumes und wartete, bis die Saydi-Resh das Bett umrundet hatte.
„Ruf die Kipu”, wiederholte sie scharf.
„Ja, Damiktana.” Die Wächterin gab sich geschlagen und betätigte den Rufer. Nach mehreren Rufen erklang die ärgerliche Stimme der Kipu ähnlich dem gereizten Sirren einer Mücke. „Ihr habt hoffentlich etwas Gutes zu melden?”
„Rab’Kipu, die Damiktana.”
„Schon wieder! Was ist passiert?”
„Etwas kam aus ihrem Zimmer in den Korridor hinausgehuscht, kehrte dann Sekunden später zurück.”
„Etwas? Was?”
„Ich weiß es nicht. Wir konnten nur einen flüchtigen Blick auf ein Schattending erhaschen. Keine Gestalt, die wir erkennen konnten. Es hat sich so schnell bewegt, daß es verschwunden war, bevor wir eine Chance hatten, irgend etwas zu tun. Wir haben das Zimmer der Damiktana sowie das Gartengrundstück durchsucht, jedoch nichts gefunden. Die Damiktana bestand darauf, daß ich Euch rufe.”
„Ah.” Es gab einen Augenblick Stille. „Kehrt auf Euren Posten zurück. Ich bin sofort unten.”
„Im, Rab’Kipu.” Die Wächterin schaltete den Kommunikator aus, verbeugte sich kurz vor Aleytys und
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